Unternehmen & Konzepte
„Wir sind
hungrig auf Erfolg“
Die Unternehmensgruppe
Tönnies hat das Geschäftsjahr
2017 mit einem weltweiten
Umsatz von 6,9 Milliarden Euro
abgeschlossen. Das Wachstum
von 8,7 Prozent geht allerdings
sehr stark auf die Integration
der „Zur Mühlen-Gruppe“ zu-
rück, die zirka 400 Millionen zu
diesem Ergebnis beisteuerte.
Gut gelaunt – nicht nur wegen des eminent
wichtigen Derbysiegs seiner
Schalker gegen den Erzrivalen Borussia
Dortmund am Vortag – präsentierte Clemens
Tönnies die Bilanz von Deutschlands
größtem Fleischkonzern. Denn das Unternehmen
hat 2017 bei der Schlachtung und
Zerlegung von Schweinen und Rindern gegenüber
dem Vorjahr nochmals zugelegt –
und das in einem „schwierigen Marktumfeld“,
wie Tönnies betonte. Überdies seien
wichtige Produktionsstandorte vor allem in
Badbergen und Kellinghusen weiterentwickelt
und die Sparten Convenience und Sausages
durch Akquisitionen sowie Umstrukturierungen
entscheidend gestärkt worden,
ergänzte Andres Ruff, ebenfalls Geschäftsführer
der Tönnies-Holding, auf der Jahrespressekonferenz
in Rheda-Wiedenbrück.
2017 schlachtete die Gruppe, die über insgesamt
16.500 Mitarbeiter verfügt, 20,6 Millionen
Schweine, das bedeutet einen Zuwachs
von einem Prozent. 16,6 Millionen
Schweine davon wurden in Deutschland geschlachtet,
das entspricht einem Anstieg von
400.000 Tieren. Auch bei den Rindern legte
Tönnies zu. Das Unternehmen steht 2017 bei
432.000 Schlachtungen inklusive Zerlegung.
Im Jahr zuvor waren es 424.000 Millionen
Eingerahmt von Sohn Maximilian, der das Schwesterunternehmen Zur Mühlen führt, und dem Mit-
Vorsitzenden Andres Ruff präsentierte Clemens Tönnies die Bilanz des Fleischkonzerns.
gewesen. Das geringere Wachstum der
Schweineschlachtungen außerhalb Deutschlands
ist vor allem auf eine Schwäche im
dänischen Markt zurückzuführen, wo das
Schlachtaufkommen insgesamt um rund fünf
Prozent sank. Insgesamt lag die Exportquote
des Unternehmens – trotz einer mehrmonatigen
„China-Sperre“ – bei rund 50 Prozent.
Für das laufende Geschäftsjahr und die
mittelfristige Entwicklung sieht sich der
Konzern gut aufgestellt. „Ich blicke zuversichtlich
nach vorne, auch wenn der Preisdruck
und der Wettbewerb in den vergangenen
Monaten nochmals deutlich zugenom-
men haben“, sagte Ruff. Auch Clemens Tönnies
rechnet trotz eines schrumpfenden
Schweinefleisch-Markts in Deutschland für
2018 mit einem leichten Umsatzwachstum.
Beitragen sollen dazu eine neue Petfood-
Sparte, deren Produkte aus dem eigenen
Rohstoff-Portfolio stammen und das Hochpreis
Segment bedienen, die Ausweitung des
Rindfleischsektors, die Ergebnisse der „Zur-
Mühlen-Gruppe“ – die ein „Schwester- und
kein Tochterunternehmen“ ist, wie Tönnies
betonte – und vor allem eine fortschreitende
Internationalisierung. Diese birgt aber auch
Schwierigkeiten, wie Clemens Tönnies weiß.
„Es ist eine spannende Zeit, in der wir leben“,
sagte er angesichts des unberechenbaren
Handelskurses der Vereinigten Staaten unter
Trump, der Unsicherheiten bei der chinesischen
Nachfrage, der Auswirkungen des Brexits
und eines möglichen Ausbruchs der Afrikanischen
Schweinepest.
Um den Anforderungen gerecht zu werden,
hat die neuformierte Holding-Geschäftsführung
die Unternehmensstrategie fokussiert.
Dabei wurden auch die Verant-
wortlichkeiten neu strukturiert. Die Gesamtverantwortung
der Unternehmensgruppe
tragen Holding-Geschäftsführer Clemens
Tönnies und Andres Ruff. Um die Strategie
der Internationalisierung erfolgreich umzusetzen,
leitet Frank Duffe zukünftig diese
Schlüsselfunktion. Zusätzlich verantwortet
Duffe die Themen Ingredients und Petfood.
Karl-Heinz Schlegel übernimmt die Verantwortung
für den Bereich Meat Deutschland
mit den Bereichen Schwein und Rind. Jörn
Evers übernimmt den Vorstand des Unternehmensbereichs
Convenience. Damit sei
man für die Zukunft gut aufgestellt, sagte Clemens
Tönnies, und Andres Ruff sandte noch
eine Botschaft an den Wettbewerb: „Wir sind
hungrig auf Erfolg“.
40 5/2018 F leisch-Marketing