Trends & Märkte
Das alljährlich erscheinende
Store Book überzeugt auch
in seiner neunten Ausgabe
mit einer großen Bandbreite
an originellen Ladenbaukon-
zepten. Die außergewöhnlichen
Projekte zeigen, dass nicht nur
der Online-Handel, sondern
auch die Pandemie die Be-
deutung der physischen
Geschäfte verändert hat.
Das vom dlv – Netzwerk Ladenbau
herausgegebene Werk versammelt
auf 220 Seiten branchenübergrei-
fend 60 aufregende Neueröffnungen und
Renovierungen aus aller Welt. Von Albanien
über Island, Kolumbien bis nach Asien reichen
die Projekte. Neben den großen Metropolen
wie Paris, London, Zürich, Sydney
oder Bangkok sind auch viele Formate in
kleineren Städten vertreten.
Zu den Projekten, die mit ihrem Ladendesign
und -konzept den Expertenbeirat
überzeugen konnten, zählt Interspar in
Wien. Der Lebensmittelsupermarkt residiert
im Haus am Schottentor“, das 1912 für das
Imperium der Rothschilds errichtet wurde.
Historische Elemente integriert
Der Umbau des Bankgebäudes erfolgte nach
strengen Vorgaben der Denkmalschutzbehörde.
Neben der Rekonstruktion bauzeitlicher
Details mussten die neuen Hausherren
sicherstellen, dass die für einen Supermarktbetrieb
nötigen technischen Einrichtungen
ohne Eingriffe in die wertvolle Architektur
eingebaut werden. So mussten historische
Elemente wie die Messingschließfächer gestalterisch
integriert werden. Es liegt auf der
Hand, dass der Ladenbau nicht auf standardisierte
Systemlösungen zurückgreifen
konnte, sondern auf Sonderanfertigungen
setzte. Doch es hat sich gelohnt, denn die mit
1770 Quadratmeter kleinste Interspar-Filiale
Österreichs profitiert von der Grandezza
des Bauwerks.
Foto: Guido Leifhelm/Kinzel Architecture
Markante Fliesenspiegel verleihen den unterschiedlichen Bereichen im renovierten Gelsenkirchener
Marktkauf einen besonderen Charakter.
Sensible
Beleuchtung
Bei der Renovierung einer Marktkauf-Filiale
im Norden von Gelsenkirchen standen die
klare Struktur der 9200 Quadratmeter Verkaufsfläche
sowie die Integration eines gestalterisch
ambitionierten Leitsystems im
Mittelpunkt. Für jedes Sortiment wurde eine
Farbe definiert, die für eine Signalwirkung
sorgen soll. Weiß glasierte Fliesen als verbindendes
Element sind für die Kohärenz
zuständig, doch dank punktuell abweichender
Gestaltung – beispielsweise silbrig
schimmerndem Hintergrund für die Frischetheke
– entwickelt sich eine Art Eigendynamik.
Und während im Frischebereich semitransparente
Wände aus Glasbausteinen als
Raumtrenner dienen, sorgen in den anderen
Verkaufsbereichen Highlight-Regale für eine
Differenzierung der Warengruppen.
Eine Farbgebung, die dem Überblick über
das Angebot und gleichzeitig als intuitives
Leitsystem dient, zeichnet Hieber‘s Frische
Center in Steinen aus. Unterstützt wird die
Idee durch die sensibel abgestufte Beleuchtung,
die je nach Situation und Sortiment
mit verschiedenen Lichtfarben und -stimmungen
spielt. Die ungewöhnliche Architektur
des Bestandgebäudes spielte dem
Ladenbau in die Hände, denn der zeltartige
Aufbau des Hauses mit den markanten
Dachbindern aus Holz bietet einen Anknüpfungspunkt
für das hieber-typische Streben
nach Individualität.
Filiale mit Arbeiten lokaler Künstler
Eingang in das Store Book fand auch eine Aldi
Filiale in Sydney, in dem das gewohnte
Sortiment von den Arbeiten lokaler Künstler
gerahmt wird, und das automatische,
rund um die Uhr geöffnete und mit Self-
Checkout-Kassen ausgestattete „Teo“ von
Tegut in Fulda. Abgerundet wird die Präsentation
der außergewöhnlichen Projekte mit
Beiträgen von Handelsexperten wie Karin
Wahl, Heinz-Herbert Dustmann oder Bernhard
Schweitzer. Der Band ist für 69 Euro
beim dlv erhältlich.
12 5/2022 Fleisch-Marketing