Unternehmen & Konzepte
„Bio heißt auch
Verantwortung“
Bei der Milchproduktion
werden männliche Kälber,
Lämmer und Ziegenkitze
nicht benötigt. In Zeiten, in
denen Handel und Verbraucher
bei Themen wie Tierwohl und
Tiergesundheit genauer hinschauen,
braucht es nachhaltige
Konzepte – wie bei der Bio-
Klosterkäserei Schlierbach.
Der Aufschrei bei Tierschützern und
Konsumenten ist groß, wenn Bilder
aus der Landwirtschaft auftauchen,
bei denen gezeigt wird, wie mit – meist
männlichen – Tieren der Nachzucht umgegangen
wird, die nicht für das landwirtschaftliche
Ergebnis benötigt werden.
Meist sind es die Küken, die auf qualvolle
Art entsorgt werden und das sonst so idyllisch
gemalte Bild der Landwirtschaft eintrübt.
Doch der Konsument ist deutlich aufgeklärter
geworden und hinterfragt
vermehrt auch die Schattenseiten der Lebensmittelherkunft.
Dabei geht es nicht nur
um Küken, die nicht als Legehennen zu gebrauchen
sind, sondern auch um Rinder,
Lämmer und Ziegen.
Die Handelsketten haben die Problematik
erkannt und entsprechende Richtlinien
für ihre Einkaufspolitik formuliert. Von der
Rewe Group heißt es dazu, dass sie sich seit
Jahren intensiv für mehr Tierwohl, Tiergesundheit
und Tierschutz engagiert. Dafür
würden Maßnahmen entwickelt, die auf die
jeweilige Tierart zugeschnitten sind und
„Ein Bio-Sortiment ist nicht nur Image, sondern muss auf allen Ebenen auch gelebt werden“, sind sich
Geschäftsführer Friedrich Mitterhumer (rechts) und Stefan Bäumer, der für den Vertrieb in Deutschland
verantwortlich ist, einig.
die Rahmenbedingungen der verschiedenen
Wertschöpfungsketten berücksichtigen.
„Die Rewe Group fordert und fördert
sektorale Veränderungsprozesse, die den
gesellschaftlichen Ansprüchen Rechnung
tragen – auch jenseits der eigenen Geschäftsbereiche“,
heißt es aus Köln. Das
Leitbild „Nutztierhaltung der Zukunft“ der
Handelskette bildet bereits seit 2015 den
Rahmen für eine nachhaltigere Erzeugung
von Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs.
Vor allem der bewusste, auf das Tierwohl
ausgerichtete Umgang mit männlichen Tieren
hat für die Rewe einen hohen Stellenwert.
Auch der Discounter Aldi Süd hat ein
Leitlinienpapier für seine Einkaufspolitik
mit entsprechenden Richtlinien zu Haltung
und der nachhaltigen Aufzucht von Huhn
bis Kuh erstellt.
Und wenn der konventionelle Handel
und Discount sich derartig positionieren,
so ist das Thema im Bio-Bereich längst auf
der Agenda. Bio-Supermarktbetreiber Alnatura
äußert sich ebenfalls zu der Thematik.
Es sei beispielsweise bei ihren Bioziegenbauern
Standard, dass die männ-
lichen wie die weiblichen Ziegen nach den
Richtlinien der ökologischen Tierhaltung
gehalten werden. „Die züchterisch geeigneten
Böcke können sich über ein langes
Leben als Vater vieler Milchziegen beweisen.
Alle anderen werden nach der Aufzucht
als Frischfleisch, Wurst oder Pastete
sinnvoll verwertet. In diesem Fall werden
sie durchschnittlich etwa mit zwölf Wochen
geschlachtet“, heißt es bei Alnatura.
Allerdings liegt in der Verwertung zu
Frischfleisch und Wurstwaren ein großes
Problem, da es für Ziegenfleisch kaum einen
Markt gibt. Aber auch bei Lämmern
und Kälbern gibt es offene Fragen. Nicht
jede Rasse eignet sich für die Fleischverarbeitung
und nicht jeder Landwirt hat
die Möglichkeiten, die Tiere schlachtreif
aufzuziehen.
Daher hat es sich die Klosterkäserei
Schlierbach aus Österreich zur Aufgabe
gemacht, ihren Milchlieferanten Lösungen
zu bieten. Damit leistet das Unternehmen,
das pro Jahr rund 13,2 Millionen
38 6/2019 F leisch-Marketing