anuga 2021
Etliche Unternehmen, die in der
Vergangenheit auf der Anuga
ausstellten, sind in diesem Jahr
nicht dabei. Fleisch-Marketing
fragte nach den Gründen und,
ob sie generell die Zukunft von
Messen gefährdet sehen.
Die Entscheidung, nicht auf der
Anuga auszustellen, habe man
sich nicht leicht gemacht, da für
ihre Firma die persönlichen Kontakte
sehr wichtig seien, sagt Regina Lilienthal
vom Naturdarmspezialisten CDS Hackner.
„Und da die Anuga eine Messe für alle Sinne
ist, ist für uns eine virtuelle Messe
nicht vorstellbar“, erklärt sie weiter. Thomas
Borgers, Vertriebsleiter bei Damhus,
berichtet, dass man im Vorfeld Kunden
gefragt habe, wie sie zu einem Besuch stehen.
Schließlich sei man zu dem Ergebnis
gekommen, „dass wir unseren Kunden,
unseren Mitarbeitern und damit auch unserer
Firma mit einer diesjährigen Teilnahme
nicht gerecht werden würden“.
Bedeutende Plattform
Bei Pick weist man darauf hin, dass die Organisation
des Messeauftritts von langer
Hand geplant wird und daher frühzeitig
eine Entscheidung getroffen werden musste.
Aus diesem Grund habe man sich „schweren
Herzens“ für eine Absage entschieden,
heißt es beim Spezialisten für ungarische
Wurstwaren. Plukon-Marketingleiterin Ulrike
Rücker sieht die Corona-Situation insgesamt
mit zu vielen Unwägbarkeiten belastet.
„Hohe Messekosten, weniger Be-
sucher und dazu ein unkalkulierbares Risiko,
wie sich die Pandemie gerade in diesem
internationalen Umfeld entwickelt, haben
uns dazu bewogen, auf eine Messebeteiligung
„Besonderer
Gradmesser“
Foto: Koelnmesse
Um Lust auf Fleisch zu entwickeln, müssen die Sinne angesprochen und die Erzeugnisse gekostet
werden. Deshalb entschieden sich etliche Firmen, auf eine Messeteilnahme zu verzichten – sowohl in
den Hallen als auch virtuell.
uns weder analog noch hybrid möglich“, betont
sie.
Grundsätzlicher war das Motiv bei der
Rügenwalder Mühle. „Bereits in der Vergangenheit
haben wir festgestellt, dass die Thematik
oder die Schwerpunkte dafür ausschlaggebend
sind, ob wir an Veranstal-
tungen wie der Anuga teilnehmen oder den
direkten Weg zu unseren Partnern präferieren“,
berichtet Jens Wiele, Mitglied der Geschäftsleitung.
Auch die Abstinenz des Unternehmens
Werner Schulte geht nicht in
erster Linie auf die Pandemie zurück. „Es
kommen in unserem Bereich einfach nicht
ausreichend Kunden. Wir brauchen die
Großhändler und die selbstständigen Einzelhändler.
und spontane Kommunikation für die
Ideenfindung und den „ungefilterten“ Blick
über den „berühmten Tellerrand“ wichtig,
betont man bei Pick. Ähnlich sieht es Ulrike
Rücker: „Virtuelle Konferenzen und die moderne
Online-Kommunikation sind zwar in
vielen Bereichen sehr praktisch, aber der
Wunsch, Menschen zu treffen und face-toface
zu kommunizieren, macht uns Menschen
doch aus und wird aufgrund der ganzen
Digitalisierung vielleicht ja sogar noch
zunehmen“, glaubt sie.
Hoher Stellenwert
Jens Wiele geht davon aus, „dass die Quantität
Indoor
online
zu verzichten“, erklärt sie und fügt an,
dass eine virtuelle Teilnahme „kein wirklicher
Ersatz“ sei.
Auch für Kathrin Voskuhl, Teamleiterin
Public Relations bei QS Qualität und Sicherheit,
ist eine Beteiligung nicht sinnvoll. Man
sei als stufenübergreifender Standardgeber
für Qualitätssicherung einerseits und Branchenplattform
andererseits auf den persönlichen
Austausch angewiesen. „Dies ist aber
unten den aktuellen Vorgaben der Messe für
Die waren leider nicht mit in einer
Anzahl vertreten, dass sich diese immensen
Kosten irgendwie gerechtfertigt
haben“, sagt die Geschäftsführende Gesellschafterin
Sarah Dhem.
Trotzdem ist man sich überwiegend einig,
dass Messen ihren Stellenwert als bedeutende
Plattformen behalten werden.
Auch wenn sich viele Fragen auch virtuell
lösen lassen, so bleiben doch direkter Kontakt
der Messen abnehmen, parallel aber die
Qualität deutlich steigen wird“. Messen seien
ein wichtiges Kommunikationsinstrument,
stellten eine gute Gelegenheit zum
Netzwerken dar und behielten daher einen
hohen Stellenwert, ist er überzeugt. Vor diesem
Hintergrund ist die diesjährige Anuga
für Thomas Borgers ein „besonderer Gradmesser
– vor allem auch im Hinblick auf die
weitere Entwicklung, den Fortbestand von
Präsenzmessen“.
18 10/2021 F leisch-Marketing