Top-Thema • Grillen
cher lieber weniger, dafür qualitativ hochwertig
kauften. „Das betrifft vor allem Fleisch
im Premium-Segment wie auch hochwertige
Feinkostsaucen“, sagt er.
Neben Qualität ist für deutsche Barbecue-
Fans Abwechslung gefragt. „Wie sich bereits
im Vorjahr gezeigt hat, steigt die Vielfalt auf
dem Grill und es kommen neue, ungewöhnliche
Geschmacksrichtungen hinzu“, sagt
beispielsweise Lea Obernolte von Meica.
Auch bei Rügenwalder hat man erkannt, dass
die Verbraucher nicht nur klassischen Grillprodukten
wünschen. „Sie greifen gerne zu
Produkten in Bio-Qualität oder zu vegetarisch
beziehungsweise veganen Fleischalternativen“,
heißt es aus Bad Zwischenahn. In
die gleiche Kerbe schlägt Jens Köster. Konsumenten
würden immer kreativer und griffen
nicht mehr nur zu den klassischen Produkten.
So kämen heute viele Erzeugnisse auf
den Rost, die früher nicht üblich waren, erläutert
der Business-Manager von Garden
Gourmet Deutschland.
Während der Trend zur Hochwertigkeit
und Vielfalt rund um den Grill von vielen
Marktteilnehmern konstatiert wird, gibt es
bei anderen Einschätzungen große Unterschiede.
So spricht Ulrike Rücker von einer
„kontinuierlich steigende Nachfrage nach
marinierten Produkten“, und Dr. Ingo Stryck,
Marketing-Geschäftsführer bei Wiesenhof,
sieht einen anhaltenden Convenience-Trend,
weil bereits fertig zubereitete Grillprodukte
dem Konsumenten Zeit sparen. Auf der anderen
Seite glaubt man bei Ostmann, dass es
eine Entwicklung zum „selber Würzen“
gebe.
Große Zuversicht
Ein Trend, der sich in den vergangenen
Jahren abgezeichnet hat, ist das American
BBQ. Burger mit ihren vielseitigen Zubereitungsmöglichkeiten
boomten auch 2018, ist
sich Dr. Stryck sicher. Martin Schmidlin,
Leiter Marketing-Kommunikation bei Fein-
kost Dittmann, hat eine Tendenz zur länderspezifischen
Ethno-Küche erkannt.
Überwiegend zufrieden zeigten sich die
Unternehmen mit der Saison 2017, auch
wenn die Begründungen unterschiedlich
ausfielen. Während bei Landhof „der schöne
Sommer die Grillumsätze im In- und Ausland
überdurchschnittlich steigen“ ließ, berichtet
Dr. Stryck, dass sich der Absatz des Grillsortiments
„trotz des durchwachsenen Sommerwetters“
positiv entwickelt habe.
Trotz eines kausalen Zusammenhang
zwischen nicht planbarem schönen Wetter
und starkem Grillgeschäft blicken die Unternehmen
mit großer Zuversicht auf die
kommende Saison – „insbesondere, weil sich
in diesem Sommer die Grill-Euphorie der
Verbraucher mit dem Fußball-Weltmeisterschafts
Fieber vereint“, wie Claudia Cordes
von Grossmann Feinkost formuliert. Je nachdem,
wie lange das deutsche Team im Wettbewerb
bleibt, könne für das Grillgeschäft
ein signifikant positiver Umsatzeffekt erzielt
werden, hat man beim Gewürzexperten
Fuchs in der Vergangenheit festgestellt. Optimismus
herrscht auch, weil die Achtel-, Viertel,
und Halbfinalspiele um 16 beziehungsweise
um 20 Uhr beginnen. Das passe sehr
schön ins Grillraster der Deutschen, heißt es
bei Fuchs. Keine Überlegungen spielt das
Turnier indes für Dr. Gernot Peppler. „Herzhaftes
wird in Deutschland immer gerne gegessen
– egal, ob Europameisterschaft oder
Weltmeisterschaft ist“, lautet das Credo des
Geschäftsführers der hessischen Wurstmanufaktur
Rack & Rüther.
Burger-Kreationen liegen im Trend
In regelmäßigen Abständen untersucht
der Geflügelproduzent
Wiesenhof, was die Bundesbürger
auf dem Rost bevorzugen.
Obwohl Schweinefleischprodukte seit
Jahren das beliebteste Grillgut (72
Prozent) sind, befinden sich Geflügelfleischprodukte
auf dem Vormarsch, denn im Vergleich
zu 2009 stiegen sie auf der Beliebtheitsskala
um 8 auf 62 Prozent. Gemüse
(48 Prozent) und Rind (47 Prozent) werden
im Zeitverlauf ebenfalls häufiger als beliebtestes
Grillgut genannt. Mit insgesamt 7
Prozent zählen vegane und vegetarische
Fleischersatzprodukte zu den weniger bevorzugten
Grillprodukten.
Ein weiteres Ergebnis der Studie, die das
Marktforschungsinstitut Forsa 2017 – zum
fünften Mal – im Auftrag von Wiesenhof
durchführte: Junge Leute wissen das Brutzeln
im Freien mehr zu schätzen als Personen,
die 60 Jahre und älter sind. Jeder zweite
Befragte im Alter zwischen 14 und 29
Jahren grillt oft bis sehr oft – damit steigt
der Wert um 9 Prozent im Vergleich zu
2015. Nur jeder fünfte Deutsche, der 60
Jahre und älter ist, weist den gleichen Enthusiasmus
für dieses Freiluftvergnügen auf.
Weiterhin liegen fertig marinierte Produkte
im Trend: Jeder zweite Befragte (53
Prozent) kauft diese lieber ein und knapp
jeder dritte Befragte (30 Prozent) bevorzugt,
sein Fleisch selbst zu marinieren. Nur
knapp jeder Zehnte (9 Prozent) isst überhaupt
kein mariniertes Fleisch, sondern
Die Grafik zeigt,
dass Schweinefleisch
immer noch
am häufigsten auf
dem Rost landet,
Geflügel, Gemüse
und Rind seit 2009
aber deutlich an
Popularität bei den
deutschen Grillern
gewonnen haben.
schwört auf den unverfälschten Fleisch-Geschmack.
Auf dem Rost der Deutschen landen vor
allem Fleischprodukte wie Steaks und
Schnitzel (82 Prozent). Sie sind damit etwas
beliebter als Würstchen, die von 75
Prozent der Befragten am häufigsten gegrillt
werden. Fast jeder zweite Befragte
greift am häufigsten auf Spieße (48 Prozent)
zurück. Im Trend liegen jedoch vor allem
Burger. Rund 12 Prozent aller Befragten
grillen am häufigsten Burger-Kreationen.
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