Trends & Märkte
Inflationsbedingtes Wachstum
Die deutsche Ernährungs-
industrie erwirtschaftete im
ersten Halbjahr 2022 einen
Umsatz von 103,3 Milliarden
Euro. Die Bilanz gegenüber
dem Vorjahr weist somit ein
inflationsbedingtes Plus von
knapp 16 Prozent auf.
Preisbereinigt ergibt sich für den Vergleichszeitraum
lediglich ein leichtes
reales Umsatzplus von 0,8 Prozent.
Wenngleich das mengenmäßige Umsatzwachstum
überschaubar blieb, so erhöhte
sich die Lebensmittelproduktion im
ersten Halbjahr 2022 mit einem kalender
und saisonbereinigten Zuwachs von
7,6 Prozent.
Mit einem Anteil von knapp 67 Prozent
am Gesamtumsatz bleibt der Inlandsmarkt
weiterhin der Hauptabsatzmarkt
der Branche. Im Vorjahresvergleich stieg
der nominale Umsatz von Januar bis Juni
2022 um 17,1 Prozent. Stark begünstigt
wurde diese Entwicklung durch eine
deutliche Teuerung. Die Erzeugerpreise
stiegen gegenüber dem Vorjahr um 14,4
Prozent. Für das Inland steht somit ein
moderates reales Umsatzwachstum von
2,9 Prozent zu Buche.
Galt der Export lange Zeit als Wachstumsmotor
der Branche, so blieb dieser
Impuls im ersten Halbjahr 2022 aus. Bei
stark steigenden Ausfuhrpreisen von
plus 18,2 Prozent verzeichnete die Branche
im Export einen nominalen Zuwachs
von 12 Prozent.
Die exportierten Mengen waren jedoch
rückläufig, preisbereinigt musste der Lebensmittelexport
einen realen Verlust
von 4,7 Prozent hinnehmen. Insgesamt
wurden im ersten Halbjahr 2022 Lebensmittel
im Wert von 34,8 Milliarden
Euro exportiert.
n Deutsche sparen lieber
bei Lebensmitteln als beim Auto
Drei Viertel der Deutschen gehen derzeit
im Vergleich zu den Vorjahren sparsamer
mit ihrem Geld um, und 64 Prozent haben
ihr Einkaufsverhalten geändert. Das ist das
Ergebnis einer repräsentativen You Gov-
Umfrage im Auftrag von Ebay. Gespart wird
vor allem in den Bereichen Kleidung und
Mode (23 Prozent), Lebensmittel (18 Prozent)
und Urlaub (16 Prozent), während auf
die Mobilität mit dem Auto nur gut jeder
Zehnte (11 Prozent) verzichten will. Als konkrete
Verhaltensänderung geben 47 Prozent
überlegtes Einkaufen an. 33 Prozent
ersetzen Markenprodukte durch günstigere
Handelsmarken und 29 Prozent schränken
sich insgesamt im Konsum ein. Im Alltag
nutzt mehr als die Hälfte der Sparer
Rabattaktionen. 42 Prozent nehmen an
Cashback-, Treuepunkt- oder Gutscheinaktionen
teil und 41 Prozent gehen lieber zum
Discounter statt zum Supermarkt.
n Werbeaufwendungen
der Discounter sinken
Die Hälfte der „Top Ten“ der Werbungtreibenden
in Deutschland haben laut der aktuellen
Nielsen-Zahlen von Januar bis August
weniger in Werbung investiert als in den
ersten acht Monaten des Vorjahres. Das
gilt auch für die Discounterketten Aldi (minus
19,6 Prozent) und Lidl (minus 10,8 Prozent),
die aber immer noch die Plätze drei
und vier belegen. Zugelegt haben dagegen
die großen Lebensmittelhändler. Edeka verbuchte
mit einem Plus der Werbeausgaben
von 13,5 Prozent. Mit Aufwendungen
in Höhe von 210,735 Millionen Euro lag
Edeka hinter Rewe (215,208, plus 6,1 Prozent)
auf Platz sechs im Ranking. Bei diesen
Zahlen handelt es sich allerdings um Brutto
Umsätze, bei denen Rabatte oder Austauschgeschäfte
als bezahlte Werbung gewertet
werden. Sie geben daher über die
genauen Umsätze keine Auskunft, stellen
aber eine Entwicklung dar.
n Hohe Nachfrage
bei knapper Rohware
Die deutsche Naturdarmbranche blickt auf
ein bewegtes 2021 zurück. Die Rohware
war weltweit knapp, Lager- und Lieferkapazitäten
gab es nur mit Einschränkungen
und zu stark erhöhten Preisen, gleichzeitig
nahm die Nachfrage in vielen Ländern zu.
Insgesamt wurden in Deutschland 209.117
Tonnen (Vorjahr: 227.832 Tonnen) mit einem
Wert von 873,6 Millionen Euro (Vorjahr:
892,5 Millionen) gehandelt. Davon
entfielen in der Menge 62 Prozent auf die
Ausfuhr, wertmäßig lag der Anteil bei 48
Prozent. Die Rückgänge seien auch Folge
hoher Inlandsnachfrage bei wichtigen Lieferländern.
So wachse der Eigenbedarf in
China rasant, was die Verfügbarkeit von
Schafs- und Schweinedärmen beeinflusse.
Ähnliches gelte für Brasilien, einem wichtigen
Handelspartner für Rinderdärme, erklärt
Heike Molkenthin, Vorsitzende des
deutschen Naturdarm-Verbandes.
10/2022 Fleisch-Marketing 9