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n Mehrheit offen für In-Vitro-Fleisch
Wie hoch die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber In-Vitro-Fleisch ist, hat die Arbeitsgruppe
Biologiedidaktik der Universität Osnabrück kürzlich untersucht. Rund 500
Männer und Frauen im Alter ab 18 Jahren aus Deutschland nahmen an der Fragebogen
Studie teil. Ein Ergebnis lautet, dass bisher nur 32 Prozent der Befragten von In-
Vitro-Fleisch gehört haben. Darüber hinaus untersuchten die Wissenschaftler, durch
welche ernährungspsychologischen Einflussfaktoren die Akzeptanz gegenüber einem
In-Vitro-Fleisch-Burger beeinflusst wird. 65 Prozent der Befragten gaben nach einer
Beschreibung eines In-Vitro-Burgers an, sie würden ihn probieren, 50 Prozent könnten
sich vorstellen, ihn zu kaufen. 47 Prozent sagten sogar, dass sie einen solchen Burger
öfter anstelle herkömmlichen Fleischs nutzen wollten. Aus ihren Ergebnissen leiten die
Autoren ab, dass Informationskampagnen und Marketingstrategien zur Steigerung
der Akzeptanz von In-Vitro-Fleisch vermehrt auf Ähnlichkeiten zu konventionellem
Fleisch und die Vorteile für die Umwelt eingehen sollten.
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Linie darum, den Verbrauchern alternative
Möglichkeiten zu bieten. Um die Entscheidung
so einfach wie möglich zu gestalten,
spielen Form und Optik eine entscheidende
Rolle, die Alternativen einordnen zu können.
Neben den klassischen Anwendungen wie
Burger Patties, Hack oder Würstchen bieten
wir Raum für kreative Ideen, neue Formen
und individuelle Lösungen“, sagt Jens Thörnich,
Product Manager Plant Based Protein
bei Vemag Maschinenbau. „Vom halbautomatischen
Abfüllen bis zu hoch automatisierten
Prozessen präsentieren wir ein breites Sortiment
zur Herstellung verschiedener Anwendungen
mit alternativen Proteinquellen“, erklärt
er.
Aufbau des Rechtsrahmens
Neue Akteure bringt kultiviertes Fleisch an
den Start. Weltweit arbeiten Biotechnologie-
Start-Ups am Fleisch der Zukunft aus dem
Labor. Das Prinzip ist überall das gleiche: Einem
Tier werden über Biopsie Stammzellen
entnommen, um Fleisch nachzubilden – sowohl
aus dem Muskel- als auch aus dem Fettgewebe.
Die Zellen werden anschließend in
großen Bioreaktoren vermehrt und die Zellmassen
können dann beispielsweise zu Patties
geformt werden. Durch den Einsatz von
3-D-Druckern oder essbaren Trägerstoffen
entstehen Clean-Meat-Produkte mit Struktur.
Um die Akzeptanz zu erhöhen und den
Preis zu senken, forschen die Unternehmen
an pflanzlichen Nährlösungen, die das bisher
notwendige tierische Serum ersetzen. Was
noch getan werden muss, bevor kultiviertes
Fleisch in größerem Maße verfügbar sein
wird, erläutert Stephanie Jaczniakowska-
McGirr, International Head of Food Industry
and Retail bei Proveg International: „Obwohl
kultiviertes Fleisch vielversprechende Möglichkeiten
aufweist, sehen wir drei dringende
Herausforderungen: Um einige technische
Hürden zu bewältigen, ist mehr
öffentlich finanzierte Forschung mit offenem
Zugang erforderlich. Der Rechtsrahmen
muss weiter ausgebaut werden, um ein
günstiges Umfeld für Erzeuger und Verbraucher
zu schaffen. Außerdem ist eine breitere
Information nötig, um den Weg für eine faire
und objektive Aufnahme von kultiviertem
Fleisch in der Gesellschaft zu ebnen.“
Zum Thema „alternative Proteine“ bietet
auch das Rahmenprogramm mit zahlreichen
Vorträgen interessante Einblicke. Dr. Dorotea
Pein und Florian Bark von der Planteneers
GmbH sprechen beispielsweise auf dem Forum
Stage über ein digitales Tool für die Produktentwicklung
von pflanzenbasierten
Fleischalternativen. Bei Verena Schmidt vom
Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik
und Verpackung stehen die Extrusion und
die Entwicklung von Fleisch- und Fischalternativen
auf Basis nachhaltiger regionaler
Proteine im Mittelpunkt. Zu den Referenten
gehört auch Katharina Schäfer von Hydrosol.
Sie beschäftigt sich in ihrem Vortrag mit kultiviertem
Fleisch. Und Uta Kühnen von Coperion
setzt sich mit den Extrusionssystemen
zur Herstellung von texturierten Pflanzenproteinen
und Fleischanaloga auseinander.
Textur, Optik und Geschmack
entscheiden über die Akzeptanz
beim Verbraucher.
5/2022 Fleisch-Marketing