SERVICE & BEDIENUNG
Foto: Frank Boxler/Messe Nürnberg
Der Marktanteil von Fleisch in Bio-Qualität ist zwar deutlich niedriger als bei
anderen Produktgruppen, trotzdem spielen die Erzeugnisse auf der alljährlich
stattfindenden Weltleitmesse Biofach in Nürnberg eine bedeutende Rolle.
Mit der Weiterzüchtung des „Hinterwälder“ sichert die Erzeugergemeinschaft
Schwarzwald Bio-Weiderind im Südschwarzwald nicht nur den
Nachschub, sondern sorgt auch für die Arterhaltung.
Attraktives
Nischenprodukt
Der Markt für Bio-Fleisch ist laut dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW)
im Jahre 2020 um 50 Prozent gewachsen. Das hängt sicherlich auch damit zusammen,
dass corona-bedingt gastronomische Betriebe teilweise geschlossen blieben und verstärkt
zu Hause gekocht wurde. Eine Folge war, dass man sich etwas gönnen wollte und zu hochwertigeren
Produkten griff. Davon profitierte natürlich auch der Markt für Biofleisch.
Während das Angebot für Bio-Schweinefleisch das ganze
Jahr sehr knapp war, so dass Verarbeiter und Handelsunternehmen
nicht nachfragegerecht bedient werden
konnten, funktionierte der Markt für Bio-Rindfleisch deutlich besser.
Bio-Mutterkuhbetriebe zogen teilweise selbst ihre Absetzer auf, darüber
hinaus wurden deutlich mehr Bio-Milchkühe geschlachtet. Außerdem
boten insbesondere Österreich und Dänemark Bio-Milchkühe
an, die überwiegend zu Hackfleisch verarbeitet wurden. Im Sektor
Bio-Geflügel konnte die Nachfrage nicht gedeckt werden. Allerdings
werden derzeit für diesen Fleischbereich Produktionskapazitäten
auf- und ausgebaut, so dass das Angebot steigen wird.
Warum Bio-Fleisch ein Nischenprodukt ist, zeigt sich deutlich,
wenn man den Marktanteil betrachtet. Trotz des großen Zuwachses
beträgt er laut BÖLW nur 2,6 Prozent bei Geflügel und 3,6 Prozent bei
„Schwein, Rind, Lamm, Schaf und Kalbfleisch“. Insgesamt kommt man
auf einen Anteil von 3,3 Prozent am gesamten Fleischmarkt. Im Vergleich
mit dem Gesamtmarkt an Bio-Lebensmitteln, bei dem der Umsatzanteil
in Deutschland bei 6,4 Prozent liegt, hinkt er deutlich hinterher.
Daraus lässt sich ableiten, dass viele Verbraucher, die Bio-
Lebensmittel bevorzugen, auf Fleisch verzichten. Es ist aber auch ein
Indiz dafür, dass Produktionskapazitäten fehlen und dass die Nachfrage
wesentlich größer ist und nicht komplett gedeckt werden kann.
In anderen Ländern der Europäischen Union ist der Markanteil für
Bio-Lebensmittel teilweise deutlich höher: 2019 lag Luxemburg mit
18 Prozent Umsatzanteil an erster Stelle vor Frankreich mit 13 Prozent.
In absoluten Zahlen allerdings ist Deutschland der größte Bio-
Markt in Europa. 2019 gaben die deutschen Verbraucher pro Kopf
144 Euro für Bio-Lebensmittel aus, im Durchschnitt der EU waren es
81 Euro. Spitzenreiter waren die Dänen, die pro Kopf 344 Euro für
Bio-Lebensmittel ausgaben. Der Gesamtmarkt in der EU betrug 41,4
Milliarden Euro.
Lebensmitteleinzelhandel zeigt Stärke
Bei der Frage, wo Bio-Lebensmittel in Deutschland eingekauft werden,
zeigt sich die Stärke des Lebensmitteleinzelhandels. Er greift
60,4 Prozent ab, gefolgt von Naturkostläden mit 24,7 Prozent. 14,9
Prozent teilen sich Wochenmärkte, Hofläden und Metzgereien. Bei
der Vermarktung kommt den Siegeln, von denen es in Deutschland
beispiellos viele gibt, eine große Bedeutung zu. Das bekannteste ist
zweifelsohne das EU-Bio Siegel in Blattform. Es gilt in allen EU-Län-
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