Für so manchen Player auf dem
europäischen Geflügelmarkt ist
die brasilianische Vereinigung
für Tierisches Protein (ABPA)
noch ein unbeschriebenes Blatt.
Können sie die Vereinigung in
einigen kurzen Sätzen charakte-risieren?
Ricardo Santin: Die ABPA ist
2014 als Zusammenschluss der
Vereinigungen der brasiliani-schen
Geflügel- und Schweine-fleischproduzenten
und -expor-teure
entstanden. Aktuell ver-tritt
sie rund 150 Mitglieder der
gesamten Produktionskette. Sie
stellt die Qualität, Gesundheit
und Nachhaltigkeit der Pro-dukte
sicher und fördert den
technologischen Standard auf
allen Ebenen. Außerdem ist die
ABPA für die Promotion auf den
Auslandsmärkten zuständig.
„Das volle Kontingent
wird erst sechs Jahre
nach der Genehmigung
verfügbar sein.“
Die Europäische Union (EU) hat
gerade mit dem südamerikani-schen
Marktverbund Mercosur
ein Freihandelsabkommen ab-geschlossen.
Welche Impulse
erhofft sich die ABPA davon?
Gibt es bereits erste konkrete
Auswirkungen aufgrund dieser
Vereinbarungen?
Brasilien ist heute ein wichtiger
Hähnchenfleischlieferant und
Partner für die Ernährungssi-cherheit
der EU. Letztes Jahr
haben wir 263.000 Tonnen
nach Europa exportiert. Das
EU-Mercosur-Abkommen kann
diese Zahl mit einer Quote
von 180.000 Tonnen – für alle
Mercosur-Mitglieder zusam-men
– erheblich erhöhen. Wie
die anderen südamerikanischen
Länder ist Brasilien bereit, die
Nachfrage der EU mit sicheren
Qualitätsprodukten zu bedie-nen.
Aber dieser Prozess wird
nicht sofort wirksam. Zuerst
müssen alle Länderparlamente
einschließlich des Europaparla-ments
zustimmen, um die Ver-einbarung
in Kraft zu setzen.
Der brasilianische Geflügelsek-tor
rühmt sich dafür, strengste
internationale Richtlinien
erfüllen zu können. Was
machen die Geflügelzüchter/-
halter dort anders als ihre
Kollegen/Konkurrenten auf
anderen Kontinenten?
Wir können ihnen nicht sa-gen,
was wir anders machen.
Aber wir können ihnen sagen,
was wir tun. Natürlich halten
wir die internationalen Richt-linien,
die von der Regierung
und privaten Organisationen
geprüft werden, ein. Darüber
hinaus haben wir wirklich
hervorragende Bedingungen,
um sichere Qualitätsprodukte
zu erzeugen: gute Klimabe-dingungen
mit einem Tempe-
raturdurchschnitt von 24°C,
eine gute Getreideverfügbar-keit
von landeseigenem Mais
und Soja, eine gute Tierge-sundheit
– wir sind zum Bei-spiel
frei von Geflügelpest –
und einen hohen Tierschutz.
Brasilianisches Hähnchen-fleisch
hat nach Angaben der
ABPA in Europa einen Marktan-teil
von rund 4 Prozent. Wollen
Sie diesen Marktanteil steigern?
Wenn ja: Auf welchen Prozent-satz?
In welchem Zeitraum?
Mit welchen Maßnahmen?
Wir haben vor, unsere Betei-ligung
entsprechend der EU-Nachfrage
zu erhöhen. Unsere
Strategie ist es, die lokale Pro-duktion
zu ergänzen. Ein Bei-spiel:
Die EU produziert nicht
genug Hähnchenbrust, um
ihren Bedarf zu decken. Un-ser
Beitrag liegt darin, diese
Lücke zu schließen.
In Deutschland und Europa
gibt es gerade anhaltende
Diskussionen um nachhaltige
Fleisch- und Lebensmittelpro-duktion;
große Teile vor allem
der jungen Generation sehen
industrielle Produktion und
globale Transporte von Lebens-mitteln
zunehmend kritisch.
Welche Antworten hat die ABPA
für diese kritischen/skeptischen
Europäer parat?
Brasilien muss weder Mais
noch Soja importieren. Das
gute Wetter reduziert auch
den Energiebedarf. In Brasi-lien
gibt es viele Betriebe, die
eigene Biokraftstoffe nutzen.
In the exclusive FT Fleischerei
Technik/Meat Technology in-terview,
Ricardo Santin, Man-aging
Director of ABPA, in-troduces
the association and
comments on current issues in
meat and food production.
For some players on the Euro-pean
poultry market, the Brazi-lian
Animal Protein Association
(ABPA) is still a blank page. Can
you characterise the associati-on
in a few short sentences?
Ricardo Santin: ABPA was
founded in 2014 as an associ-ation
of Brazilian poultry and
pork producers and exporters.
It currently represents around
150 members of the entire pro-duction
chain. It ensures the
quality, health and sustaina-bility
of the products and pro-motes
Interview
the technological stand-ard
at all levels. ABPA is also
responsible for promotion on
foreign markets.
The European Union (EU) has
just concluded a free trade
agreement with the South
American market association
Mercosur. What impetus does
ABPA expect from this? Are
there already any concrete
effects of these agreements?
Brazil is today an important
chicken meat supplier and
partner for the EU‘s food se-curity.
Last year we export-ed
263,000 tonnes to Europe.
The EU-Mercosur agreement
can significantly increase this
figure with a quota of 180,000
tonnes for all Mercosur mem-bers
combined. Like the other
South American countries, Bra-zil
is ready to meet EU demand
with safe quality products. But
this process will not take
immediate effects. First, all
country parliaments, inclu-
“There are issues of animal
welfare and public health
that need to be discussed.“
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