anuga 2021
Joris Coenen organisierte eine sehr politisch ausgerichtete Veranstaltung.
derspruch zwischen ungebremstem Fleischkonsum weltweit und
einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten EU-Agrarpolitik müsse politisch
gelöst werden. Bei den derzeitigen politischen Strömungen
in der EU-Kommission werde es eher weniger Wachstum in der
europäischen Agrarindustrie geben. Das bedeute, dass andere
Player dieses Feld in China oder in Südamerika übernehmen.
Vandenkendelaere ging auch auf das Farm-to-Fork-Programm
ein, dass die EU-Landwirtschaft zu 50 Prozent geringerem CO2-
Ausstoß und zu 50 Prozent weniger Pestizide-Einsatz verpflichte,
aber auch generell zur Nachhaltigkeit – beispielsweise durch Reduktion
der Lebensmittelverschwendung – animieren soll.
Vanthemsche, der Tierwohlbeauftragte der flämischen Regierung,
arbeitet an der Umsetzung eines regionalen Tierwohllabels.
Er wies in seinem Referat darauf hin, dass generell der Verbraucher
über die Märkte entscheide. Laut einer Vlam-Untersuchung
sei Tierwohl ein wichtiges Kriterium beim Fleischeinkauf. Aufbauend
auf dieser Erkenntnis müsse es gelingen, aus den verschiedenen
nationalen Ansätzen ein gemeinsames EU-Tierwohl-Label zu
Piet Vanthemsche erläuterte das flämische Tierwohl-Label.
entwickeln, forderte er. Dabei sei die Benchmark, aus verschiedenen
Systemen ein allgemeines Label zu schaffen. Wichtig sei, dass
die Wertschöpfungskette komplett ist und der Handel eingebunden
wird. Vanthemsche erinnerte daran, dass die Bedingungen für
ein Tierwohl-Label von allen Marktpartnern respektiert werden
und dass die Auflagen auf die Produktionsbedingungen der Hersteller
Rücksicht nehmen müssen.
In der abschließenden Diskussion mit den Round-Table-Teilnehmern
wies Vandenkendelaere auf die großen Herausforderungen
der Zukunft hin. Einerseits werde die Nachfrage nach
Fleisch und Milch deutlich steigen, andererseits gäbe es gerade in
Europa Ambitionen den Fleischverbrauch nachhaltig einzuschränken.
Er sei neugierig, ob die Industrie dieses Paradoxon
lösen könne. Vanthemsche machte klar, dass beide Positionen
nicht vereinbar seien und dass auch in Hinblick auf die „Green
Deals“ die Wettbewerbsfähigkeit der Hersteller gesichert sein
müsste. Ein Tierwohl-Label könne nur auf freiwilliger Basis
durchgesetzt werden, betonte er.
Das Round Table-Gespräch fand wieder
als Präsenzveranstaltung statt.
10/2021 Fleisch-Marketing 23