Unternehmen & Konzepte
Foto: HTW (Herkunftsverband Thüringer und Eichsfelder Wurst und Fleisch e.V.) Foto: CDS Hackner
Die Thüringer Rostbratwurst genießt bundesweit
Kultstatus und ist auf vielen Volksfesten zu finden.
Lokalkolorit“
Daher stammt der Name, der bis heute geblieben
ist.
Das Außergewöhnliche an der deftigen,
streichfähigen Kochmettwurst „Hamburger
Gekochte“: Die Hälfte des fetten Anteils, der
traditionell aus angeräuchertem oder gebrühtem
Schweinebauch besteht, wird in der
Nacht vor der Herstellung nochmals kalt in
Buchenrauch geräuchert. Dadurch bekommt
die Wurst ihren typischen Geschmack und
bleibt länger streichfähig. Klassische „Verpackung“
für Hamburger Gekochte sind Kranzdärme
vom Rind.
Die „Alte Wurst“, eine legendäre Spezialität
aus Nordhessen, wird ausschließlich aus
Schweinefleisch hergestellt. Früher hieß es,
die Schweine müssten mindestens einmal die
Kirmesmusik und die Weihnachtsglocken gehört
haben – denn Fleisch und Speck der älteren
Tiere sorgen für die besondere Qualität.
Eine weitere Besonderheit: Das Fleisch wird
noch schlachtwarm verarbeitet. Das Erzeugnis
trägt viele Namen, wie der Förderverein
Nordhessische Ahle Wurscht ausführt: „Gute
Wurst” wegen der Bestandteile des Schweins,
„Rote Wurst”, weil sie durch die Zugabe von
Salpeter eine rote Farbe erhält, oder – luftgetrocknet
– „Droggene Worschd”. Dann gibt es
noch eine ganze Reihe von Unterbegriffen für
die in unterschiedlichen Hüllen verarbeitete
Der Eichsfelder
Feldgieker ist
seit 2003 eine geschützte
Spezialität.
Die Mettwurst
zeichnet sich
durch eine lange
Reifezeit aus.
Foto: HTW (Herkunftsverband Thüringer und Eichsfelder Wurst und Fleisch e.V.)
Wurst: Die rund zusammengebundenen dünnen
Kaliber heißen „Dürre Runde”. Die geraden
Würste im mittelstarken Rinderdarm
sind „Stracke” oder „Hammerstiele”. Die in die
zusammengenähte Haut des Rippenfells gefüllte
dicke Wurst ist die „Schmalzhaut”,
„Schmeerhaut”, „Blummenhudd” oder „Flomenhaut”.
Das Geheimnis des Erfolgs der traditionellen
Wurstspezialitäten sind die Geschichten,
die sich über sie erzählen lassen. Aber das
muss nicht immer Historie sein: Auch eigene
Wurst-Kreationen, saisonal oder mit regionalem
oder lokalem Bezug, sind exzellente „Aufhänger“
für das Kundengespräch. So kann
beispielsweise eine Weihnachts-Leberwurst
mit winterlichen Aromen oder eine Grillwurst
als „Sonder-Edition“ für das jährliche
Schützenfest ins Angebot kommen. Wenn
diese speziellen Produkte stilvoll als
„Schmuckstück“ in der Theke präsentiert, mit
Naturdärme sind das Markenzeichen vieler regionaler
Spezialitäten.
Aufstellern begleitet und auf Handzetteln
oder in Anzeigen beworben werden, sorgen
sie sicherlich für Gesprächsstoff. Darüber
hinaus kann der Lebensmittel-Einzelhandel
auf diese Art seine Kundennähe und die
Verwurzelung mit der Region eindrucksvoll
unter Beweis stellen.
Wie wichtig der Aspekt „Regionalität“ ist,
belegt der aktuelle Ernährungsreport des
Bundesernährungsministeriums. „Welche
Kriterien sind Ihnen bei der Auswahl von Lebensmitteln
wichtig“, wollte das Institut Forsa
von den Bundesbürgern wissen. Ergebnis:
Für 97 Prozent steht – wenig überraschend –
der Geschmack ganz oben. Direkt gefolgt von
„regionaler Herkunft“ mit 83 Prozent und einem
„inspirierenden Sortiment“ mit 55
Prozent. Auch das ist ein überzeugendes
Argument, handwerklich hergestellte Naturprodukte
mit „Lokalkolorit“ als Margenbringer
in die Theke zu bringen.
8/2020 Fleisch-Marketing 31