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Foto: Like Meat
Die Zahl der Vegetarier, Veganer und Flexitarier steigt, deshalb finden
pflanzenbasierte Würste bei Grillevents immer mehr Anhänger.
Fleischersatzprodukte haben mittlerweile ihre Nische verlassen und werden
von weiten Teilen der Bevölkerung akzeptiert und gekauft.
Sinnvoller Umgang
mit Fleischalternativen
Pflanzenbasierte Fleischalternativen haben ihre Nische verlassen. Entsprechend stellt sich
die Frage, ob Vegetariern, Veganern und Flexitariern auch in der Bedienungstheke fleischähnliche
Produkte angeboten werden sollen. Die Antwort muss jeder Markt individuell finden, sagt
Fleischsommelier Michael Keller und liefert ein paar Fakten zur aktuellen Marktsituation.
Mit 7,5 Millionen Vegetariern sowie 1,1 Millionen Veganern
ernähren sich im laufenden Jahr gut zehn Prozent der Bevölkerung
komplett fleischfrei. Laut Allensbach Institut
sind das eine Millionen mehr Verbraucher als 2020. Auch Flexitarier
sind auf dem Vormarsch, wie eine Befragung des Meinungsforschungsinstituts
Forsa vom 16. bis 27. November 2020 zeigt. Von den
insgesamt 1003 Personen aus Deutschland gaben 44 Prozent an, dass
sie ihre Ernährung als flexitarisch bezeichnen würden. Definiert wurden
die Flexitarier bei dieser Umfrage als Personen mit einem Fleischverzicht
an mindestens drei Tagen pro Woche. Laut Duden sind Flexitarier
Personen, die sich überwiegend vegetarisch ernähren, aber
auch gelegentlich hochwertiges, biologisch produziertes Fleisch zu
sich nehmen. Es ist davon auszugehen, dass diese Personengruppe
regelmäßig vegetarische Fleisch- und Wurstalternativen in ihren Ernährungsplan
einbaut.
Fleischersatzprodukte haben laut der Gesellschaft für Konsumforschung
mittlerweile die Nische verlassen und werden von weiten Teilen
der Bevölkerung gekauft. Die Industrie hat diesen Trend schon vor
längerer Zeit aufgegriffen, und die internationalen Player bieten entsprechende
Produkte an. Unilever ist beispielsweise mit der Marke
„The Vegetarian Butcher“ am Start und Nestle mit „Garden Gourmet“.
Im nationalen Bereich ist die zum Tönnies-Konzern gehörende Zur-
Mühlen-Gruppe mit der Nölke-Marke Gutfried vertreten. Als Anbieter
von Geflügelwurstprodukten mit der Werbeaussage „Gutfried ist gut
für uns“ bot sich diese Marke offensichtlich für die vegetarische Linie
von Fleisch- und Wurstersatzprodukten an. Nach holprigem Start, einer
Stagnation im Jahr 2019 und einem Artikel-Relaunch hat der Absatz
der Alternativen enorm an Fahrt gewonnen. Ein Wachstum von
266 Prozent zeige, dass man auf dem richtigen Weg sei, erklärt Max
Tönnies, für den außer Zweifel steht, dass allein der Geschmack über
den Erfolg der Alternativen entscheidet.
Weitere Anbieter aus Übersee
Die Nummer Eins im deutschen Markt ist allerdings die Rügenwalder
Mühle, die bereits seit 2010 den Markt mit vegetarischen Wurstprodukten
beliefert und laut eigener Aussage inzwischen 50 Prozent des
Umsatzes mit vegetarischem und veganem Wurstersatz erzielt. Weitere
Anbieter kommen aus Übersee. Sie platzieren in Kooperation
mit deutschen Unternehmen – beispielsweise der durch die Marke
Wiesenhof bekannten PHW-Gruppe – Burger-, Bratwurst- oder Hack-
36 10/2021 F leisch-Marketing