OKTOBERFEST • SERVICE & BEDIENUNG
Blasses Würstl
Die bekannteste Münchner
Spezialität und daher für jedes
Oktoberfest unverzichtbar ist
die Weißwurst. Zu ihren traditio-
nellen Begleitern gehören süßer
Senf, Brezn und Weißbier.
Legendär ist ihre Entstehungsgeschichte
der Weißwurst, denn nach
der Überlieferung stand ein Missgeschick
am Anfang der Erfolgsstory. Als der
Moser-Sepp, der eine Bierwirtschaft am
Münchner Marienplatz betrieb, am Faschingssonntag
des Jahres 1857 Bratwürste
für die hungrigen Gäste vorbereiten
wollte, merkte er, dass ihm der
Schafdarm ausgegangen war. In der Not
griff er zum Schweinesaitling, um das
Wurstbrät abzufüllen. Da er jedoch befürchtete,
dass die zarte Haut beim Braten
platzt, brühte er sie in einem Kessel mit
heißem Wasser. Die neue Wurst fand sehr
viel Anklang und trat einen beispiellosen
Triumphzug an.
Auch wenn es mittlerweile viele ernsthafte
Zweifel an dieser Entstehungsgeschichte
gibt, wird die Anekdote immer
wieder gern erzählt – insbesondere von
Münchner Fremdenführern. Und so ist es
nicht verwunderlich, dass in der bayerischen
Landeshauptstadt am 22. Februar
2007 der 150. Geburtstag der Weißwurst
gebührend gefeiert wurde.
Anders als die Frage nach ihren Wurzeln
ist die Frage, was in dem „blassen
Würstl“ steckt, eindeutig zu beantworten.
Es besteht aus Kalb- sowie Schweinefleisch
und ist in der Regel mit Petersilie
und Zwiebeln gewürzt. Der Magerfleischanteil
muss überwiegend – also mindestens
51 Prozent – aus Kalbfleisch bestehen.
Das „Häutelwerk“, das zugesetzt wird,
darf nicht mehr als zehn Prozent der
Wurstmasse betragen, der Fremdwassergehalt
nicht 25 Prozent und der Fettgehalt
nicht 30 Prozent übersteigen.
In Bayern sind zwei Arten, eine Weißwurst
zu essen, zulässig: entweder mit
Für ein Oktoberfest unverzichtbar ist die
Münchner Weißwurst, die meist von süßem Senf,
Brezn und Weißbier begleitet wird.
Vom Pferderennen zum
weltberühmten Spektakel
Die Geschichte des traditionsreichen
Oktoberfestes beginnt 1810, dem Jahr
der Vermählung von Ludwig von Bayern
und Prinzessin Therese von Hildburghausen.
Um das Volk zu unterhalten,
veranstaltete man ein Pferderennen
auf einer Wiese am Stadtrand, die zu
Ehren der Braut Theresienwiese genannt
wurde. Das Spektakel fand so
großen Anklang, dass man beschloss,
die „Oktober-Feste“ jährlich zu wiederholen.
Und da der September laut Bauernkalender
mehr schöne Tage bringt,
wurde die „Wies‘n“ im Laufe der Zeit
vorverlegt. Im Laufe der Jahrzehnte
entwickelte sich das Volksvergnügen
zum weltberühmten Großereignis mit
Bierzelten, Hendlbratereien, Schaustellern
und Karussells.
der Hand, dem „Zuzzeln“, oder mit Messer
und Gabel. Beim „Zuzzeln“ wird der Inhalt
mit den Zähnen aus dem Darm gesaugt.
Bei dem Gebrauch von Messer und Gabel
unterscheidet man zwischen „Längsschnitt“
und „Kreuzschnitt“, der allerdings
Foto: Colourbox
kaum noch angewendet wird. So wird die
Weißwurst meist der Länge nach aufgeschnitten
und die beiden Wursthälften
werden auseinander geklappt. Ein Tabu
ist es in Bayern, die Wurst in Stücke zu
schneiden.
Auch die deutschen Gerichte beschäftigte
die Weißwurst schon. Ausgelöst wurde
der Streit von der „Schutzgemeinschaft
Münchner Weißwurst“. Sie beantragte die
Aufnahme in das Verzeichnis der geschützten
Ursprungbezeichnungen und
geschützten geographischen Angaben.
Das Deutsche Patent- und Markenamt
stimmte dem Antrag zu, so dass die
„Münchner Weißwürste“ nur noch von
Betrieben in der Stadt oder im Landkreis
hergestellt werden durften. Konkurrenten
klagten dagegen, und das Bundespatentgericht
gab ihnen letztinstanzlich Recht.
Die Wurst sei eine regionale, hauptsächlich
südbayerische Spezialität und nicht
auf den Herstellungsort München beschränkt,
hieß es in der Urteilsbegründung.
8/2022 Fleisch-Marketing 25