SCHWERPUNKT • ALTERSSPEZIFISCHE SORTIMENTE
Lebendige
Markenwelten
Handelsmarken sind eine
ernstzunehmende Konkurrenz
für die Markenartikelhersteller im
Fleisch- und Wurstbereich. Eine
Ausnahme bildet die Kinderwurst-
Nische, die mittlerweile von zwei
Herstellern beherrscht wird.
Die Bärchen-Range von Reinert
unter dem Dach von The Family
Butchers und Stockmeyers Ferdi
Fuchs decken mehr als 90
Prozent des Marktes ab.
Der Grund für die Vormacht der
Marke im Segment der Kinderwurst
liegt auf der Hand. Offensichtlich
vertrauen junge Mütter bei der
Ernährung des Nachwuchses mehr den
klassischen Marken als den anonymeren
Private Labels. Mittlerweile sind die
beiden großen Player – Reinerts Bärchen
und Stockmeyers Ferdi Fuchs – nahezu
konkurrenzlos. Während sie vor zehn
Jahren für etwa 60 Prozent des Absatzes
verantwortlich waren, sind es mittlerweile
mehr als 90 Prozent.
Beide Unternehmen reklamieren für sich
die Marktführerschaft, wobei dieser Anspruch
auch immer ein Ergebnis der Betrachtungsweise
ist. So erklärt die Westfälische
Fleischwarenfabrik Stockmeyer,
dass sie mit rund 50 Prozent Marktanteil
beim Absatz und beim Umsatz weiterhin die
„beliebteste Kinderwurstmarke Deutschlands“
anbiete. Dabei bezieht sich die
Heristo-Tochter auf das GfK Consumer Panel,
Absatz und Umsatz SB-Kindewurst 2021.
Kinder sind nicht nur die Kunden von morgen,
sondern beeinflussen auch stark das Kaufverhalten
ihrer Eltern. Entsprechend umworben wird diese
Zielgruppe – allerdings nicht im Wurstbereich.
Zum Wachstum der beiden Marken tragen
natürlich auch die Werbeaktivitäten bei. So
begleitete Reinert die Einführung seiner
Bärchen Mini-Frikadellen mit Gemüse mit
einer großangelegten Marken-Kampagne
inklusive reichweitenstarken TV-, Print-,
Digital-, und Point-of-Sale-Maßnahmen.
Und Ferdi Fuchs startet in diesem Sommer
eine große Promotiontour quer durch
Deutschland.
Reduzierter Fettgehalt
Ein weiterer Baustein des Erfolges sind die
speziellen Internet-Auftritte, mit denen
nicht nur die Eltern mit Informationen zu
Ernährung, sondern vor allem die Kinder
spielerisch angesprochen werden sollen. So
ist die interaktive Ferdi-Fuchs-Homepage
in einen Erwachsenen- und einen Kinderbereich
unterteilt. Dort wird die Markenwelt
von Ferdi Fuchs und seinem Freunde-Team
lebendig dargestellt und verschiedene
Mitmach-Aktivitäten angeboten. Auf der
Bärchen-Website wartet beispielsweise
Foto: TFB
Diskussionen
um Werbeverbot
Zu Diskussionen hat kürzlich eine Empfehlung
der Verbraucherschutzministerkonferenz
geführt. Es wurde vorgeschlagen, Lebensmittelwerbung
gegenüber Kindern zu
verbieten, so lange die Lebensmittel nicht
einem bestimmten Nährwertprofil entsprächen.
Der Lebensmittelverband Deutschland
kritisierte die Tendenz der aktuellen
Regierung, die Menschen in Deutschland
erziehen zu wollen. Sinnvoller wäre es, die
Menschen zu animieren, einen gesunden
Lebensstil zu leben. Dazu gehörten Bildung
und Aufklärung von Klein an, damit bereits
die Jüngsten lernen, was zu einer ausgewogenen
Ernährung gehört und wie sie mit
Werbung umgehen müssen. Dabei seien vor
allem die Eltern gefragt, die – wie eine Umfrage
zeigt – das auch so sehen. Bei der Studie
des Marktforschungsinstitut Insa Consulere
im Auftrag des Zentralverbands der
Deutschen Werbewirtschaft gab die deutliche
Mehrheit der Befragten (76 Prozent)
an, dass sie sich selbst in der Verantwortung
sehen, wenn es um eine ausgewogene
Ernährung ihrer Kinder geht. Herstellern
von Lebensmitteln (6 Prozent) und dem
Staat (3 Prozent) wird nur eine sehr geringe
Bedeutung beigemessen.
14 8/2022 Fleisch-Marketing