Trends & Märkte
„Die Rolle der Ernährung
hat sich stark gewandelt“
84 Prozent der Deutschen
achten bewusst auf ihre Er-
nährung und gehören damit
zu den bewussten Essern, nur
16 Prozent sind unbekümmert
und machen sich vergleichs-
weise wenig Gedanken. Anhand
einer neuen Food-Studie von
Nielsen lassen sich die deut-
schen Verbraucher in sieben
Ernährungstypen einteilen.
Die Typologie basiert auf einer Befragung
von mehr als 11.000 deutschen
Haushalten, bei der die Ernährungs
und Einkaufsgewohnheiten,
deren Motivation und deren Vorlieben erkundet
wurden. Der häufigste Ernährungstyp
in Deutschland ist mit 27 Prozent
der „Engagierte“ Die zweitgrößte Gruppe
sind die „Pragmatiker“, die 22 Prozent ausmachen.
Den dritten Platz belegen mit 16
Prozent die „Unbekümmerten“. „Unsere
Studie zeigt, dass die Essgewohnheiten der
Deutschen sehr komplex sind“, erläutert
Birgit Czinkota, Expertin für Bewusste Esser
und Senior Client Consultant bei Nielsen.
Man habe die sieben Ernährungstypen
entwickelt, da die herkömmliche Einteilung
in rein vegetarisch, vegan oder Bio an ihre
Grenzen gestoßen sei, sagt Czinkota.
Sieben unterschiedliche Typen
Die sieben Ernährungstypen unterscheiden
sich durchaus nach Haushaltsgröße,
Alter, Einkaufsverhalten und ihrer Einstellung
zur Ernährung. Und sie zeigen: „Was
auf dem Teller landet, ist eng verbunden
mit dem Lebensstil. Die Rolle der Ernährung
hat sich in den letzten Jahren stark
gewandelt“, so Czinkota.
Foto: Colourbox
Die Rolle der Ernährung hat sich in den letzten Jahren verändert. Was auf dem Teller landet, ist laut
der Nielsen-Studie eng mit dem Lebensstil verbunden.
Für die „Engagierten“ gehört Kochen fest
zum Tagesablauf. Sie haben Spaß an der
Zubereitung von Lebensmitteln und bewirten
gerne Familie und Freunde. Darüber
hinaus legen sie Wert auf die Qualität
ihrer Lebensmittel. Für die „Pragmatiker“
spielt beim Thema Ernährung vor allem
der Zeitfaktor eine Rolle. Schnelle Mahlzeiten
werden von diesen 22 Prozent
der Konsumenten bevorzugt. Dennoch
achten sie ansatzweise auf Gesundheitsaspekte.
Die „Unbekümmerten“ essen
indes nach Lust und Laune, sind
oft unter 50 Jahre alt und kaufen häufig
Tiefkühlkost.
Den „Naturnahen“, die elf Prozent ausmachen,
sind Bio-Qualität und regionale
Produkte besonders wichtig. Vertrauenswürdigkeit
und Nachhaltigkeit spielt für
sie eine bedeutende Rolle. Ebenfalls elf
Prozent fallen unter in die Kategorie der
„Trendigen“.
Sie sind beim Thema Ernährung
immer wieder auf der Suche nach
hippen
Food-Trends und lassen sich dabei
gerne von anderen Essern inspirieren.
Ihre Markenaffinität ist vergleichsweise
hoch.
Für neun Prozent stehen Körper, Figur,
Wohlbefinden und Gesundheit bei der Ernährung
klar im Vordergrund. Diese „Körperbewussten“
sind durchaus bereit, sich
für den Körper und die Gesundheit in ihrer
Ernährung einzuschränken. Für die
vier Prozent der Verbraucher, die zu den
„Gewissensentscheidern“ gehören, müssen
Lebensmittel nicht nur gut schmecken,
sondern vor allem auch dem Anspruch
nach Tier- und Umweltschutz
genügen.
Mehr als Nahrungsaufnahme
Die Typen zeigen laut Birgit Czinkota,
dass Kochen und Essen mittlerweile zur
Verkörperung von Lifestyle geworden
und damit weitaus mehr als bloße
Nahrungsaufnahme oder ein Hobby ist.
Das sei fast schon vergleichbar mit
dem Stellenwert eines Musikgeschmacks,
der sich auch auf Mode und Freizeit
gestaltung auswirke. Viele Verbraucher
gingen auch online auf Trendsuche,
tauschten sich mit Freunden über Ernährung
aus, besuchten Food-Festivals oder
machten Kochen und den Einkauf zum integralen
Bestandteil ihres Alltags und ihrer
Freizeit, sagt die Expertin von Nielsen.
Auf die Entwicklung müsse der Handel
reagieren, fordert sie.
10 3/2018 F leisch-Marketing