Foto: Kiesling Kühlfahrzeuge/CharterWay
Kühltransport
Kühlen mit Köpfchen
Transportkühlgeräte von Diesel- auf Elektrobetrieb umstellen – so geht’s.
Lärm- und Schadstoff-Emissionen im
Verteilerverkehr und drohende Fahr-verbote
für Dieselfahrzeuge in den
Innenstädten sind aktuell Themen in allen
Medien und bringen alternative Antriebs-formen
ins Gespräch. Wenig Beachtung
findet bisher die Tatsache, dass ein Groß-teil
der Waren im Fleisch- und Lebens-mittelbereich
mit Kühlfahrzeugen verteilt
wird. Dort sind hauptsächlich Kühlaggre-gate
mit Dieselmotoren im Einsatz.
Der Kühlfahrzeughersteller Kiesling bie-tet
mit seinem Partner AddVolt, einem
jungen portugiesischen Technologieun-ternehmen,
nun eine Lösung an, mit der
sich sämtliche Transportkühlgeräte von
Diesel- auf Elektrobetrieb umrüsten las-sen.
Ergebnis: weniger CO2- und Lärm-emissionen.
Das AddVolt-System basiert auf einem
leistungsstarken Powerpack, über das
jede Kühlmaschine betrieben werden
kann. Es wird während der Standzeit
über ein Starkstrom-Ladekabel binnen
einer Stunde voll aufgeladen. Der Akku,
eine Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie,
betreibt das Kühlgerät dann etwa zwei
bis drei Stunden im Elektro-Modus.
Energie per Rekuperation
Während der Fahrt wandelt ein 40 Kilo-watt-
Generator Bremsenergie per Reku-peration
in elektrische Energie um und
speist diese laufend ins Powerpack ein.
Je nach Fahrtstrecke und Einsatz kann
die Kühlung dadurch weitgehend im
Elektromodus betrieben werden; der Die-selmotor
wird überflüssig.
2014 hat der Frische-Logistiker Havi als
eines der ersten Unternehmen in Portu-gal
LNG-Lkws (Liquefied Natural Gas) in
Betrieb genommen, um seinen CO2-Fuß-abdruck
zu verbessern. Allerdings waren
die Transportkühlmaschinen nach wie vor
dieselbetrieben; diese haben rund 25 Pro-zent
der Emissionen des kompletten Fahr-zeugs
ausgemacht. Keine befriedigende
Lösung, zumal die Dieselmotoren nicht
einmal der Euro 2-Norm entsprachen.
Havi setzte deshalb auf die AddVolt-
Technologie und ersetzte in den Kühl-maschinen
die Dieselmotoren durch
einen elektrischen Antrieb. Temperatur-
geführte Ware wird seither dieselfrei mit
null Emissionen und spürbar leiser aus-liefert.
Darüberhinaus konnten die ope-rativen
Kosten durch das kostengünstige-re
LNG und die rekuperierte elektrische
Energie gesenkt werden.
Ein Fahrzeug hat zwischen Herbst 2018
und Februar 2019 drei Megawattstunden
Bremsenergie zurückgewonnen, 4,7 Ton-nen
CO2-Emissionen vermieden, weniger
Feinstaub produziert und den Lärmpegel
konstant unter 60 Dezibel gehalten – ein
erheblicher Beitrag vor allem zu gesünde-ren
und lebenswerteren Stadtzentren.
In Deutschland kooperiert Kiesling bei
der AddVolt-Technik mit dem Vermie-ter
CharterWay. Anwender und Kunden
können dort ein entsprechend ausgerüs-tetes
Fahrzeug mieten und bis zu zwei
Monaten Funktion und Praxistauglich-keit
des kompletten Systems erproben.
Geringerer Wartungsaufwand
Das System bietet sich auch zur Nach-rüstung
an, weil es sich um eine reine
Plug-in-Lösung handelt, die nicht in
das System der Kühlmaschine eingreift.
Garantien der Kühlmaschinenherstel-ler
bleiben daher unbeeinträchtigt und
der Service kann wie gewohnt durchge-führt
werden. Als Servicepartner für das
Powerpack steht die tkv Süd in Ulm be-reit.
Die Anschaffung des Powerpacks ist
zwar zunächst ein großer Aufwand. Aber
auch der Diesel-Jahresverbrauch einer
Kühlmaschine summiert sich bei 1.500
Betriebsstunden und einem Verbrauch
von drei Litern pro Stunde schnell über
6.000 E. Die Kosten für den Strom sind
dagegen gering und die Rekuperations-energie
wird gratis eingespeist. Weite-re
Einsparungen entstehen durch den
geringeren Wartungsaufwand der Kühl-geräte.
Insgesamt ist mit einer Amorti-
sation der AddVolt-Anlage in drei bis fünf
Jahren zu rechnen. www.kiesling.de
Die Vorteile zusammengefasst
• Fahrt- und Standbetrieb im Elektro-
Modus
• Sauber und leise in die Innenstadt;
Elektrobetrieb senkt den Lärm um
6,5 dB im Vergleich zum Dieselmotor
• Ruhepausen für die Fahrer werden
deutlich ruhiger
• Rekuperation spart Energie, dadurch
extrem wirtschaftlicher Betrieb
• Unabhängig von Fahrzeugmotor
und Kühlmaschine
4/2019 31