Top-Thema VEggie-Produkte
Ende des Booms
Die Zahl der Konsumenten, die
zu vegetarischen oder veganen
Produkten greifen, steigt. Von
der Entwicklung profitierten
auch die Hersteller von Fleischersatzprodukten,
aber die Zeit
der stetig wachsenden
Umsätze scheint für sie vorbei.
Der Markt für vegetarische Produkte
erlebte jahrelang einen regelrechten
Boom. Aktuell scheint er sich zu stabilisieren“,
sagt Jens Köster, Business Manager
Garden Gourmet Deutschland. Eine proteinreiche
Ernährung mit Produkten auf
pflanzlicher Basis stehe weiterhin hoch im
n Seitan-Vurst
mit veganer Currysoße
Dass die Veggie-Wurst mittlerweile mitten
in der Gesellschaft angekommen ist,
zeigte sich auch beim diesjährigen Currywurst
Festival in Neuwied. Denn bereits
zum dritten Mal nahm das Koblenzer Unternehmen
Veggiewerk an der dreitägigen
Open-Air-Veranstaltung teil, in der in
diesem Jahr 40 Anbieter dem Fast-Food-
Klassiker mit unterschiedlichen Varianten
huldigten. Am Veggiewerk-Wagen gab
es die auf Seitan basierende Vurst nicht
nur mit veganer Currysoße, sondern auch
mit weiteren nach eigenem Rezept hergestellten
veganen Soßen.
Die Frage der Platzierung des Veggie-Angebots wird je nach Standort und Klientel unterschiedlich
beantwortet. Im Breidohr’s Frische-Center in Rösrath findet man die Produkte am Anfang des Marktes
22 3/2018 F leisch-Marketing
„
Kurs. Gleichzeitig wollten Konsumenten
aber auch genießen und wünschten sich Abwechslung
in ihrer fleischreduzierten Ernährung,
hat er festgestellt. „Viele neue Anbieter
haben diesen profitablen Markt für
sich entdeckt. Doch manche Produkte entsprachen
wohl nicht den gewohnten Qualitätsstandards.
Darauf hat der Handel reagiert
und Produkte aussortiert“, erklärt
Köster und betont, dass Garden Gourmet
seine Marktanteile ausbauen konnte.
Geschmackliche Nähe zum Original
Dass die Zeit der Zuwächse insbesondere
für Fleischersatzprodukte vorbei zu sein
scheint, zeigen auch Zahlen des Marktforschungsinstituts
IRI aus dem vergangenen
Spätsommer. Danach war der Verkauf dieser
Produktgruppe im deutschen Lebensmitteleinzelhandel
in Preis, Stück und Menge
rückläufig.
Für Godo Röben, Geschäftsführer der Rügenwalder
Mühle, die sich als erster großer
Markenhersteller mit dem Thema befasst
hat, befindet sich der Markt für vegetarische
beziehungsweise vegane Fleischalternativen
auf einem guten Niveau und entwickelt
sich stetig weiter. Er räumt allerdings ein,
dass diese Entwicklung „deutlich langsamer
als noch in den letzten Jahren“ vonstatten
geht. Aber das sei in so jungen Märkten völlig
normal, fügt er an. „Wir sind davon überzeugt,
dass vegetarische und vegane Alternativen
mehr als ein Trend sind, vielmehr
die Zukunft. Dies vor allem auch vor dem
Hintergrund der immer drängender werdenden
Klimaproblematik“, sagt Röben.
Auch wenn die Umweltbelastung, die Kritik
an der Tierhaltung und gesundheitliche
Überlegungen die meistgenannten Argumente
für eine vegane oder vegetarische Ernährung
sind, ist das entscheidende Kriterium
für viele Verbraucher von Fleisch-
ersatzprodukten die geschmackliche Nähe
zum Original – zumal viele der Konsumenten
keine Hardcore-Veganer sind, sondern
auch zu alternativen Varianten greifen
möchten.
Wichtig für die erfolgreiche Vermarktung
des Veggie-Sortiments ist die Platzierung.
Während ein Teil der Kaufleute stärker auf
den Flexitarier setzt, der Fleisch nicht grundsätzlich
ablehnt, und die vegetarischen Produkte
deshalb bei den Wurstwaren präsentiert,
richten andere ihr Angebot mehr an die
Vegetarier, die grundsätzlich einen weiten
Bogen um die Wurstabteilung machen, und
bevorzugen daher die Obst- und Gemüseabteilung.
Interessant ist auch der Ansatz des
Edeka-Händlers Hieber, der in einigen seiner
Märkte das gesamte Veggie-Angebot mit Bedientheken,
Regalen und Kühltheken zusammengefasst
hat und mit dieser Bündelung
den Absatz ankurbeln konnte.
bei Obst und Gemüse.