ALTERSSPEZIFISCHE SORTIMENTE • SCHWERPUNKT
Altersspezifische Produkte
richten sich vor allem an zwei
attraktive Zielgruppen: Kinder
und Senioren. Doch während
beim Nachwuchs die Rezep-
turen eine wichtige Rolle
spielen, stehen bei den „Best-
Ager-Produkten“ Verpackungsgrößen
und Conveniencegrad
im Vordergrund.
Foto: Colourbox
Heterogen
und lukrativ
bereit, Geld auszugeben – auch für hochwertige
Nahrungsmittel.
Allerdings handelt es sich bei den „Best
Agern“ um keine homogene Einheit, was
die richtige Wahl des Marketing-Mix
schwierig macht. Denn die heute 50-Jährigen
haben noch mindestens 17 Jahre
Erwerbstätigkeit vor sich, laufen Marathon
und müssen sich oft noch mit ihren
pubertierenden Kindern auseinandersetzen.
85-Jährige haben natürlich anders
gelagerte Probleme und bei den 70-Jährigen
altern die einen körperlich, die
andern geistig, die dritten scheinbar
überhaupt nicht.
Ein Ansatzpunkt für spezielle Produkte
sind die altersbedingten körperlichen
Veränderungen, die sich in der Ernährung
widerspiegeln. Die Abnahme von Knochenmasse,
Muskulatur und Wassergehalt
im Körper sowie die Zunahme der
Fettmasse führen zu einem verminderten
Energiebedarf, da der Grundumsatz – die
Energiemenge, die in Ruhe verbraucht
wird – sinkt. Darauf haben die Hersteller
mit kleineren Packungsgrößen reagiert.
Das gilt auch für ein gewachsenes Convenience
Angebot, denn viele ältere
Menschen leben in Ein-Personen-Haushalten
und scheuen den relativ großen
Aufwand, wenn sie nur für sich kochen. Es
fällt aber auf, dass Handel und Industrie
erstaunlich wenige Senioren-Produkte
anbieten. Das mag auch daran liegen, dass
sich viele Senioren als normaler Teil der
Bevölkerung sehen, die keine Sonderbehandlung
wünschen.
Kritische Kunden
Punkten kann man im Wettbewerb um
diese Klientel aber mit gut sortierten
Bedienungstheken. Da bei den „Best
Agern“ das Einkaufsverhalten meist nicht
mehr ausschließlich von Versorgungsaspekten
geprägt ist, wird ihre Kaufentscheidung
oft wohlüberlegt getroffen.
Und an den Theken finden die erfahrenen
und kritischen Kunden nicht nur exquisite
Waren, sondern erhalten im direkten
Dialog auch umfassende Produktinformationen
und kompetente Antworten auf
ihre Fragen.
Der Anteil der älteren Konsumenten ver-
größert sich, entsprechend lukrativ ist die
Zielgruppe der kaufkräftigen „Best Ager“.
Der demografische Wandel ist in
Deutschland längst angekommen.
Die sinkende Zahl der Menschen
im jüngeren Alter und die gleichzeitig
steigende Zahl älterer Menschen verändern
die Bevölkerungspyramide erheblich.
Obwohl Deutschland in den
vergangenen Jahren eine ungewöhnlich
starke Zuwanderung vor allem junger
Menschen erlebt hat, ist jede fünfte Person
in Deutschland älter als 66 Jahre.
Das Voranschreiten des Wandels macht
ein Vergleich des Altersaufbaus im Jahr
2019 mit dem Jahr der deutschen Vereinigung
1990 deutlich. Die stark besetzten
Jahrgänge von 1955 bis 1970, die
zur sogenannten Babyboom-Generation
gehören, bildeten im Jahr 1990 als 20- bis
35-Jährige die größte Altersgruppe. Das
sind sie auch heute noch – und sie werden
nach und nach aus dem Erwerbsalter
ausscheiden. Überdies ist die Anzahl der
Personen im Alter ab 70 Jahren zwischen
1990 und 2019 von 8 auf 13 Millionen
gestiegen.
Kaufkräftige Zielgruppe
Diese Veränderungen sorgen für eine
zunehmende Verschiebung der Kaufkraft
in Zielgruppensegmente jenseits der der
14 bis 49-Jährigen. Die bisher als die
vorwiegend werberelevant betrachtete
Zielgruppe wird also kleiner, während der
Anteil der Personen über 50 Jahren sich
vergrößert. Dabei handelt es sich um eine
lukrative Zielgruppe, denn die sogenannten
„Best Ager“ sind kaufkräftig und
8/2022 Fleisch-Marketing 17