Trends & Märkte
Starkes
Probierinteresse
Cultivated Meat – Fleisch, das
aus Zellen in einer Nährlösung
heranwächst – findet sich bereits
auf den Speisekarten einiger
Restaurants in Singapur. Dass
sich das Thema aus der engen
Nische herausbewegt, zeigt eine
repräsentative Studie der PHWGruppe,
nach der 60 Prozent der
Verbraucher schon von Cultivated
Meat gehört haben und mehr als
jeder Zweite dieses Fleisch
auch probieren würde.
Gut jeder Zweite Deutsche im Alter
von 18 bis 75 Jahren verzichtet zumindest
manchmal bewusst auf
Fleisch. In der Folge sind pflanzenbasierte
Ersatzprodukte auf dem Vormarsch. Doch
auch Cultivated Meat ist eine Option, denn
es ist mittlerweile möglich, dass sich Zellen
in einem Inkubator bei optimaler
Temperatur und Sauerstoffkonzentration
zu Fleischgewebe genauso entwickeln,
wie sie es in einem Tierkörper würden.
Die PHW-Gruppe, die am israelischen
Start-up Super Meat beteiligt ist, hat jetzt
nach der Akzeptanz gefragt. Die repräsentative
Studie, für die 1011 Personen aus
Deutschland vom Meinungsforschungsinstitut
Forsa befragt wurden, belegt einen
hohen Bekanntheitsgrad: 60 Prozent der
Befragten geben an, dass ihnen die Herstellungsmethode
von Fleisch über die
Vermehrung von Zellen in einer Nährlösung
bekannt ist.
Hoch ist das Probierinteresse: Insgesamt
54 Prozent würden Cultivated Meat einmal
Die Studie von Forsa zeigt das relativ große Interesse an Cultivated Meat in Deutschland.
testen, wobei Neugierde mit 37 Prozent
das stärkste Motiv ist. Erwartungsgemäß
stehen die Jüngeren der Innovation deutlich
aufgeschlossener gegenüber: Von den
18- bis 29-Jährigen würden nahezu drei
Viertel ein solches Produkt kosten, während
es bei den 60- bis 75-Jährigen rund
ein Drittel ist. Über alle Altersgruppen hinweg
würden Männer Fleisch aus einer
Nährlösung eher probieren (62 Prozent)
als Frauen (45 Prozent). Und was verblüfft:
Knapp die Hälfte der Veganer beziehungsweise
Vegetarier würden Fleisch probieren,
das aus Zellen in einer Nährlösung
heranwächst.
Platz im Ernährungsmix
Gegartes oder frisches Hack aus Cultivated
Meat weckt bei den Verbrauchern –
sowohl den reinen „Fleischessern“ als
auch den Flexitariern – das größte Interesse:
78 Prozent der Fleischesser und
83 Prozent der Flexitarier geben ihr In-
teresse daran als „sehr groß“ oder „groß“
an. Dahinter folgen Geschnetzeltes und
Fleischstreifen (Fleischesser: 75, Flexitarier:
69 Prozent) und mit Burgern ein weiteres
Hackprodukt (Fleischesser: 63, Flexitarier:
70 Prozent).
Cultivated-Meat-Produkte zu kaufen,
kann sich ebenfalls rund die Hälfte der
Befragten vorstellen. Der grundsätzliche
Trend, dass das Interesse bei den Jüngeren
ausgeprägter ist, hält auch hier an:
Bei den 18- bis 29-Jährigen würden 69
Prozent im Supermarktregal danach greifen,
während von den 60- bis 75-Jährigen
nur 28 Prozent dies tun würden. Für rund
die Hälfte der Kaufinteressenten dürfen
die Produkte einen höheren Preis haben:
47 Prozent wären generell bereit, mehr
für solche Produkte zu bezahlen, 18 Prozent
sogar den doppelten Preis. Mit steigendem
Alter nimmt die Bereitschaft,
mehr für Cultivated Meat zu zahlen, allerdings
ab.
Die Ergebnisse wertet Marcus Keitzer als
ein starkes Signal für den gesamten Forschungsbereich.
„Sie zeigen, dass das Konzept
bei vielen Verbrauchern bereits bekannt
ist und mit positiver Neugier und
Interesse aufgenommen wird. Damit wird
deutlich: Cultivated Meat wird im Ernährungsmix
der Zukunft neben konventionellem
Fleisch und pflanzlichen Alternativen
einen festen Platz haben“, erklärt der Vorstand
für Alternative Proteinquellen bei der
PHW-Gruppe.
10 10/2021 F leisch-Marketing