Fotos: S. Tholius, Hotel-Gasthof-Metzgerei Wittmann
Wie ist es Ihnen in der Vergangenheit gelun-gen,
Auszubildende zu finden und für Berufe
im Fleischerhandwerk zu begeistern?
Meiner Meinung nach findet man junge Leute
indem man diese Generation für den Beruf be-geistert
und das auch vorlebt. Man verbringt
mit seinen Mitarbeitern doch mehr Zeit als
mit seiner eigenen Familie. Also müssen wir
es ihnen so angenehm wie möglich machen.
Nur wer sich wohlfühlt, bringt Leistung. Natür-lich
wird es schwieriger, gute Leute zu finden
– deshalb müssen wir neue Wege gehen und
ihnen ein Wir- bzw-Stolz-Gefühl vermitteln.
Warum engagieren Sie sich 2018 besonders
für die jungen Leute des Vereins „Fleischer-handwerk
– wir sind anders“?
Den Verein empfinde ich als geniale Plattform
für junge und erfahrene Leute, die in einem
Boot sitzen. Wir müssen die Sprache der jun-gen
Leute lernen. Außerdem finde ich den
Kollegenaustausch so enorm wichtig. Hier ist
man nicht futterneidisch, wie man dies oft in
Verbänden findet. Die sind doch nicht ehrlich
zueinander und lügen sich oft noch was vor
– wer hat denn da was davon? Mein Motto:
Nur gemeinsam sind wir stark. Der Kalender ist
nur ein Mittel zum Zweck. Das Wichtigste ist
der Zusammenhalt.
Wie würde es Ihrer Meinung eher gelingen
junge Menschen für Handwerksberufe zu sen-sibilisieren?
Wir müssen unser Handwerk so darstellen,
wie es ist. Wir sind Kulturschaffende, veredeln
Lebensmittel und haben dabei enormen Respekt
vor dem, was wir verarbeiten – dem
Lebewesen. Ein ehrliches
Handwerk mit Wertschätzung.
Abgesehen von
dem, was unser Hand-werk
bietet. Streetfood
ist nur ein Beispiel –
wir sprechen doch die
Sprache
der Welt. Außer-dem
sind deutsche Metz-ger
überall in der Welt
gefragt. Auf dem gesam-ten
Erdball beneidet man
uns wegen unseres Wis-sens
um die Wurstherstellung. Wir müssen es
nur lernen zu vermitteln und zu begeistern.
Ihr Betrieb wird sich in den nächsten Monaten
radikal verändern. Was planen Sie genau?
Ich habe das Glück, alle meine drei Kinder für
unsere Branche begeistern zu können und
sie haben Berufe des Handwerks und der
Gastronomie
erlernt. Die große Tochter Nadja
(1. Bayerische Weißwurstkönigin) ist Hotel-fachfrau
und Metzgerfachverkäuferin. Sie
leitete bis 2016 unser Hotel und führt nun
mit ihrem Ehemann eine eigene Metzgerei
in Sulzbach-Rosenberg. Mein Sohn Tim ist
Metzgermeister, Koch und Fleischsommelier
und wird mein Nachfolger. Derzeit ist er in un-serem
Restaurant Küchenchef und wird wäh-rend
des Neubaus in die Unternehmensfüh-rung
mit integriert. Die jüngste Tochter Jana
ist Hotelfachfrau und mit ihrer Berufsbildung
noch nicht ganz fertig. Sie führt in Zukunft das
Hotel und Restaurant. Meine Frau Hildegund
führt den gesamten Verkauf und das Catering
und kümmert sich mit geschicktem Händchen
um die Deko. Geplant ist 2019 – sofern wir alle
Baugenehmigungen erteilt bekommen – ein
kompletter Neu- und Anbau. Dieser umfasst
18.000 m². Es entsteht eine Erlebnismetzgerei
neben zwei verschiedenen Restaurants (Steak-haus
und bayerisches Wirtshaus). Das Hotel
wird von 33 auf 58 Zimmer erweitert, inklu-sive
Wellnessbereich und zusätzlichen Konfe-
renzräumen. Drei aneinander stehende Ge-bäude
werden zu einem Trakt verbunden.
In diesem modernen Gebäude entsteht auf
dem Dach eine Skybar.
Das Thema Weißwurst spielt weiter eine
enorme Rolle. Die 1. Weißwurst-Akademie und
das 1. Weißwurst-Museum bleiben im Kon-zept
erhalten, Hotelrezeption mit Lounge und
Neumarkter Bierbar sind weitere Highlights
unseres Gesamtkonzeptes. Gerade bei einem
so großen, radikalen Umbau mit Erweiterung
sind gute und motivierte Mitarbeiter enorm
wichtig. Wir können nicht alles selber machen
– gerade deshalb sind unsere Mitarbeiter nach
der Familie das Allerwichtigste.
Wir wünschen
uns nur eines: Gesundheit! Fleiß und Erfolg
kommen dann ganz bestimmt.
Vielen Dank für das Gespräch. mth
NEUE WEGE GEHEN
Norbert Wittmann ist Metzgermeister, Augsburger Fleisch-Sommelier
und ein Visionär. Im Gespräch erläutert er warum Zusammenhalt in der
Branche heute wichtiger ist denn je.
Illustration der Pläne für den Um- bzw. Neubau
INTERVIEW
6/2018 15