Grafiken/Tabellen: B&L MedienGesellschaft nach Heuser
hat Pareto damit zu tun? Nach dem Pareto-
Prinzip bündeln sich auf 80 % des Einkaufs-volumens
nur 20 % der Artikel. Das wird
im Beispiel in Tab. zu Schritt 2 deutlich. Das
weitaus größte Einkaufsvolumen (> 80 %)
liegt bei zwei Artikeln und fünf Artikel haben
nur einen Anteil von etwa 5 % am gesam-ten
Einkaufsvolumen. Bei einer anstehenden
Verhandlung sollte der Schwerpunkt auf den
A-Artikeln liegen, da der Hebel zur Steige-rung
der Rentabilität am höchsten ist. C-Arti-
kel sollten möglichst unkompliziert bezogen
werden (s. Kasten rechts).
VORGEHEN BEI A-ARTIKELN
Von nur einem Lieferanten für A-Artikel ist
meiner Auffassung her dringend abzuraten.
Die Verteilung des Einkaufsvolumens kann,
wie alles andere, nach „Pareto“ durchgeführt
werden. Ein Lieferant ist der Hauptlieferant
und bekommt den größten Anteil. Dabei fin-det,
ob bewusst oder unbewusst, ein ständi-ger
Wettbewerb beim Lieferanten statt. Der
Hauptlieferant wird alles tun, um eben das
zu bleiben: Er wird Preise stabil halten, neue
Produkte vorstellen, pünktlich liefern, Hygie-nerichtlinien
einhalten und Vorschläge unter-breiten,
um effektiver und besser zusammen-zuarbeiten.
Die Mitbewerber sehen Luft nach
oben und werden im gleichen Bereich punk-ten
wollen, um den Hauptlieferanten heraus-zufordern.
Alle befinden sich in einer komfortablen Situa-tion
und liefern. Einer will seine Position vertei-digen,
zwei andere wollen „ein größeres Stück
vom Kuchen“ und werden den Wettbewerb
annehmen. So fordern die Lieferanten sich ge-genseitig
heraus und von Seiten des Bedarfs-trägers
wird kein Druck aufgebaut.
Für Betriebe die nicht alles bei einem Grossis-ten
einkaufen, macht es Sinn Rind, Schwein
und Geflügel getrennt zu betrachten. Auf
diese Weise kann mit einzelnen Lieferanten
aus diesen Warengruppen verhandelt werden.
BEI C-ARTIKELN KAUM AUFWAND
Der Aufwand bei C-Artikeln sollte, wenn mög-lich,
auf das Nötigste minimiert werden. Wer
im Lebensmittelbereich mit regionalen Händ-lern
arbeitet, kann bei der Beschaffung nicht
auf elektronische Plattformen setzen. Kleine
Betriebe und Händler bieten diese Möglich-keit
der Beschaffung meist nicht an. Monats-rechnungen
und eine Skonto-Vereinbarung
sind für beide Seiten praktische und einfache
Maßnahmen, um den Aufwand zu reduzieren.
Viele Unternehmen haben sich auf eine
schnelle und reibungslose Distribution im
Non-Food-Bereich spezialisiert. Klassische,
standardisierte, austauschbare Non-Food-Ma-terialien
wie GN-Behälter, Pappbecher, etc.
können problemlos über einen Dienstleister
bezogen werden, dessen Kerngeschäft das ist.
Die meisten Artikel sind auf Lager, sodass eine
große Bevorratung im eigenen Betrieb keinen
Sinn macht. Unbenutzte Ware bindet Kapital,
kostet Platz und somit Miete.
Die Bestellungs- und Rechnungsabwicklung
sollte in diesem Fall so einfach wie möglich
gehalten werden. Wer sich mit dem Bereich
näher befassen möchte, führt bei den C-Arti-keln
eine Auswertung nach Pareto durch. Für
die oberen 80 % wird mit dem Lieferanten
eine Preisbindung und Belieferung binnen 24
Stunden vereinbart, der Rest kann ignoriert
werden.
B-Artikel werden im ersten Schritt nach dem
Pareto-Prinzip 80/20 sortiert und je nach Wer-tigkeit
A- oder C-Artikeln zugeordnet und als
solche behandelt.
Alle Positionen und Kosten sollten bei der
Auswertung unbedingt genauer betrachtet
werden. Es gibt in vielen Betrieben Sonderpos-ten,
die über das Jahr auflaufen, für einmalige
Veranstaltungen, die unter Umständen einen
hohen Kostenanteil einnehmen, jedoch im
nächsten Jahr nicht benötigt werden. Ein Ein-kaufserfolg
bei einem Artikel, der nicht mehr
gekauft wird, bringt nichts bei der gewünsch-ten
Zielerfüllung.
FAZIT
Wer Ausgaben senken möchte, muss im ers-ten
Schritt eine Übersicht darüber erstellen,
wo sie entstehen. Mit einer strukturierten
Auswertung und einer Einteilung nach ABC
lassen sich die Kostentreiber ermitteln. So
wird bei einer Verhandlung der Fokus auf die
Positionen
gelegt, die den größten Einfluss auf
den Wareneinsatz
haben. Sebastian Heuser
Im nächsten Teil der Serie behandelt der Autor
die Wettbewerbsstrategie nach dem Modell
von Michael Porter, das sich auf viele Bereiche
anwenden lässt. In jeder Branche bestimmen
fünf konkurrierende Kräfte die Rivalität zwischen
Wettbewerbern. Mehr dazu in FH 2/2022.
3. SCHRITT ABC-ANALYSE
Kategorie
A
B
C
Produkt
107,101
109, 105, 102
106,104, 110,
103,108
Anteil der
Produkte
2
3
5
Anteil in % am
Gesamtwert
81,32
13,63
5,05
Warengruppe
Fleisch, Obst & Gemüse
Grossist, Geflügel, Backwaren
Fisch, Fleisch, Geflügel,
Backwaren, Fisch
NEUE SERIE -
Kosten unter Kontrolle
Der Autor: Sebastian Heuser bringt als Hotelbetriebswirt
15 Jahre praktische Erfahrung im
Einkauf, Projektmanagement und Controlling
im internationalen Umfeld mit, das er inzwischen
als freier Journalist zu Papier bringt.
In einer mehrteiligen Serie gibt er Tipps rund
um Liquidität, Return on Invest usw.
Lesen Sie im nächsten Teil der Serie:
Wettbewerbsstrategie nach Porter.
Beschaffung von
A- und C-Artikeln im Vergleich
A-Artikel
Regelmäßige Marktbeobachtung
Stetige Qualitätskontrolle
Preisvergleiche
Lieferanten auditieren
Sorgfältige Warenannahme
C-Artikel
Vereinfachte Beschaffung über eKataloge
Sammelrechnungen
Skontovereinbarung
Zahlungsziel verlängern
BETRIEBSFÜHRUNG
40 1/2022