EDITORIAL Fleisch-Marketing
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Struktureller Wandel
Die Ankündigung von Aldi Süd und Nord, bis 2030 nur noch Frischfleisch von Schweinen,
FLEISCH-MARKETINGIhr direkter
Folgen für die gesamte Wertschöpfungskette Fleisch in Deutschland. Entsprechend
groß war die Resonanz. Der Fleischgigant Tönnies und der Geflügelproduzent PHW, die
von Aldis Vorpreschen nicht überrascht schienen, sprachen von einem „Meilenstein“
und nutzten die Gelegenheit, um von der Politik Anpassungen des Baurechts und eine
Unterstützung der Nutztierhaltung einzufordern.
Ob der Strukturwandel gelingt, entscheidet aber letztlich der Verbraucher, denn allen
Ankündigungen zum Trotz wird sich nur etwas ändern, wenn der Kunde für seinen
Wunsch nach mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit tiefer ins Portemonnaie greift. Auf der
einen Seite macht der boomende Biofleischmarkt Mut, auf der anderen Seite steht der
gescheiterte Versuch von Lidl mit seinem Bauernbonus für Fleisch. Auf jeden Fall hat
Aldi für Bewegung in der Tierwohl-Diskussion gesorgt.
Dass Konsumenten durchaus gewillt sind, nicht nur niedrige Preise als Kaufkriterium
im Auge zu haben, zeigt der Markt für Kinderwurst. Zwei Markenartikler sind für 90
Prozent des Umsatzes verantwortlich und drängen die günstigeren Handelsmarken
immer weiter an den Rand. Offensichtlich vertrauen junge Mütter bei der Ernährung
ihrer Kinder bekannten Produkten mehr als anonymeren Labels und sind bereit, dafür
zu zahlen.
Auch die Vereinten Nationen glauben, dass Billigfleisch weiter an Boden verlieren wird.
Laut einem von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) veröffentlichten
Umwelt- und Gesundheitsbedenken in den kommenden zehn Jahren sinken. Weniger
Quantität kann aber auch mehr Qualität bedeuten. Deshalb muss die FAO-Prognose
nicht unbedingt ein Menetekel für die Fleischbranche sein.
Norbert Gefäller
8/2021 F leisch-Marketing
Rindern, Hähnchen und Puten aus Außenklima- und Bio-Haltung anzubieten, hat
Bericht wird der Fleischkonsum in den Industrienationen aufgrund wachsenden
Weg zu unseren
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