Fotos: Landmetzgerei Hornung
AUSBILDUNG
WERTSCHÄTZUNG ERKENNEN
Vom Agrartechniker zum Metzger:
Nach seiner Aus- und Weiterbildung
in der Landwirtschaft begann
Fabian Schüttler im Herbst 2020
in der Landmetzgerei Hornung in
Lautertal eine Fleischerlehre und
ist damit sichtlich zufrieden.
Der 23-Jährige schildert sich im Gespräch
als wissbegierig, kreativ, gewürzaffin
und stets offen dafür, Neues
zu lernen und seinen bisherigen Horizont zu
erweitern. Da er die Landmetzgerei seines
Onkels Gunther Hornung in Lautertal-Reichenbach
von Kind auf kennt, diesem familienbedingt
bereits oft und gerne geholfen
hat, lag die Entscheidung nahe, dort noch eine
Ausbildung zum Fleischer aufzusatteln. „Die
Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln und
den Tieren in der Öffentlichkeit steigt. Schon
in den ersten Wochen merkte ich, wie schnell
man in diesem Beruf Ideen umsetzen und in
leckere Produkte verwandeln kann“, bekräftigt
seine weitere Berufswahl.
Auf den Realschulabschluss 2013 folgte die
dreijährige Ausbildung zum Landwirt, in der
er jedes Jahr einen anderen Betrieb kennenlernte
– vom Zwiebel- und Kartoffelbetrieb in
Rheinland-Pfalz über einen Hof mit Ackerbau,
Schweinemast und Legehennen in Hessen bis
hin zu einem Betrieb mit Ferkelerzeugung,
Sauenhaltung, Hofladen und Cateringservice
in Baden-Württemberg. Danach machte er
weitere Praktika, arbeitete in Festanstellung
und besuchte Seminare, bevor er von 2018
bis 2020 den Agrartechniker in Vollzeit absolvierte.
„Nun bin ich Betriebswirt Fachrichtung
Agrarwirtschaft inklusive Ausbildereignung
und Fachabitur. Ich hatte aber immer großes
Interesse daran, die weiteren Prozesse wie
Schlachten, Zerlegen und die Wurstproduktion
noch näher kennenzulernen“, betont er.
GOLD FÜR SEINE PFEFFERBEISSER
Aufgrund seines beruflichen Werdegangs
startete Fabian Schüttler im zweiten Lehrjahr
und wird die Fleischerlehre 2022 beenden.
Da sein Onkel in der Metzgerei nicht mehr
selbst schlachtet, soll es im dritten Lehrjahr ein
adäquater Betrieb mit Schlachtung sein.
Aktuell arbeitet er mit Gunther Hornung
und einem weiteren Mitarbeiter in der Produktion
der Landmetzgerei im Odenwald.
Dabei hilft er bei allen anfallenden Tätigkeiten
und bewährt sich. Ein besonderes Faible
hat er für Gewürze; sein Onkel lässt ihn
vieles ausprobieren. „Ohne mein Wissen hat
er Proben zweier meiner Pfefferbeißer aus
Rind und Schwein mit ordentlich Pfeffer drin
zum NRW-Mettwurstpokal 2020 eingesandt.
Beide sowie zwei weitere Spezialitäten wurden
mit Gold ausgezeichnet“, freut er sich.
„Eine solche Wurstkultur wie in Deutschland
ist weltweit einzigartig. Fleischer ist ein ehrenhafter
Beruf mit Zukunft und trägt ebenso
wie der Landwirt zur Erhaltung von Kulturgut
bei“, sagt er motiviert. Nach der Ausbildung
könne er sich im Prinzip selbst versorgen und
kenne alle Wege, Prozesse und Hintergründe:
„Vom Schweinesperma bis zur Fleischwurst
in der Theke“, lacht er. Und die nächste Weiterbildung
ist schon fix. Demnächst nutzt er
die Gelegenheit, sich an der Fleischerschule
in Augsburg zum Cortador ausbilden zu lassen
– einem Schinkenspezialisten, wie er vor
allem in Spanien üblich ist. Fabian Schüttlers
Weg ist noch lange nicht zu Ende. mth
1/2021 15