GARTECHNIK, IMBISS & HANDELSGASTRONOMIE • TOP-THEMA
Die Zeiten, in denen die Gastronomen
größtenteils ohne Gäste
auskommen mussten, scheinen
erst einmal vorbei zu sein. Doch
die Handelsgastronomie muss
sich auf veränderte Konsum-
gewohnheiten einrichten.
Die Verlagerung von Out-Of-Home-
zu In-Home-Konsum in Lockdown-
Zeiten trieb das Wachstum im Lebensmittel
Einzelhandel. Die Ausgaben pro
Käufer-Haushalt für Essen und Trinken in
den Convenience- und Genuss-Kategorien
stiegen deutlich an. Die Konsumenten holten
sich das Restaurant nach Hause und
kochten häufiger als in der Vergangenheit
selbst. Aber auf Dauer fiel es vielen Bundesbürgern
offensichtlich schwer, selbst Gerichte
zu planen, zu kochen und Zutaten
einzukaufen. So boomten Kochbox-Angebote
wie von Hello Fresh, die Abwechslung in
den Koch- und Ernährungsalltag bringen.
Zugleich gaben Liefer- und Abhol-Services
in Lockdown-Zeiten ein wenig Normalität
zurück und sind immer noch beliebt
Verstärkte Konkurrenz
Das neue GfK Out-Of-Home Panel beleuchtete
in Zusammenarbeit mit dem EHI Retail
Institute die Entwicklung der Handelsgastronomie
seit dem Pandemiebeginn und ging
der Frage nach, wie die Handelsgastronomen
die Konsumenten zurückgewinnen
können und sich für die Zukunft aufstellen
müssen. Die Konsumforscher kommen zu
dem Ergebnis, dass sich die Handelsgastronomie
auf veränderte Konsumgewohnheiten
und verstärkte Konkurrenz einrichten
muss. Die Shopper hätten sich in Zeiten von
Corona gewandelt, und es sei fraglich, ob sie
zu ihren alten Gewohnheiten zurückkehren.
Lieferdienste, Take-Away und Kochbox-Angebote
seien auf dem Vormarsch. Kundenbindung
geschehe bei den Anbietern mit
schnellen Lieferungen und mit Loyalitätsprogrammen.
Anpassungsfähigkeit verbunden
mit Geschwindigkeit und Flexibilität
seien wichtig. Das betreffe alle handelsgast-
Verändertes
Verhalten
Potenziale und Herausforderungen
Nach einer pandemie-bedingten Pause ging der EHI Handelsgastronomie Kongress in
diesem Jahr der Frage nach, welche Potenziale die Handelsgastronomie in der neuen
Normalität hat und was die Themen, Herausforderungen und gewinnbringenden Pläne
für die Zukunft sind. Ein Highlight der Veranstaltung in Düsseldorf war die Vorstellung
des Konzeptes von „Bridge“, einem neuen urbanen Treffpunkt, den die Genossenschaft
Migros Zürich in diesem Frühjahr im Herzen der Schweizer Stadt eröffnet
hatte. Dave Böhler, Projektleiter und Geschäftsführer von Bridge, das einen Mix aus
Gastronomie, Supermarkt und Events bieten will, erläuterte die Vision für diesen
Standort in zentraler Lage. Man glaube daran, dass sich der Handel immer mehr in
Richtung Gastronomie entwickelt – insbesondere in urbanen Lagen, sagte er. Wichtige
Eckpfeiler des Konzepts sind Frische, Saisonalität, Regionalität und Nachhaltigkeit,
aber prägend ist vor allem die Verschmelzung von Retail und Gastro-Angeboten. So
könne der Kunde beispielsweise alles, was zum Essen angeboten werde, im Supermarkt
auch kaufen, berichtete Böhler.
ronomischen Formate und deren Food-Angebote,
die eingesetzte Technik, das Personal,
das Marketing und den Vertrieb von und
für gastronomische Angebote, erklären sie.
Fest steht, dass Einkaufen vor Corona als
Freizeitbeschäftigung galt und Handelsbetriebe
sich zunehmend zu sozialen Treffpunkten
entwickelten. Das ist nun erst einmal
anders, aber Experten glauben, dass
gerade deshalb das Erleben in Zukunft noch
wichtiger wird. Im Wettbewerb mit dem bequemen,
sicheren, aber nüchternen Online-
Einkauf müssen die Kunden für Orte begeistert
und die Sinne angesprochen werden.
Aber auch Themen wie Nachhaltigkeit, Verpackungsmüllvermeidung,
Qualität oder
Regionalität sind in den Köpfen der Verbraucher
verankert und müssen bei den gas-
tronomischen Angeboten berücksichtigt
werden.
12/2021 Fleisch-Marketing 17