SERVICE & BEDIENUNG
Die Bio Schwarzwald Weiderinder wachsen im Herdenverbund unter natürlichen
Bedingungen heran. Ihr Fleisch zeichnet sich durch eine intensive
Marmorierung aus.
dern – bei uns oft in Kombination mit dem deutschen Bio-Siegel nach
EG-Öko-Verordnung. Um mit diesem Siegel arbeiten zu dürfen, sind
die geringsten Voraussetzungen zu erfüllen. Man kann vom „Standard
Bio“ sprechen. Allerdings ist es nach oben hin geöffnet, so dass
man höhere Produktionsrichtlinien integrieren kann, wie einzelne
Handelsprogramme zeigen.
Edeka Südwest trägt beispielsweise mit dem Fleisch des „Schwarzwald
Bio-Weiderinds“ und passenden Abnahmeverpflichtungen dafür
Sorge, dass die Rinder im Sommer das typische Landschaftsbild in
den hochgelegenen Schwarzwald Weiden prägen. Die Erzeugergemeinschaft
Schwarzwald Bio-Weiderind im Südschwarzwald sichert
den Nachschub und sorgt mit der Weiterzüchtung des Hinterwälder
Rindes auch für die Arterhaltung. Durch diese Kooperation werden
die landwirtschaftlichen Bio-Betriebe in der Region bereits seit 1998
unterstützt. Die Bio-Weiderinder wachsen im Herdenverbund unter
natürlichen Bedingungen heran. Dadurch erhält das Fleisch seine intensive
Marmorierung und seinen aromatischen Geschmack. Bei der
Aufzucht kommen keinerlei Wachstumsförderer zum Einsatz. Außerdem
wird auf chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel
verzichtet. Unabhängige Institute kontrollieren die tiergerechte
Haltung und das Tierwohl in den Betrieben, die nach den strengen
Naturland-Richtlinien und der EG-Öko-Verordnung wirtschaften.
Lebendige Kreislaufwirtschaft
Ähnliches gilt für das Rewe Bio-Fleisch-Sortiment und fast alle Bio-
Wurst-Produkte, die unabhängig von Naturland zertifiziert sind. Damit
erfüllen sie insbesondere in Hinblick auf eine artgerechte Tierhaltung
strenge Bio-Richtlinien, die über den Standard der EU-Öko-
Verordnung hinausgehen. Das älteste Biosiegel in Verbandsstruktur
ist das Demeter Siegel, das bereits 1924 ins Leben gerufen wurde. Es
ist zugleich auch das strengste Biosiegel. Hier wird auf eine lebendige
Kreislaufwirtschaft gesetzt. In den Produktionsrichtlinien ist beispielsweise
festgelegt dass kranke Tiere zunächst mit Naturheilverfahren
behandelt werden müssen, bevor man zur Antibiotika-Keule
greift.
Mit 1740 Produktionsbetrieben auf 98.748 Hektar Fläche ist Demeter
die Nummer vier unter den Öko-Verbänden. Demeter geht keine
Kompromisse ein: Die Futtermittel müssen zu 100 Prozent Bio-
Richtlinien entsprechen und mindestens 90 Prozent Demeter-Roh-
stoffe enthalten. Naturland ist international aufgestellt, denn der Verband
zertifiziert ökologische Betriebe in 58 Ländern der Erde. Es gibt
den Zusatz Naturland Fair. Er bestätigt den fairen Handel in Bezug auf
soziales und faires Wirtschaften – und das weltweit.
Der größte Verband in Bezug auf Bio-Richtlinien in Deutschland
mit insgesamt 8504 zertifizierten Betrieben ist Bioland. Der Schwerpunkt
wird auf nachhaltige Landwirtschaft gelegt, die den Natur- und
Umweltschutz sowie das Tierwohl im Blick hat. Bioland verbietet beispielsweise
den Einsatz von Gentechnik, chemisch-synthetischen
Pflanzenschutzmitteln und Düngern.
Aktuell sind in Deutschland gut 17.000 Produktionsbetriebe für
die verschiedenen Bio-Verbände und -Richtlinien zertifiziert. Das
sind gut 600 mehr als im Jahre 2020. Daher ist es lohnenswert, sich
mit den endsprechenden Richtlinien zur Tierproduktion auseinander
zu setzen. Man findet sie auf den jeweiligen Webseiten der Verbände
und Lizenzgeber.
Trotz der Steigerungsraten wird Bio-Fleisch ein Nischenmarkt
bleiben, den man allerdings hervorragend in sein Absatzkonzept integrieren
kann. Dabei spielt „Story Telling“ eine herausragende Rolle,
denn nur mit der endsprechenden Geschichte rechtfertigt sich der
deutlich höhere Preis. Mit dem Angebot von Biofleisch handelt man
nachhaltig, zum Wohle der Tiere und garantiert hervorragenden Geschmack.
Weniger ist manchmal mehr.
In Deutschland sorgt eine Siegelflut für Verunsicherung beim Verbraucher.
Kaum ein Kunde kennt die Unterschiede der verschiedenen Kennzeichnungen
Der Autor
Michael Keller ist Fleischermeister,
Jäger und selbstständiger Fachberater
für französischen Käse, Rindfleisch,
Geflügel und Wein. Der Fachdozent
für Geflügel und Wild, der sich
seit 2017 zertifizierter Fleischsommelier
nennen darf, ist überdies
Teambetreuer des National Teams
Metzger „The German Wolf Pack“
und Jury-Präsident beim Kreativ-
Award-Wettbewerb von Fleisch-
Marketing. www.keller-promotion.de
8/2021 Fleisch-Marketing 29