Editorial Fleisch-Marketing
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Schmidt liefert wenig!
Das Ministerium hat zeitlich gerade noch die Kurve gekriegt – allerdings mehr aus
wahltaktischen Gründen. Die angekündigte Nutztierstrategie von Bundeslandwirtschaftsminister
Herausgeber/Chefredakteur Fleisch-MarketingIhr direkter
8/2017 F leisch-Marketing
Christian Schmidt wurde kurz vor der Sommerpause in den letzten Sitzungsstunden
des Deutschen Bundestages vor der Bundestagswahl im September vorgestellt.
Damit wurde die Chance auf eine vernünftige Gesetzesinitiative vertan. Prompt kam
natürlich Kritik vom Deutschen Tierschutzbund, der Schmidt unterstellte, dieses Ziel
gar nicht ernsthaft anzustreben, sondern vielmehr nur die Gemüter wegen der bevor-
stehenden Wahl beruhigen zu wollen.
Das erinnert ein wenig an die Grüne Woche im Januar, als Schmidt das lang angekün-
digte staatliche Tierwohl-Label präsentierte. Auch damals stellte sich der CSU-Politiker
medienwirksam vor ein großes Plakat mit dem Label. Auch damals gab es wie jetzt keine
klaren Vorgaben, wie die Umsetzung in die Praxis aussehen soll. In Politiker-Sprache heißt
es: „Das Tierwohl verbessern sowie die Umweltwirkungen der Tierhaltung mindern“ seien
die Eckpfeiler der neuen Nutztierstrategie. Nun gut, diese Erkenntnisse gibt es seit
Jahren. Diese Formulierungen passen gut in das Selbstverständnis eines weiterhin
äußerst blassen Christian Schmidt.
Es gibt weiterhin keine Orientierung. Die Festlegung der Ziele verschiebt das Ministerium
auf die Zukunft. Experten monieren vor allem, dass der Minister die Bauern mit den Mehrkosten
der Erzeugung weitgehend im Regen stehen lässt. Für den Umbau der Tierhaltung
wird aber frisches Geld benötigt, das nicht vorhanden ist.
Das Vorgehen symbolisiert den roten Faden, der sich durch die Legislaturperiode dieses
Ministeriums zieht. Schmidt scheint nicht auf seine fachkundigen Referenten zu hören,
sondern viele Vorhaben im Alleingang anzustoßen, um zunächst einmal politisch nicht als
Depp dazustehen.
Vielleicht ist die Grüne Woche 2018 die richtige Plattform, um konkrete Ziele und Maßnahmen
einer Nutztierstrategie vorzustellen – zumal dann der amtierende Landwirtschaftsminister
wegen der vor ihm liegenden knapp vierjährigen Amtszeit nicht wahltaktisch agieren
muss, sondern endlich konkrete Rahmenbedingungen vorlegen kann. Hoffen wir es mal!
Michael Jakobi
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