Unternehmen & Konzepte
Im dänischen Schweinesektor
steht die Verbesserung des
Tierwohls auch dieses Jahr
wieder ganz oben auf der
Agenda. Dabei nehmen die landwirtschaftlichen
Erzeuger das
Heft auch selbst in die Hand.
Dänemark treibt die Entwicklungen
für mehr Tierwohl mit Hochdruck
voran. 2018 stehen im Königreich
vor allem zwei Bereiche im Fokus: der weitere
Ausbau der Freilaufhaltung von Sauen und
eine schonendere Ferkelkastration. „Wir
werden uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen,
sondern unserer Vorreiterrolle gerecht
werden und uns kontinuierlich weiterentwickeln“,
sagt Karen Hækkerup, CEO des Dänischen
Fachverbands der Land- & Ernährungswirtschaft.
Die dänischen Schweine-
Die Verbesserung des
Tierwohls haben sich die
dänischen Schweinehalter
auch dieses Jahr wieder auf
die Fahnen geschrieben.
Dänemark
„pusht“ Tierwohl
Eingriff signifikant erleichtert. Dies ist eine
klare Verbesserung des Tierwohls“, betont
Erik Larsen, Vorsitzender Schweineproduktion
im Dänischen Fachverband der Land- &
Ernährungswirtschaft. Damit geht die Branche
in ihrem Engagement weiter als die Vorschriften
der EU und die nationale Gesetz-
gebung. Seit Anfang dieses Jahres dürfen
Landwirte und ihre Mitarbeiter nach dänischem
Gesetz die Lokalanästhesie vor der
Kastration selbst vornehmen. „In den kommenden
Monaten werden wir allen Erzeugern
und zuständigen Mitarbeitern in Lehrgängen
das entsprechende Rüstzeug
vermitteln, so dass ab 2019 alle männlichen
Ferkel ordnungsgemäß betäubt und kastriert
werden können“, erklärt Larsen.
Die Freilaufhaltung von tragenden Sauen
und Tieren im Deckabschnitt ist in der dänischen
Schweineproduktion bereits gängige
Praxis. Der Schweinesektor will aber mehr
und hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: die
Freilaufhaltung in Abferkelställen. Laut Larsen
nehmen die Dänen beim Bau von innovativen
Abferkelställen für die Freilaufhaltung
weltweit eine führende Rolle ein. Mehr als
zehn zukunftsweisende Stallsysteme für dieses
Haltungsverfahren wurden dort bereits
entwickelt. „In Abferkelställen ist die Freilaufhaltung
eine besondere Herausforderung,
weil die Ferkelsterblichkeit ansteigt.
Hier gilt es, das Wohl der Sauen und das der
Ferkel in Einklang zu bringen“, erklärt Larsen.
Der dänische Schweinesektor hat sich darüber
hinaus auf die Fahnen geschrieben, das
Kupieren der Ferkelschwänze auf ein Minimum
zu reduzieren. Im Rahmen verschiedener
Projekte erforscht das Seges Pig Research
Centre seit vielen Jahren die Ursachen
dieser Verhaltensstörung. Ziel ist es, in Zukunft
auf das Schwanzkupieren verzichten
zu können. Für Landwirte, die im Rahmen
des 2017 im Königreich gestarteten staatlichen
Tierwohlsiegels produzieren, ist diese
Maßnahme schon passé. Das Kupieren der
Ferkelschwänze ist hier untersagt.
produzenten forcieren nicht nur die weitreichenden
Aktivitäten. Sie stellen auch eigene
finanzielle Mittel zur Verfügung. Dieses Jahr
steuern die Erzeuger mehr als 30 Millionen
Euro für Forschungsvorhaben in den Bereichen
Tierschutz, Qualität und Nachhaltigkeit
bei. Für die Umsetzung der verschiedenen
Projekte zeichnet das Seges Pig Research
Centre im Dänischen Fachverband in Kooperation
mit den Universitäten Aarhus und Kopenhagen
sowie anderen international führenden
Forschungseinrichtungen verant-
wortlich.
Beim Thema Ferkelkastration ist die dänische
Branche weit vorangekommen. Sie wird
bereits seit einigen Jahren unter Schmerzlinderung
vorgenommen. Nun haben die dänischen
Schweineproduzenten die Initiative
ergriffen. Künftig sollen Ferkel vor der Kastration
örtlich betäubt werden. „Gemeinsam
mit dem Entwicklungszentrum für Freiland-
Nutztiere konnten wir ein Betäubungsverfahren
entwickeln, das den Tieren diesen
3/2018 Fleisch-Marketing 37