Unternehmen & Konzepte
Stabile Entwicklung
Als „die größte Herausfor-
derung der Unternehmens-
geschichte“ bezeichnet
Clemens Tönnies das Corona-
Jahr 2020 in seinem Ge-
schäftsbericht. Dennoch fällt
die Bilanz des geschäftsführenden
Gesellschafters des
Fleischgiganten positiv aus.
Die Unternehmensgruppe hat sich
nach Worten Tönnies trotz der
corona-bedingten Einschränkungen
„stabil entwickelt“. Nach einer starken
ersten Jahreshälfte fällt seine Bilanz
für die zweite Jahreshälfte schwächer
aus. Hier wirkt sich die corona-bedingte
Schließung des Werkes in Rheda aus. „Die
vierwöchige Werksstilllegung und die
anschließende Produktionsdrosselung
durch den Corona-Ausbruch, der von der
Berufsgenossenschaft inzwischen als Betriebsunfall
eingestuft wurde, hat die
wirtschaftliche Bilanz für Rheda belastet“,
erläutert Tönnies.
Wachstumschancen im Bio-Segment
Im Jahr 2020 verzeichnet das interna-
tional tätige Unternehmen einen Jahresumsatz
von rund 7,05 Milliarden Euro,
was ein Minus von drei Prozent gegenüber
2019 bedeutet. Die Stagnation ist
vor allem in dem deutlich niedrigeren
Schweinepreis begründet, der im Jahresdurchschnitt
9,3 Prozent geringer als
2019 war, sowie der vierwöchigen Werksstilllegung
am Standort Rheda. „Wir brauchen
langfristig stabile und auskömmliche
Preise für die landwirtschaftlichen
Erzeuger, die höher sind als im letzten
Quartal“, betont Dr. Wilhelm Jaeger, Leiter
Bei Tönnies ist der „Generationenübergang in vollem Gange“: Clemens Tönnies und sein Sohn Max.
der Abteilung Landwirtschaft. Gleichzeitig
investiert Tönnies weiter in Offenfrontställe
und den Bio-Markt, weil man
gute Wachstumschancen im Bio-Segment
sieht. Insgesamt verarbeitet Tönnies an
seinen deutschen Standorten – bei einem
Rückgang von zwei Prozent – 16,3 Millionen
Schweine. An den weiteren Standorten,
vor allem im Ausland, ist das Unternehmen
stark gewachsen. 4,5 Millionen
Schweine wurden in Dänemark, Spanien,
Großbritannien und Polen verarbeitet,
was einem Plus von 17 Prozent entspricht.
Erfreulich ist laut Tönnies die Entwicklung
bei Rindfleisch, auch weil das neue
Rindfleischkompetenzzentrum in Badbergen,
in das rund 85 Millionen Euro investiert
wurden, die Produktion aufgenommen
hat. Da Tönnies im Rinderbereich
vor allem im Foodservice, die durch
den Lockdown ebenfalls belasteten europäischen
Länder wie Frankreich und
Großbritannien beliefert, hat die Sparte
im Jahr 2020 allerdings kein Wachstum
erzielt. Insgesamt verarbeitete Tönnies
an seinen deutschen Standorten 420.000
Rinder inklusive Zerlegung. Das sind vier
Prozent weniger als im Vorjahr.
International setzt Tönnies seine
Wachstumsstrategie fort. Die Investitionen
in Großbritannien, Dänemark, Frankreich,
Spanien und Polen belaufen sich
auf einen dreistelligen Millionenbetrag.
In China hat vor wenigen Wochen die
Grundsteinlegung für das Jointventure
mit der chinesischen Dekon Group stattgefunden.
Generationenübergang im Gange
Den Wachstumskurs setzt Tönnies auch
auf dem Markt der vegetarischen und
veganen Fleischersatzprodukte fort. Das
Unternehmen hat seine Aktivitäten in
diesem Segment in einem eigenständigen
Geschäftsbereich und einem autonomen
Produktionswerk in Böklund gebündelt.
Mit der 2019 verabschiedeten Nachhaltigkeitsagenda
t30 sei man „im vollen
Prozess sich zum nachhaltigsten Lebensmittelunternehmen
der Branche zu entwickeln“,
heißt es bei der Unternehmensgruppe.
Auf die kursierenden Verkaufsgerüchte
geht Tönnies in der Mitteilung zum Geschäftsjahr
2020 nicht ein, verweist aber
darauf, dass „der Generationenübergang
in vollem Gange“ sei. So übernimmt der
dreißigjährige Maximilian Tönnies neben
der Divisionsleitung der Zur-Mühlen-
Gruppe mehr und mehr Verantwortung
im Gesamtkonzern.
34 5/2021 F leisch-Marketing