Foto: Kirchner
WAS NUN, HERR ÖZDEMIR?
Marco Theimer
Chefredakteur
FH Fleischer-
Handwerk Meat
Nicht, dass Sie mich falsch verstehen, liebe Leserinnen und Leser:
Politiker-Schelte liegt mir im Grunde fern – vor allem, wenn sie
noch nicht lange im Amt sind. Seit gut acht Wochen ist der Diplom-
Sozialpädagoge Cem Özdemir Bundesminister für Ernährung und Land-wirtschaft.
Als erster Minister mit türkischstämmigen Wurzeln – gut. Für
mich aber immer noch eine Überraschung. Damit sind bei mir Zweifel ver-bunden,
ebenso wie für viele aus unserer Branche. Insider hatten wohl eher
Anton Hofreiter auf dem Posten erwartet, doch es kam anders. Der Biologe
hätte wohl einiges mehr an Fachkompetenz zu bieten gehabt als der Strahle-mann
aus dem Schwabenländle. Langjährige politische Erfahrung hat letzte-rer
immerhin. Nun wird sich zeigen, wie der neue grüne Landwirtschaftsmi-nister
mit den mächtigen unionsnahen Lobbyisten aus der Agrarwirtschaft
zurecht kommt – und dabei die Interessen kleiner landwirtschaftlicher und
mittelständischer Betriebe aus dem Handwerk vertritt und für diese handelt.
2021 war noch nicht zu Ende, da forderte er, politische Schritte prüfen zu
lassen, wie der Verkauf von Lebensmitteln unter Produktionspreis verbo-ten
werden könne – vielen als Debatte um Ramschpreise in Supermärkten
für bestimmte Lebensmittel, auch Fleisch, bekannt. „Für alle in der Lebens-mittelkette
braucht es faire Bedingungen. Jeder soll sich weiterhin Fleisch
leisten können. Landwirtschaft muss sozial sein, aber sie ersetzt nicht die
Sozialpolitik“, so der Minister. So weit, so gut. Doch Verbote bewirken meist
das Gegenteil und damit ist existenzbedrohten Landwirten, die auch jahr-zehntelange
Partner des Metzger- und Fleischerhandwerks sind, nicht
geholfen. Laut Ampel-Koalitionsvertrag soll zudem ein finanzielles System
geschaffen werden, dessen Einnahmen zweckgebunden zusätzlichen Aus-gaben
der Landwirtschaft für bessere Tierhaltung zugute kommt, ohne „den
Handel“ bürokratisch zu belasten. Den Handel? Vom Handwerk spricht – mal
wieder – niemand. Bürokratische Entlastungen bei uns? Bisher Fehlanzeige!
Und der Ampel-Koalitionsvertrag hält für Landwirtschaft, Handel, Ernährung
und Fleischerhandwerk noch so einige Herausforderungen bereit: eine Tier-haltungskennzeichnung
mit EU-weit verbindlichen Standards etwa. Oder eine
umfassende Herkunftskennzeichnung. Daran hatte auch Özdemirs Vorgän-
gerin Julia Klöckner zu knabbern. Gut, dass sich Cem Özdemir wenigstens
zwei fachkompetente Parlamentarische Staatssekretärinnen ins Boot geholt
hat: die Tiermedizinerin Dr. Ophelia Nick aus Nordrhein-Westfalen und die
Juristin Dr. Manuela Rottmann aus Unterfranken. Die wird er auch brauchen!
Mit den besten Wünschen für Sie und ihre Mitarbeiter*innen für 2022!
Bleiben Sie gesund!
& Greet
2022
Fleischerhandwerk und
Metzgerei der Zukunft
4. Fachkonferenz
18./19. Oktober 2022
in Fürstenfeldbruck
bei München
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