Foto: Metzgerei Reichenbach
ERFOLGSFAKTOREN
Eigene Rinder- und Schweinehaltung
Nachhaltiges Handeln
Schwarzwälder Original
Konsequenz und Ausdauer
KONZEPT
METZGEREI REICHENBACH
– GLOTTERTAL
In zweiter Generation geführte Metzgerei
mit eigener Tierhaltung, EU-konformer
Schlachtung und Produktion, vier Filialen
sowie mobilem Verkauf und Online-Shop.
Das Handwerk und den respektvollen
Umgang mit Tieren hat er schon in
jungen Jahren vom Vater gelernt. Mit
22 Jahren übernahm Ulrich Reichenbach (Bil-der
li., unten re.) die Metzgerei der Eltern und
führt sie nach alter Familientradition fort. Seit
1992 gesellten sich zur ersten Filiale weitere
feste, z. B. in Umkirch oder Sexau, sowie meh-rere
mobile Verkaufsstellen hinzu. Die Metzge-rei
verkauft ihre Produkte nur dort sowie im
Internetshop und verzichtet auf einen Vertrieb
im Supermarkt. Da Ulrich Reichenbach eigene
Rinder- sowie Schweineherden nach hohen
Tierwohlstandards hält und von der Aufzucht
über die Schlachtung bis zum Verkauf alle
Schritte im umweltfreundlichen Betrieb selbst
durchführt, sind die Lebensmittel nachhal-tig
und haben einen nachweislich geringen
ökologischen Fußabdruck. Davon kann man
sich auch selbst ein Bild machen – denn alle
Schritte sind etwa auf YouTube transparent
nachvollziehbar. Vor Kurzem entwickelte der
Metzgermeister und Landwirt eine Verpa-ckung,
mit der sich Schwarzwälder Schinken,
Black Forest Prime Beef, Steaks vom Kräuter-schwein
und viele weitere Produkte aus dem
Sortiment umweltfreundlich versenden lassen.
GESCHLOSSENER KREISLAUF
Der Erfolg des Unternehmens beruht auf
einem einfachen Konzept: Ulrich Reichenbach
unterhält eine eigene Mutterkuhherde mit
600 Rindern, die die schöne Jahreszeit auf 200
Hektar großen Weiden verbringen. Die Rinder
bleiben das erste Lebensjahr dort bei ihren
Müttern und beweiden die oft schwierig zu
bewirtschaftenden Hänge im Schwarzwald.
So tragen sie auf natürliche Weise zum Natur-schutz
in dem empfindlichen Ökosystem bei.
Danach werden sie bis zum Erreichen der
Schlachtreife ein weiteres Jahr aufgestallt.
Daneben besitzt der Metzgermeister eine
Schweineherde und hält so die Kontrolle über
die komplette Produktionskette von der Auf-zucht
bis zum Verkauf der Waren in der Hand.
Die Schweine sind im neu erbauten, tages-lichtdurchfluteten
„Schweinehotel“, das in Ko-operation
mit der Universität Hohenheim ent-stand,
untergebracht. Sie entspannen sich auf
überdurchschnittlich viel Platz im Stroh oder
wühlen im Dreck. Auch bei der Fütterung wird
auf die Einhaltung hoher Standards sowie ein
umweltschonendes Vorgehen geachtet: Die
Tiere bekommen nur Futter aus eigenem An-bau;
auf Soja aus Südamerika wird verzichtet.
Ein Mitarbeiter kümmert sich als Tierschutz-beauftragter
um ihr Wohlergehen. Zugleich
schützt das geschlossene System kooperie-rende
landwirtschaftliche Partnerbetriebe, die
die Aufzucht bis zur Schlachtreife überneh-men,
vor Preiseinbrüchen, wie sie oft im Groß-handel
passieren und die Landwirte teilweise
in Existenznöte bringen.
UMKREIS VON 50 KILOMETERN
Doch nicht nur die Aufzucht der Tiere ist scho-nend.
Auch die Schlachtung und Weiterver-arbeitung
im Betrieb bis hin zum Verkauf der
Waren über der Ladentheke ist vom Nachhal-tigkeitsgedanken
begleitet. Die Tiere werden
vor der Schlachtung nicht mehrere 100 km auf
engen Ladeflächen durch das Land transpor-tiert,
wie es bei einem Großteil der Schlacht-
tiere in Deutschland der Fall ist, sondern sie ver-bringen
ihr komplettes Leben im Schwarzwald.
Alle Schritte laufen hier im Umkreis von maxi-mal
50 km ab. Da der Tier- und spätere Fleisch-transport
sowie die nötigen Verpackungs-
materialien so auf ein Minimum reduziert wer-den
können, sind die Preise moderat und mit
denen im Supermarkt vergleichbar.
Auch Fleischgenießer die z. B. 600 km entfernt
wohnen, müssen nicht auf die Spezialitäten
der Metzgerei verzichten. Da Ulrich Reichen-bach
mit der Umweltbilanz bisheriger Verpa-ckungen
unzufrieden war, entwickelte er eine
eigene Lösung. Diese besteht aus nachhalti-gem,
zu Dämmmatten verarbeitetem Schwarz-waldholz
und lässt sich im Biomüll entsorgen
oder als Brennmaterial nutzen – ein großer
Vorteil gegenüber Styropor. Temperatur-
empfindliche Fleisch- und Wurstwaren werden
im Paket mit Eiswürfelbeuteln gekühlt. So ge-langen
Schwarzwälder Schinken, Frischwurst,
Grillspezialitäten, Fleischpakete vom Bio-Rind,
Schwarzwaldbüffel oder Kräuterschwein zum
Besteller*in. Was passiert bis das Fleisch von
Weide und Stall zur Haustür geliefert wird, ist
auf YouTube sichtbar: Dort gibt es auch ein
ausführliches Video zum digitalen Tag der of-fenen
Tür, das alle Produktionsschritte transpa-rent
offenlegt.
Doch das ist noch nicht alles in Sachen Nach-haltigkeit.
Eine eigene Photovoltaikanlage
sowie moderne Kühlanlagen reduzieren den
Energieverbrauch auf ein Minimum und der
CO2-Verbrauch sinkt nachhaltig. Dafür wurde
die Metzgerei von der Handwerkskammer als
„Handwerksunternehmen des Jahres 2014“
mit dem Sonderpreis für Nachhaltigkeit und
Umwelttechnik ausgezeichnet und war 2020
unter den drei Finalisten für den Umweltpreis
des Landes Baden-Württemberg.
www.metzgerei-reichenbach.de
GLOTTERTAL
FLEISCHER MIT ERFOLG
1/2022 25
/www.metzgerei-reichenbach.de