HYGIENE • SERVICE & BEDIENUNG
Bei allen Maßnahmen während der Pandemie
war und bleibt ein Hauptproblem die
Unsicherheit. Aus diesem Grund hat das Institute
of Brand Logic 200 Entscheider im
deutschsprachigen Lebensmitteleinzelhandel
nach ihren Einschätzungen der Coronakrise
und ihren Auswirkungen auf die Branche
befragt. Diese Szenario-Studie zeigt: Die
meisten Unternehmen rechnen damit, dass
die Folgen der Pandemie auf ihr Geschäft
noch einige Monate anhalten und zum Teil
langfristig nachwirken werden.
„Insgesamt zeigt unsere Umfrage ein
relativ homogenes Meinungsbild unter den
befragten 200 Unternehmen in Bezug auf
die durch die Krise bedingten Herausforderungen“,
analysiert Studienautor Markus
Webhofer, Gründer und Geschäftsführer des
Institute of Brand Logic. Für den LEH würden
vor allem Dauer und Intensität der
Krise über wirtschaftliche und betriebliche
Auswirkungen entscheiden. „Das Szenario
mit der absolut größten Wahrscheinlichkeit
ist jenes mit einer zeitlich kurzen Dauer,
aber intensiver Wirkung. Die Händler erleben
für absehbare Zeit deutlich spürbare
Veränderungen, halten sie laut Umfrage
jedoch mehrheitlich für bewältigbar“, so
Webhofer. Im Schnitt rechnen die Befragten
damit, dass die Krise 7,3 Monate dauern
wird. Allerdings erwartet immerhin ein
Viertel, dass mehr als ein Jahr vergehen
wird, bis sich die Lage wieder normalisiert.
Nahezu alle befragten Unternehmen
rechnen für die gesamte Dauer der Krise mit
strengen Hygienevorschriften. „Die hohe Ansteckungsgefahr
durch das Coronavirus
zwingt den Handel zu umfangreichen Maßnahmen,
Foto: Edeka Unternehmensgruppe Nordbayern- Sachsen-Thüringen
Eine Folge der Pandemie: Auch an der Theke – beispielsweise bei Edeka Werner im oberfränkischen
Lichtenfels – dürften regionale Erzeugnisse stärker als bisher in den Fokus der Konsumenten rücken.
um Kunden und Mitarbeiter vor Infektionen
zu schützen“, sagt Webhofer. „Das
verursacht einerseits spürbar höhere Kosten
für die Unternehmen, hat aber andererseits
auch positive Wirkungen auf die Gesundheit
der Mitarbeiter – die Krankenstände sind dadurch
im Moment niedrig“, erklärt er.
Über den Umgang mit den Vorsichtsmaßnahmen
berichtet auch das Edeka-Vertriebsteam
– beispielsweise das Tragen von
Einweghandschuhen und Mund-Nasen-
Schutz. Der Mundschutz stellte bei der
beratungsintensiven Tätigkeit an der Be-
dientheke eine ähnlich große Belastung dar
wie die permanente Verwendung von
Einweghandschuhen, lautet das Urteil.
An die installierten Spuckschutzwände vor
den Theken hat man sich inzwischen ge-
wöhnt. Auch die Barrieren und Hinweis-
schilder zur Einhaltung des Mindestabstands
gehören mittlerweile zum normalen Er-
scheinungsbild in den Geschäften. Die Laufrichtungen
für die Kunden sind in vielen Fällen
auf den Böden gekennzeichnet. Ob diese
immer von den Kunden eingehalten werden,
ist allerdings schwer zu kontrollieren. Die
Anzahl der im Markt befindlichen Kunden
wurde reglementiert. In den meisten Fällen
wird die Zahl der Kunden durch die Nutzung
der Einkaufswagen überwacht. Das führt
häufiger zu Ärger bei den Kunden, denn nicht
alle sind einsichtig. Es stört sie, wenn sie
nicht wie gewohnt den Laden betreten
können, sondern in Stoßzeiten auf einen
Einkaufswagen warten müssen.
Edeka Rottendorf hat mit Unterweisungen
und Schulungen reagiert und damit die Mitarbeiter
sensibilisiert. Zusätzlich wurde auf
noch intensivere, persönliche Hygiene, den
kontaktlosen Umgang mit Kunden und den
Verzicht auf aktive Verkostungen hingewiesen.
Schwierigkeiten mit den neuen Regelungen
hatten die Mitarbeiter, weil die Akzeptanz
der Maßnahmen bei manchen Kunden
fehlte, weil sie sich eingeschränkt beziehungsweise
bedrängt fühlten.
Auf der anderen Seite gab es auch Kunden,
die nicht nur Verständnis für die Maßnahmen
An der Kasse kann eine Glas- oder
Plexiglasscheibe zwischen Personal
und Kunden Sicherheit geben. Auch die
kontaktlose Zahlung mit Kreditkarten
wird vom Handel favorisiert.
Foto: Aldi Süd
8/2020 Fleisch-Marketing 21