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MEIN BERUF
Der Erfolg der Metzgerbranche basiert derzeit auf der
charismatischen Ausstrahlung von Unternehmerpersönlichkeiten
und dem unermüdlichen Einsatz derer,
die immer mehr Arbeit „Fehlender“ übernehmen müssen.
Es fehlt an Azubis und Mitarbeitern. Doch wie lässt sich
das Nachwuchsproblem langfristig lösen? Einige Ansätze.
Metzger sind in! Sie entwickeln sich zu
„Rockstars“, sind in Presse, Funk und
Fernsehen präsent. Der Verkauf läuft,
gutes Fleisch und echte Hausmannskost liegen
voll im Trend. Steak-Events, Kochkurse und
BBQ-Seminare sind bei vielen über Monate
ausgebucht. Neue Premium-Weiterbil-dungen
wie der Fleischsommelier, z. B.
der Fleischerschule Augsburg, verleihen
dem Handwerk neuen Glanz und Wer-tigkeit.
Doch es gibt einen drängenden
Engpass, der alles wieder zum Einsturz
bringen kann: die Gewinnung von Bran-chennachwuchs.
DAS GLAS IST HALBVOLL
Die Überschrift polarisiert. Und trotzdem:
Es wurde viel geschafft und nun geht es
ans „Füllen des Glases“. Denn morgens um
4 Uhr in der Wurstküche stehen, ab 7 Uhr im
Laden, abends im Büro, Catering oder Partyservice
und am Wochenende noch Events
und Workshops – das birgt die Gefahr, aus-zubrennen.
Gerade wegen der Begeisterung
für den eigenen Beruf, ist es daher an der Zeit
für die nächste Stufe: den Schulabgänger/
-innen ohne „familiären Metzgerhintergrund“
zu zeigen, dass die Arbeit in einer Metzgerei
aufregend sein kann.
ANSÄTZE SIND DA...
… aber noch bleibt vieles branchenintern und
wirkt kaum nach außen. Initiativen wie „Wir
sind anders e.V.“ oder wirklich coole Kampa-gnen,
z. B. der Metzgerei Hack aus Freising,
sind starke und unterstützenswerte Ansätze.
Doch wenn man auf die jungen Menschen
blickt, die in der Branche lernen, wurden
viele eher hineingeboren. Andere junge
Menschen denken zu wenig
oder gar nicht daran, in einer
Metzgerei eine Ausbildung
zu starten. Warum? Eine
Antwort: Es dringt nicht
durch, dass die Tätigkei-ten
dort nicht altbacken,
sondern modern und viel-seitig
sind.
NEUE WEGE GEHEN
Neben der gekonnten Selbstinsze-nierung
Einzelner, nutzt die Branche
moderne Medien und Wege im
Marketing noch zu wenig. Oft
hören wir: „Social Media, On-line-
Verkauf, Website
– alles
schön und gut, aber wir
haben keine Zeit da-für.“
Doch sind nicht bei
Schülern heute gerade
Berufe in den Bereichen
Marketing, Social Media
und Werbung sehr ge-fragt?
Warum also nicht
Azubis oder Fachkräfte
aus dem Verkauf genau hier
einsetzen? Wer denkt schon
in Abschlussklassen daran,
dass man in einer Metzgerei auch
Fotos: Böhm.media
VOM METZGER ZUM ROCKSTAR
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14 1/2018