Unternehmen & Konzepte
Deutlich auf der Thekenscheibe sichtbar ist das
bayerische Qualitätsversprechen.
An der Servicetheke wird Beratungskompetenz
groß geschrieben, deshalb arbeiteten
dort nur gelernte Fachverkäuferinnen. Neben
den Standardartikeln gibt es auch viele
hochwertige Produkte – beispielsweise Spezialitäten
vom Simmentaler Rind. In der Mitte
der Theke wird den Kunden eine Auswahl
an Convenience-Artikeln genussvoll präsentiert.
Sie werden gerne gekauft, obwohl auf
dem Lande die Kochkenntnisse meist noch
stärker vorhanden sind als in Großstädten.
Gut angenommen wird auch das Bio-Angebot,
das allerdings nicht durchgängig vorhanden
ist. „Wir arbeiten mit einem kleinen
Bio-Bauer zusammen, insofern ist das Sortiment
eingeschränkt. Für unsere Kunden ist
das aber kein Problem, sie akzeptieren, dass
dieses Fleisch nicht immer verfügbar ist“, erläutert
Schaller. Als besondere Produkte
werden auch die Wurstsorten wahrgenommen,
die ein regionaler Metzger liefert. Da
dieses Sortiment gut ankommt, soll das Angebot
in verpackter Form erweitert werden
und einen speziellen Platz bekommen.
Prinzipiell wird bei Rewe Schaller großer
Wert auf regionale Erzeugnisse gelegt. „Ich
habe erkannt, dass das hier wichtig ist, obwohl
es in dem Geschäft, in dem ich vorher
gearbeitet habe und dass in unmittelbarer
Umgebung liegt, kein Thema war“, erzählt
die Kauffrau. Daher hat sie zunächst eine Liste
von potentiellen Partnern erstellt, sie angerufen
und gefragt, ob man sich nicht mal
treffen könnte. Die Resonanz war unterschiedlich,
aber mittlerweile wird der Rewe-
An der Servicetheke, die von hoher Beratungskompetenz geprägt ist, gibt es neben Standardartikeln
auch viele hochwertige Produkte – beispielsweise vom Simmentaler Rind.
Markt von vielen lokalen Herstellern beliefert.
Eine spezielle Insel im Markt sowie
auch die Angebote in den jeweiligen Abteilungen
haben sich zu einem Alleinstellungsmerkmal
entwickelt, das erheblich dazu beiträgt,
dass Schaller erfolgreich ist. „Die Zah-
len stimmen, wir liegen voll im Soll, und der
Umsatz steigt leicht, aber kontinuierlich“,
lautet ihre Bilanz nach einem Jahr Selbständigkeit.
Ausgeprägter Kooperationswille
Dabei ebnete ein Zufall den Weg der heute
40-Jährigen in die Selbständigkeit. Als ein
Ortsfremder sie nach dem neuen Rewe-
Markt fragte, der offiziell noch nicht beschlossen
war, hakte sie bei der Stadtverwaltung
nach und erfuhr so sehr frühzeitig, dass
Rewe in Vohenstrauß ein neues Standbein
plante. Da sie wusste, dass die Zukunft des
Marktes, in dem sie seit langem arbeitete, auf
tönernen Füßen stand, bewarb sie sich sie
bei der Konkurrenz als Marktleiterin. „Bald
darauf erhielt ich einen Anruf, und man erklärte
mir, dass man jemanden suche, der
den Markt selbständig betreibt, und fragte
mich, ob ich mir das auch zutrauen würde“,
erzählt Schaller. Nach einigen schlaflosen
Nächten und langen Diskussionen in der Familie,
entschloss sie sich, ihre Bewerbung
aufrecht zu erhalten. Es folgten einige Gespräche
in der regionalen Rewe-Zentrale –
und schließlich der Zuschlag. So kündigte sie
Ende 2016 bei ihrem Arbeitgeber und bereitete
sich intensiv auf ihre Zukunft vor.
Unterstützt wurde sie dabei von Rewe und
dem eigenen Partnerschaftsprogramm, das
einen Start in die Selbständigkeit mit geringem
Kapitaleinsatz ermöglicht. Denn man
gründet mit Rewe eine offene Handelsgesellschaft
(oHG), verkleinert dadurch das unternehmerische
Risiko und senkt die finanzielle
Einstiegsbarriere. Darüber hinaus kümmert
sich die Rewe im Voraus um die wichtigsten
administrativen und organisatorischen Details,
damit sich der Händler auf seinen Markt
konzentrieren kann. Damit der Neueinsteiger
optimal auf die Führung seines Unternehmens
vorbereitet ist, gibt es eine Einarbeitungszeit.
Sie ist obligatorisch, aber sehr
individuell, weil auf die Vorkenntnisse des
Kandidaten eingegangen wird.
Schaller brauchte nur sechs Monate, bis sie
für den „Sprung ins kalte Wasser“ bereit war.
Einerseits hatte sie als angestellte Marktmanagerin
schon viele Erfahrungen gesammelt,
und andererseits war bereits ein Eröffnungstermin
für den neuen Markt ins Auge gefasst.
„Dieses halbe Jahr war – besonders für meine
Familie – extrem hart, aber auch ungeheuer
lehrreich“, berichtet die Jungunternehmerin.
Denn sie ging jeweils für vierzehn Tage in
verschiedene von selbstständigen Rewe-
Händlern geführte Märkte, wurde dort
eingearbeitet und mit den speziellen
Merkmalen des jeweiligen Supermarktes
vertraut gemacht. Besonders angetan war
sie von dem ausgeprägten Kooperations-
willen aller Rewe-Kaufleute, bei denen sie
hospitierte. „Egal wo ich hingekommen bin,
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