Unternehmen & Konzepte
„Bio wird
sich durchsetzen“
Die Rügenwalder Mühle hat jetzt ihre ersten
Wurst-Produkte mit Fleisch in Bio-Qualität in
den Handel gebracht. Damit reagiere man auf
Veränderungen bei den Verbraucherbedürfnissen
und ein generelles Umdenken in der Gesellschaft,
erklärt Godo Röben. Fleisch-Marketing
sprach mit dem Geschäftsführer über die
Erweiterung des Rügenwalder-Sortiments.
Fleisch -Marketing : Bislang hieß der Trend im Fleisch- und
Wurst-Bereich „Regionalität ersetzt Bio“! Gilt das nicht mehr?
Röben : Es hieß schon einige Jahre vorher mal, dass der Bio-Trend
angeblich vorbei sei. Dennoch wächst dieser Bereich seit 15 Jahren
– Jahr für Jahr auf jetzt aktuell 9,5 Milliarden Umsatz im Jahr. Bei
Eiern liegt der Bio-Anteil schon bei elf Prozent. Bei Fleisch und
Geflügel hingegen bei einem Prozent. Da gibt es also noch jede
Menge Potenzial.
Fleisch -Marketing : Warum kommt Rügenwalder
erst jetzt mit der Bio-Variante?
Godo Röben glaubt, dass der Bio-Wurstmarkt in den kommenden Jahren
ein ähnliches Volumen erreichen wird wie der Bio-Eiermarkt heute – etwa
zehn Prozent.
Röben : Oftmals wartet einer auf den anderen. Das ist auch bei Bio
so. Die Industrie sagt, es wäre nicht genug Bio-Fleisch vorhanden.
Die Landwirte wiederum meinen, sie fänden nicht genug Abnehmer
für Bio-Fleisch. Wir wollten nicht länger warten – und sind deswegen
jetzt einfach mit Bio gestartet. Mittlerweile haben ja auch mehr
Erzeuger ihre Höfe umgestellt, und es sind größere Mengen an Bio-
Fleisch lieferbar. Wenn wir nun aber doch mehr Bestellungen für
unsere Bio-Wurst bekommen, als wir ausliefern können, dann müssen
wir eben damit leben. Denn, dass sich Bio auch im Fleisch- und
Wurstmarkt durchsetzen wird, daran glauben wir fest.
Fleisch -Marketing : Glauben Sie tatsächlich, dass
der preissensible Verbraucher wesentlich mehr Geld für
Bio-Ware ausgeben wird als für konventionelle Ware?
Röben : Im Biobereich wird generell ein Preisplus von 30 bis 60 Prozent
angenommen. Für Bio-Kaffee bezahlen die Verbraucher 38 Prozent
mehr als für konventionellen Kaffee, für Bio-Geflügel 52 und für
Bio-Milch 56 Prozent. Unser Bio Schinken Spicker hat ein Preispremium
von 37 Prozent – damit liegt er voll im angenommenen Bereich.
Fleisch -Marketing : Wie groß schätzen Sie generell
den Bio-Wurst-Markt in Deutschland? Wie groß wird der
Push sein, den die Rügenwalder-Initiative auslöst?
Röben : Wir glauben, dass der Bio-Wurstmarkt in den kommenden
Jahren auf ein ähnliches Volumen kommen wird wie der Bio-Eiermarkt
heute – also auf etwa zehn Prozent. Der Haupttreiber ist natürlich
die Verbraucherseite. Bio entspricht einfach den großen
Trends, den Wünschen und Bedürfnissen, die die Leute bei Lebensmitteln
haben: Essen mit gutem Gewissen, möglichst wenig Zusätze
et cetera. Und darauf reagieren wir.
Seit Anfang Juli ist der beliebte Schinken Spicker
als Bio-Variante in den beiden Sorten Mortadella
und Bärlauch-Lyoner im Kühlregal erhältlich.
34 8/2017 F leisch-Marketing