DER BIO-MARKT • TOP-THEMA
Die Initiative „Hessisches
Bio-Weiderind“ ist jetzt an
den Start gegangen. Als erster
Betrieb in Hessen hat Familie
Ziegenhain aus Dirlammen
Bio-Rinder über die Initiative
vermarktet, aber er nutzt
auch andere Verkaufskanäle.
Familie Ziegenhain stand 2011 kurz vor
der Investition in einen Milchviehstall
für 70 Kühe. Doch die Risiken schreckten
ab, das Projekt wurde nicht umgesetzt,
und die Milchkühe im Jahr darauf verkauft.
Vier Jahre lang arbeitete der Landwirt bei
einem anderen Betrieb, nutzte die Zeit um
sich zu orientieren, und schaffte sich im Mai
2015 eine Bio-Angus-Mutterkuhherde an.
Kurz darauf stellte er den Betrieb auf die
Bioland-Bewirtschaftungsweise um.
Extensive Weidehaltung
Seither hat sich das Unternehmen stark
entwickelt. Stallungen wurden erweitert
und neue Vermarktungswege erkundet.
Neben der Biorindfleisch-Direktvermarktung
gibt es seit Dezember einen Hofladen
auf dem Biohof Ziegenhain. Die Idee dazu
sei Stück für Stück gereift, berichtet Jens
Ziegenhain. „Wir haben mit einzelnen
Fleischpaketen angefangen, und dann kam
eins zum anderen“, erklärt der Landwirt.
Der Hofladen sei der logische Schritt gewesen.
Etwa vor einem Jahr hätten sie den
Entschluss gefasst und gemeinsam mit der
Hilfe von Familie und Freunden den Biohofladen
auf den Weg gebracht.
Neben dem Verkauf im Hofladen und der
gewöhnlichen Vermarktung seiner Bullen
und Färsen über Händler und überregionale
Partner, hat der Biohof Ziegenhain nun
einen weiteren Weg beschritten: Als erster
Betrieb in Hessen hat die Familie Rinder
über die Initiative „Hessisches Bio-Weiderind“
vermarktet. Was sich dahinter verbirgt,
erläutert Mario Hanisch, Projektleiter
der Ökomodell-Region Vogelsberg: „Die Initiative
bringt Bio-Rindfleisch in hessische
Supermärkte.“
Gemeinsam mit den Projektpartnern der
Marketinggesellschaft Hessen (MGH) und
Vielfältige
Vermarktung
Foto: Vogelsbergkreis/C. Lips
Besuch auf dem Biohof Ziegenhain in Dirlammen: Jessica und Jens Ziegenhain mit Mario Hanisch,
Projektleiter der Ökomodell-Region Vogelsberg.
Bio Rind & Fleisch GmbH RLP fördert das
Hessische Landwirtschaftsministerium das
Vorhaben. „Dabei stehen drei Qualitätskriterien
im Vordergrund: Erzeugung nach
strengen Bio-Richtlinien, eine komplett regionale
Wertschöpfung in Hessen und die
Weidehaltung“, berichtet Hanisch. Hinzu
kämen kurze Transportwege zu regionalen
Schlachthöfen, Weiterverarbeitung in mittelständischen
hessischen Metzgereibetrieben
und die Vermarktung über den Lebensmitteleinzelhandel
in Hessen.
Ein weiteres grundlegendes Merkmal ist
die extensive Weidehaltung. Sie sorge für
artgerechte Fütterung und positive Effekte
bei Klima, Biodiversität sowie Landschaftspflege,
betont der Projektkoordinator.
Langsames Wachstum sorge dabei für eine
besondere Qualität, müsse aber auch entsprechend
entlohnt werden. „Gute und stabile
Preise für die Erzeuger und eine eng
abgestimmte Wertschöpfungskette sind
Voraussetzung für den Erfolg des Projekts“,
unterstreicht Hanisch. Denn verlässliche
Vermarktungskanäle kämen landwirtschaftlichen
Betrieben ebenso zugute wie
verantwortungsbewussten Konsumenten,
ergänzt er.
In Zukunft soll qualitativ hochwertiges
hessisches Bio-Rindfleisch aber nicht mehr
nur beim Vogelsberger Direktvermarkter,
sondern auch in der Frischetheke eines Supermarkts
zu finden sein. Diesen Umweg
muss das Fleisch der Angusrinder von Dirlämmer
Weiden allerdings nicht zwingend
nehmen, denn das gibt es auch direkt beim
Erzeuger. Lediglich mit zwei kurzen Verarbeitungsstationen
bei Vogelsberger Partnern,
komme es wieder zurück auf den Hof,
erläutert Jens Ziegenhain.
3/2022 Fleisch-Marketing 21