Top-Thema • Ladenbau
Adäquater Rahmen
Der unter hartem Konkurrenzdruck
stehende Vollsortimenter
versucht nicht nur mit freundlichem
und gut ausgebildetem
Personal, das über Fachkenntnis
und Beratungskompetenz verfügt,
zu punkten, sondern auch
mit aufwendigen und am Standort
orientierten Ladenbaukonzepten.
Wichtige Eckpfeiler sind
dabei die Bedienungstheken
und das Lichtarrangement.
Im Ladenbau lässt sich derzeit kein übergeordneter
Trend in Hinblick auf Struktur,
Farbe oder Materialien ausmachen.
Die konzeptionell und gestalterisch erfolgreiche
Adaption des traditionellen Markthallen
Modells ist zwar en vogue, aber viele
renovierte Märkte setzen auf eine eigenständige,
standortgerechte Innenarchitektur,
die einen adäquaten Rahmen für die
überwiegend große Warenauswahl mit vielen
Frischeangeboten bildet. Neben der Optik
ist die moderne Technik ein entscheidender
Faktor – insbesondere Energie-
einsparung und Nachhaltigkeit. Technische
Weiterentwicklung bedeute allerdings
mehr als Effizienz und Umweltverträglichkeit,
sagt Dr. Gerrit Kahl. Der Kunde wolle im
Markt intensiver informiert werden und dabei
personalisierter und individueller angesprochen
werden, und darauf müsse man
mit digitalen Angeboten eingehen, erläutert
der Leiter des Innovativ Retail Lab (IRL).
Das Herzstück der Märkte im Lebensmittel
Frische-Segment ist die Bedienungstheke,
an die entsprechend hohe Anforderungen
gestellt wird. Gefragt ist eine gelungene
Mischung von ladenbaulichem Ambiente
und zeitgemäßer technischer Ausstattung.
Dabei dient die Technik nicht nur dem
Zweck, Bedienungsabläufe zu vereinfachen
Foto: Aichinger
Das Herzstück der Lebensmittel-Märkte ist die die Bedienungstheke mit ihren Angeboten im Frische-
Segment. Entsprechend hoch sind die Anforderungen, die an sie gestellt werden.
und Energie zu sparen, sondern sie sollte
auch den Verkauf und die Beratung unterstützen
– mit modernen Linien und innovativem
Design sowie mit den vielfältigen
Möglichkeiten, diese zu kombinieren und
zu individualisieren. Dabei spielen unterschiedliche
Materialien eine wichtige Rolle.
Es gibt klassischere Lösungen wie beispielsweise
Holz, aber auch neue Oberflächen
mit Kacheln oder mit trendigen Metalleffekten,
die die Präsentation der
hochwertigen Ware unterstreichen. Dabei
können unterschiedliche Module zu außergewöhnlichen
Auslagen kombiniert werden,
um das Interesse der Verbraucher zu
erregen.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch
Kaufleute, die bewusst auf Schlichtheit setzen,
um nicht von der Ware abzulenken. Mit
dem Einsatz großer Glasflächen stellen sie
höchstmögliche Transparenz sowie exzellente
Warensicht in den Mittelpunkt.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der
Ladenbaukonzepte ist das Licht, mit dem
eine Balance zwischen technischer Effek-
tivität, wirtschaftlicher Effizienz und kundenorientierter
Emotionalität angestrebt
wird. Zu den wirksamsten, aber auch anspruchsvollsten
Werkzeugen der Verkaufsförderung
gehört das Licht, das die Eigen-
farben der Waren optimiert. Ob frische
Lebensmittel oder Nonfood-Sortimente –
eine in ihrer spektralen Zusammensetzung
abgestimmte Beleuchtung kann die Farb-,
Material- und Oberflächeneigenschaften
von Produkten so wiedergeben, dass Kunden
einen bestmöglichen Eindruck er-
halten. Erfolgreiche verkaufsfördernde
Beleuchtung geht daher bewusst mit Erwartungshaltungen
und Sehgewohnheiten
um und weckt so positive Assoziationen.
Die Technik dahinter beruht darauf, wie
wir Menschen Farben sehen und interpretieren.
Mit spektral unterschiedlich zusammengesetzten
LED-Standard- und Speziallichtfarben
lässt sich die Wahrnehmung
bestimmter produkttypischer Farbtöne verändern.
Die Kunst ist es, für unterschiedliche
Anwendungen jeweils maßgeschneiderte
Lichtspektren zu verwenden.
Die eigenfarboptimierte Warenbeleuchtung
– insbesondere von frischen Fleisch-
und Wurstwaren – ist stets eine Gratwanderung:
Auf der einen Seite wünschen sich
Händler und Kunden eine attraktive Präsentation
der Ware, auf der anderen Seite darf
sie nicht ins Verfälschen kippen. So ist die
Beleuchtung – wie der gesamte Ladenbaukomplex
– oft eine Frage des Fingerspitzengefühls.
24 12/2017 F leisch-Marketing