Trends & Märkte
Fleischwarenindustrie:Die diesjährige gemeinsame
Jahrestagung des Verbandes der
Fleischwirtschaft (VDF) und des
Bundesverbandes der Deutschen
Fleischwarenindustrie (BVDF) in
Berlin fand in einer angespannten
Atmosphäre statt. Die Pleite von
Lutz und die Übernahme von Marten
durch Tönnies kennzeichnen
die kritische Lage. Hinzu kamen
Absagen – beispielsweise von
Rügenwald-Chef Christian Rauffus
aufgrund des Verdachts möglicher
Preisabsprachen bei der Tagung.
Wie immer wurden auf der Jahrestagung
Zahlen präsentiert und
Bilanz gezogen: Die Marktbedingungen
des vergangenen Jahres waren für
die Unternehmen der Fleischwirtschaft anhaltend
schwierig. Ausschlaggebend hierfür
sei die weiterhin schrumpfende Nachfrage
für Schweinefleisch in Deutschland und in
der EU. Die generell verringerte Nachfrage
nach Fleisch und die wachsenden Abschottungstendenzen
innerhalb der EU führten
zudem zu einem weiter rückläufigen Binnenhandel,
hieß es in Berlin. Die gehandelten
Mengen gingen sowohl beim Import als auch
beim Export um jeweils gut zwei Prozent zurück.
Bei einer stabilen Produktionsentwicklung
berichten die Unternehmen von empfindlichen
Kilogramm pro Kopf der Bevölkerung auf
Ertragseinbußen, weil sich die
Preise für Verarbeitungsteilstücke zur Herstellung
von Wurstwaren seit Monaten auf
einem hohen Niveau halten. So hätten sich
die Preise für Schweinefleisch im ersten
Quartal des laufenden Jahres im Vergleich
zum Vorjahreszeitraum um rund 20 Prozent
erhöht. Sauenfleisch legte um fast 40 Prozent
zu. Diese schwierige wirtschaftliche Situa-
tion könnte die strukturellen Verschiebungen
Waren Gastgeber einer außergewöhnlichen Jahrestagung: VDF-Vorsitzender Paul Brand (links) und
BVDF-Präsident Dr. Wolfgang Ingold.
Sprachen über die akuten Margen-Probleme: Hans Ewald Reinert (links) und Clemens Tönnies.
der bislang mittelständisch geprägten
Branche weiter beschleunigen, hieß es.
Bislang sei es meist nur unzureichend gelungen,
die höheren Kosten im rückläufigen
Markt durch die Preise weiterzugeben. Im
zurückliegenden Jahr erzielten die Unternehmen
der deutschen Fleischwarenindustrie
deshalb nur ein leichtes Umsatzplus von
2,8 Prozent auf 18,8 Milliarden Euro.
Der Fleischverzehr ist in Deutschland im
Jahr 2016 gegenüber dem Vorjahr von 61,1
60,0 gesunken. Die Entwicklung in der Bundesrepublik
liegt damit ungefähr im europä-
ischen Durchschnitt. Die Kommission der
Europäischen Union kommunizierte für
2016 einen Verbrauchsrückgang von 2,5 Prozent.
Beim Niveau des Pro-Kopf-Verbrauchs
liegt Deutschland allerdings im europäischen
Vergleich hinter Spanien, Dänemark,
Österreich, Portugal, Frankreich, Italien und
Irland im Mittelfeld.
12 6/2017 F leisch-Marketing