SERVICE & BEDIENUNG
Foto: Keller
Fleisch verspricht nicht nur außerordentlichen Genuss, sondern ist auch aus ernährungsphysiologischer Sicht empfehlenswert.
Ein Stück Lebenskraft
Das Nahrungsmittel Fleisch wird besonders kritisch in der Öffentlichkeit betrachtet – zu Unrecht,
wie Fleischsommelier Michael Keller zeigt. Denn es bietet nicht nur Genuss, sondern ist auch
aus ernährungsphysiologischer Sicht schwer zu ersetzen. Deshalb sollte es auch eine
fachliche Ernährungsberatung an der Fleisch- und Wursttheke geben.
Die „Centrale Marketing Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft
mbH“ wurde im März des Jahres 2009 liquidiert, aber
was überlebt hat, ist die Kernaussage einer Kampagne, die
bereits im Jahre 1973 unter dem Dach der CMA entwickelt wurde:
„Fleisch ist ein Stück Lebenskraft“. Diese Aussage hat nichts an Ak-
tualität eingebüßt, denn Fleisch und Wurst enthalten wichtige Nährstoffe
und Spurenelemente. Die benötigt der menschliche Organismus,
um körperlich fit und geistig leistungsfähig zu sein und zu
bleiben.
Ein Artikel in der Welt von März 2016 verdeutlicht wie wichtig
Fleisch für die menschliche Entwicklung war. Dort heißt es: „Für unsere
Vorfahren war Fleisch der entscheidende Energielieferant für
ein größer werdendes Gehirn, ist das Credo einer Ausstellung, die im
schleswig-holsteinischen Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig
zu sehen war. Unter dem Thema „Fleisch! Jäger, Fischer, Fallensteller
in der Steinzeit“ verknüpfen die beiden Archäologen Harm
Paulsen und Ulrich Stodiek Funde von Waffen und Lagerstätten mit
der Evolution der Gattung Homo. Ohne die Kraftkost Fleisch, so die
These, hätten die frühen Menschen kaum eine Chance gehabt, sich
gegen ihre tierischen Konkurrenten durchzusetzen und gar die Erde
zu besiedeln“.
Als die Menschen die Bäume verließen und anfingen Fleisch zu verzehren,
begann also die Entwicklung zum Homo Sapiens. Fleisch war
der Motor der Evolution, die aus dem Affen den Menschen gemacht
hat. Mit Hilfe von Werkzeugen wie Speer oder Steinaxt war der
Mensch dann in der Lage, Tiere zu jagen, zu erlegen und zu verzehren.
Nährstoffe, die durch Fleischverzehr jetzt zur Verfügung standen, ließen
das Gehirn wachsen, damit wurde der Mensch klüger und konnte
bessere Waffen entwickeln, die wiederum zu größeren Jagderfolgen
beitrugen.
Baustoff für Organe und Muskeln
„From Nose to Tail“ war in dieser Zeit praktizierte Wirklichkeit. Es
wurde alles von den bejagten Tieren genutzt: Sie dienten nicht nur als
Nahrungsmittel, die Felle wurden als Kleidung und die Knochen als
Waffen und Werkzeuge eingesetzt. Die Entdeckung des Feuermachens
und die Beherrschung des Feuers sorgten dann dafür, dass
Fleisch durch Kochen haltbar gemacht werden konnte. Man war somit
in der Lage, Fleisch enzymatisch aufzuschließen, was dafür sorgte,
dass man sich mit mehr Nährstoffen versorgen konnte. Diese Entwicklung
sorgte überdies für soziale Beziehungen und Sesshaftigkeit
in der Gruppe. Man konnte mit Steinmessern Tiere zerteilen, Fleisch
28 8/2020 Fleisch-Marketing