Das Deutsche Institut für Normierung
e. V. in Berlin kann 2017 auf eine
100-jährige erfolgreiche Tätigkeit
bei der Entwicklung und Anwendung
von Normen verweisen. Nach Anfängen
mit einem Ausschuss des Vereins Deut-scher
Ingenieure (VDI) gelang es, ein
Institut für Normierung aufzubauen, das
Maßstäbe setzte und setzt. Die als Abkür-zung
für Deutsche Industrie-Norm ein-geführte
Kurzbezeichnung DIN verfügt
über einen sehr hohen Bekanntheitsgrad.
Gegenwärtig stützt sich die Expertise des
Instituts auf nicht weniger als 32.000 Ex-perten.
Im zurückliegenden Jahrhundert hat das
Deutsche Institut für Normierung vor
allem die Fortschritte in Wissenschaft,
Technik und Wirtschaft berücksichtigt
– auch in komplexen Feldern wie der
Luft- und Raumfahrttechnik sowie der
Informatik. Der Erweiterung des Nor-mungsgebietes
wurde auch wiederholt in
der Bezeichnung des Instituts Rechnung
getragen – vom Normalienausschuss für
den Allgemeinen Maschinenbau über
den Normenausschuss für die Deutsche
Industrie bis hin zum Deutschen Institut
für Normung.
DIN 1: ein Kegelstift
Im ersten Jahrzehnt der Tätigkeit stan-den
Normungsaufgaben der Industrie auf
dem Plan. Die erste Norm DIN 1 wurde
am 1. März 1918 eingeführt und betraf
den Kegelstift, einen konischen Stift,
der als Verbindungselement im Maschi-nenbau
verwendet wird. Diese Norm
war bis 1992 gültig und wurde erst dann
durch die Europäische Norm 22339 abge-löst.
Weitere Ergebnisse der Anfangszeit
waren Normen für andere Stifte sowie
Schrauben und weitere Teile.
Als Normung wurden die Arbeiten be-zeichnet,
die mit der Aus- und Überar-beitung
von Normen verbunden sind. Die
Arbeiten dienen zur Vereinheitlichung
von Arbeitsgegenständen, Arbeitsmit-teln
und Verfahren. Die Normen sind
Vorschriften für
die optimale Lö-sung
sich wieder-holender
Aufgaben
mit Festlegungen zu
Erzeugnisbeschaffen-heiten
und Verständi-gungsmitteln.
Sie werden
in einer Gemeinschaftsarbeit
von Vertretern der interessierten
Kreise erarbeitet und als Vereinheit-lichungsergebnis
der Öffentlichkeit zu-gänglich
gemacht.
Der Nutzen, der aus der Anwendung
der Normen resultiert, ist oft schwer zu
belegen, z. B. bei Begriffs- und Prüfnor-men.
Nach jüngsten Ermittlungen der
DIN-Geschäftsleitung liegt der jährliche
volkswirtschaftliche Nutzen in Deutsch-land
zwischen 10 und 15 Mrd. €. Hinzu
kommt, dass mit der Normung Voraus-setzungen
für eine höhere Erzeugnis-qualität,
für Ordnung und Hygiene sowie
für Einsparungen an Zeit, Material und
Energie geschaffen werden.
Vorgaben zu Hygiene und Qualität
Für die Weiterentwicklung der Nor-mierung
war der Beitritt des Deutschen
Normenausschusses zur Internationalen
Standardisierungsorganisation (ISO) im
Jahr 1951 von großer Bedeutung. DIN
wurde als Vollmitglied aufgenommen
und gilt seitdem als global vernetzt. Aus
den Normen-Datenbanken ergibt sich,
dass DIN heute neben der englischen
Organisation British Standards und dem
russischen Äquivalent GOST nicht nur zu
den aktivsten, sondern auch zu den inno-vativsten
Organisationen gehört.
Zur rascheren Nutzung der Normungs-ergebnisse
bietet das Institut unter der
Bezeichnung DIN Spec außerdem Nor-menspezifikationen
an. Diese sind not-wendig,
wenn z. B. einem Normentwurf
die Zustimmung versagt wird oder wenn
der Entwurf im Widerspruch zu einer gül-tigen
Norm steht. Als DIN Spec kommen
auch Berichte über Produkte, Systeme
und Verfahren sowie Mitteilungen über
wichtige Arbeitsergebnisse in Frage.
In der Öffentlichkeit besondere Beach-tung
finden die Normen des Normen-ausschusses
Lebensmittel und land-wirtschaftliche
Produkte sowie des
Verpackungswesens. So haben es die
deutschen DIN-Dosen zu weltweiter
Bekanntheit gebracht, speziell die Dosen
für Fleisch- und Fischkonserven.
Oftmals betrifft die Normierung zudem
Fleisch und Fleischerzeugnisse und
macht Vorgaben zu Hygiene und Quali-tät.
Eine der größten Herausforderungen
für die Zukunft des Instituts ist die Ent-wicklung
von Normen für die Industrie
4.0 sowie eine europäische Normungs-initiative.
DDR: TGL statt DIN
Der Rückblick auf 100 Jahre Normierung
erfordert auch einen Schwenk auf die
Normierungsaktivitäten in der ehema-ligen
DDR. Nach der Gründung wurde
dort ein Amt für Standardisierung auf-gebaut,
das unter dem Kürzel TGL tech-nische
Güte- und Lieferbedingungen he-rauszugeben
hatte.
Im Gegensatz zu den DIN-Normen wa-ren
die TGL-Normen rechtlich verbind-lich.
In der DDR wurden zahlreiche Nor-mungsthemen
bearbeitet, die noch heute
aktuell sind, z. B. die Normen zu Quali-tätsminderungen
und Schäden sowie zur
Schadensverhütung.
www.din.de
Prof. Dr. G. Grundke
100 Jahre
Die Normierung in Deutschland hat vor allem
im Maschinenbau sowie in der Lebensmittel-
und in der Verpackungsindustrie einen
weltweit anerkannten Status erlangt.
Normen
6/2017 33 Foto: Deutsches Institut für Normierung e. V.