SERVICE & BEDIENUNG • HYGIENE
Während der Pandemie
entwickelte sich der Einkauf in
Richtung Preisbewusstsein. Nach
hochwertigem Fisch, Käse oder preis-
intensiven Fleischteilen wurde weniger gefragt.
hatten, sondern auch Lücken im Warensortiment
klaglos hinnahmen, die durch Hamsterkäufe
und Lieferschwierigkeiten entstanden.
Da Hamsterkäufe einen oft nicht planbaren
Arbeitsanfall nach sich zogen, wurden zahlreiche
Überstunden und Sonderschichten
notwendig, die bezahlt oder mit Freizeit ausgeglichen
wurden. Darüber hinaus stellte der
Arbeitgeber eine kostenlose Pausenversorgung
zur Verfügung und motivierte so zusätzlich
für die hohen Arbeitsanforderungen.
Hinzu kamen für viele Mitarbeiter private
Probleme, die durch die Sonderregelungen
von Schulen und Kindertagesstätten entstanden,
zumal – insbesondere zu Beginn der
Pandemie – die Großeltern als Kinderbetreuer
tabu waren.
Eine Folge der Krise ist das veränderte
Konsumentenverhalten. 80 Prozent der vom
Institute of Brand Logic befragten Lebensmitteleinzelhändler
geben an, dass die Online-
Nachfrage seit Beginn der Krise stark zugenommen
habe.. Auch längerfristig scheinen
sich klare Konsumtrends abzuzeichnen, welche
die Krise angestoßen oder verstärkt haben:
64 Prozent der Studienteilnehmer erwarten,
dass der wöchentliche Einkauf an
Bedeutung gewinnt, 55 Prozent sehen möglichst
kurze Anfahrtswege als Trend. Bei der
Produktauswahl dürften regionale Erzeugnisse
(65 Prozent) und gesunde Ernährung
(59 Prozent) noch deutlich stärker als bisher
in den Fokus der Konsumenten rücken.
Auch in den Märkten von Edeka Nordbayern
Sachsen-Thüringen wurden Veränderungen
Foto: Edeka Unternehmensgruppe Nordbayern- Sachsen-Thüringen
im Kaufverhalten der Kunden festgestellt:
Es gebe eine Tendenz zu One-Stop-
Shopping. Die Kunden gingen gezielter und
teilweise seltener einkaufen und legten Vorräte
an. Einkaufszettel ständen hoch im Kurs,
ob auf Papier oder im Handy. Zusätzlich sei
festzustellen, dass die Kunden mehr frische
und unzubereitete Artikel kauften. Viele hat-
ten plötzlich Zeit zu kochen oder waren dazu
gezwungen, da der Verzehr in Kantinen, Res-
taurants und Fast-Food-Anbietern wenig bis
gar nicht möglich war. Der gesamte Einkauf
erfolge preisbewusster. Hochwertiger Fisch,
Käse sowie preisintensive Fleischteile seien
im Verhältnis weniger gefragt gewesen.
Positive Effekte
Neben den besonderen Maßnahmen und
Vorschriften, die das Arbeiten nicht einfacher
machten, gab es durch Covid 19 aber auch positive
Effekte. Als wichtigsten Punkt nennen
die Edeka-Vertriebler den Zusammenhalt unter
den Angestellten. Das Team sei in den
meisten Fällen gestärkt worden, was durch
das erhöhte Arbeitspensum jedoch auch erforderlich
gewesen sei. Wünschenswert wäre
es, wenn die höhere Wertschätzung von Mitarbeitern
und der Waren durch die Kunden
dauerhaft sei. Dazu gehöre auch die Akzeptanz
für kleinere Sortimentslücken im Tagesgeschäft,
um tägliche Frische zu garantieren,
ohne dass nach Ladenschluss Lebensmittel
vernichtet werden müssten.
Eine Sorge, welche die meisten Befragten
der Brand-Logic-Studien umtreibt, sind die
wirtschaftlichen Folgen der Krise. Denn sie
befürchten, dass sie zu einem verstärkten
Sparverhalten der Konsumenten führen und
den Anteil am verfügbaren Haushaltsein-
kommen minimieren. „Das wird preisaggressiven
Anbietern in die Hände spielen“, pro-
gnostiziert Webhofer. „Unternehmen müssen
sich auf einen verstärkten Wettbewerb einstellen
und mit neuen Strategien regieren“,
sagt er weiter. Und das belegen auch die
Studienergebnisse: Ein Großteil der Befragten
plant bereits den E-Commerce auszubauen
(74 Prozent) und das Online-Marketing zu
verstärken (69 Prozent). Um Kosten zu
sparen, wollen zudem 78 Prozent die Prozesse
im Lager sowie in der Logistik automatisieren
und 67 Prozent wollen im Bereich
der Lieferkette Kooperationen eingehen.
Ein Gebot der Stunde ist auch, die eigene
Organisation besser für künftige Krisen zu
wappnen. Rund drei Viertel der Befragten
geben an, in diesem Bereich besonders aktiv
werden zu wollen und ein leistungsfähiges
Krisenmanagement zu etablieren, Digitallösungen
für flexiblere Arbeitsstrukturen
einzuführen sowie Krisen-PR-Strategien zu
entwickeln. Trotz aller corona-bedingten Pro-
bleme ergeben sich für Studienautor Webhofer
aber auch Chancen: „Die Krise hat in
den Unternehmen Veränderungen angestoßen
oder beschleunigt, die weit über die
aktuelle Phase hinaus wirken werden. Wer
den Wandel nutzt und die richtigen Schlüsse
für seine Strukturen und Prozesse zieht, wird
langfristig davon profitieren“, ist er überzeugt.
22 8/2020 Fleisch-Marketing