TOP-THEMA • FLEISCHLOSE ALTERNATIVEN
Foto. Vegini
Das Argument ‚Fleischersatz‘ wird in den Hintergrund
rücken, und der Faktor „pflanzlich“ wird
nach Expertenmeinung an Bedeutung gewinnen
– auch bei Produkten wie der Bratwurst.
schwer, langfristige Prognosen zu treffen,
erklärt beispielsweise Heike Miéville-Müller,
Business Unit Managerin bei Garden
Gourmet in Deutschland. Sie glaubt aber,
dass bei den Fleischersatzprodukten in
den nächsten Jahren ein deutlicher Imagewandel
stattfindet. „Das Argument
‚Fleischersatz‘ wird in den Hintergrund
rücken, und der Faktor ‚pflanzlich‘ an Bedeutung
gewinnen“, sagt sie voraus.
Timo Recker geht davon aus, dass eine
Konsolidierung stattfindet und letztlich
„nur die Marken überleben, die eine überdurchschnittliche
Qualität liefern und das
Vertrauen des Konsumenten gewinnen
können – durch eine authentische Story.“
Und bei Vion kann man sich vorstellen,
dass neue Rohstoffe ins Spiel kommen
und innerhalb dieses Segments ganz neue
Kategorien entwickelt werden.
Beim Blick in die Zukunft spielen auch
Insektenprodukte und Fleisch aus Zellkulturen
als Alternativen eine Rolle. Fraglich
ist, ob Insekten sich in Europa durchsetzen
können, obwohl sie zweifelsohne eine
Daseinsberechtigung auf dem Speisezettel
haben. Bei Fleisch aus Zellkulturen gibt
Beyond Meat mit
immensem Wachstum
Nachdem der 2009 gegründete
Fleischersatz-Spezialist Beyond Meat,
der seit Mai 2019 an der Börse notiert
ist, im dritten Viertel des vergangenen
Jahres erstmals einen
Quartalsgewinn erwirtschaftet hatte,
kletterte der Umsatz in der Zeit
von Oktober bis Dezember weiter.
Während er im dritten Quartal auf
92 Millionen US-Dollar – bei 4,1 Millionen
Gewinn – gewachsen war, lag
er nun bei 98,5 Millionen Dollar. Das
war nach Angaben des Unternehmens
verglichen mit dem Vorjahreswert
eine Steigerung um 212 Prozent.
Allerdings verdiente Beyond
Meat in den drei Monaten bis Ende
Dezember kein Geld, verringerte den
Verlust im Jahresvergleich aber von
7,5 auf 0,5 Millionen Dollar. Im gesamten
abgelaufenen Geschäftsjahr
legte der Umsatz um 239 Prozent
auf 297,9 Millionen zu, der Verlust
nahm von 29,9 auf 12,4 Millionen ab.
es inzwischen vielversprechende Prototypen,
bis zur Marktreife sind allerdings
noch viele Hürden zu nehmen. „Wir gehen
davon aus, dass die Technologie kommen
wird, voraussichtlich in fünf bis sieben
Jahren werden wir die ersten Produkte in
ausgewählten Kanälen wie zum Beispiel
Restaurants probieren können“, prophezeit
Marcus Keitzer.
Sicher ist sich der PHW-Vorstand aber,
dass der Konsum von Fleisch auch in Zukunft
einen bedeutenden Anteil haben
wird. Wie bei anderen Angebotsformen
werde es zu einem Nebeneinander der
Produkte kommen und der Kunde werde
dann entscheiden, zu welchem Produkt er
greifen möchte, glaubt er. Dass der Rückgang
des Fleischkonsums zwingend
mit einem deutlich größeren Absatz von
Fleischersatzprodukten einhergehen wird,
hält Sonja Vikas, Kommunikationsleiterin
der Marcher Unternehmensgruppe, für
unwahrscheinlich. Schließlich gebe es
auch andere Lebensmittel, die man anstelle
von Fleisch essen könne, sagt sie und
verweist auf eine 2019 in Auftrag gegebene
Studie. Dort hätten 50 Prozent der
Befragten angegeben, nie Fleischersatzprodukte
zu kaufen und diese Zahlen
halte sie für repräsentativ – zumindest in
Österreich
Talkrunde bei der
Rügenwalder Mühle
Essen soll in den Alltag passen, nachhaltig
produziert und verpackt werden, aus
regionalen Zutaten bestehen, uns guttun
und schmecken. Bei diesem Thema besteht
großer Diskussionsbedarf – und
deshalb lädt die Rügenwalder Mühle interessierte
Endverbraucher, Influencer und
Pressevertreter zum Dialog ein: Im Rahmen
der vierten Auflage der Talkrunde
geht es um die Frage, wie unsere Ernährung
der Zukunft aussehen könnte und
welchen Beitrag innovative Lebensmittelunternehmen
dazu leisten können. Neben
Endverbrauchern und Influencern sind
deshalb auch Katrin Gros, stellvertretende
Leiterin der Produktentwicklung bei
Rügenwalder, sowie Godo Röben, Mitglied
der Rügenwalder-Geschäftsleitung, sowie
ein Verpackungsexperte und ein Ernährungspsychologe
Teilnehmer der Veranstaltung.
Wer bei der Talkrunde am 17.
April in München dabei sein möchte, kann
sich bis zum 5. April unter www.ruegenwalder.
de/talkrunde-2020 bewerben.
Zudem wird die von 19 bis 21 Uhr stattfindende
Diskussion via Rügenwalder
Mühle Facebook-Seite (https://www.
facebook.com/ruegenwalder) als Livestream
übertragen.
14 4/2020 Fleisch-Marketing