DER BIO-MARKT • TOP-THEMA
zent. So erhöhte sich der Bio-Anteil am
deutschen Lebensmittelmarkt auf – vorläufige
– 6, 8 Prozent.
Erworben wurde Bio an allen Verkaufsplätzen:
Der Lebensmitteleinzelhandel
erreichte 2021 einen Bio-Umsatz von insgesamt
9,88 Milliarden Euro und einen
Anteil am Bio-Markt von 62,3 Prozent. Die
Vollsortimenter und die Discounter trugen
in ähnlichem Maße zu dieser Marktentwicklung
bei.
Die sonstigen Einkaufsstätten setzten
mit 2,41 Milliarden Euro 7,4 Prozent mehr
um. Der Umsatz des Naturkostfachhandels
schwächte sich 2021 leicht ab. Insgesamt
verkauften die Bio-Fachhändler Lebensmittel
und Getränke im Wert von
3,58 Milliarden Euro.
Nachfrage übersteigt Angebot
Die Nachfrage privater Haushalte nach
Öko-Fleisch stieg 2021 erneut, nachdem
sie sich bereits im Vorjahr veranderthalbfacht
hatte. Nach Zahlen der Agrarmarkt
Informations-Gesellschaft AMI legte sie in
der Menge, die im konventionellen Bereich
um 5,9 Prozent zurückging, um 18,9
Prozent und im Wert um 22,3 Prozent zu.
Bei Geflügel wuchs die Menge – bei einem
Rückgang von 5 Prozent bei den konventionellen
Erzeugnissen – um 8,5. Die Zunahme
bei Fleischwaren und Wurst erreichte
9,7 Prozent, während bei der
konventionellen Ware auch hier ein Rückgang
von 4,5 Prozent zu verzeichnen war.
Die Bio-Fleischnachfrage überschritt bei
allen Produktgruppen bei Weitem das Angebot
– und hätte noch stärker zulegen
können, wie Diana Schaack, AMI-Marktanalystin
für den Ökolandbau, erklärte. So
würde der Anteil von Bio am Gesamtmarkt
zwar nur zwei Prozent betragen,
aber es bestehe eine große Nachfrage, betonte
sie. Weil der Wunsch nach Bio-
Fleisch in allen Einkaufsstätten von der
Direktvermarktung bis zum Discounter
stark war, mussten aus Nachbarländern
Bio-Schweine- und -Rindfleisch importiert
werden.
Die positive Entwicklung von Bio-Produkten
bestätigt der nach eigenen Angaben
größte Bio-Geflügelfleischproduzent
Europas Bell Food Group. Bei Bell International
sei der Bioanteil am Umsatz mit Geflügelprodukten
2021 weiter erhöht worden
und betrage mittlerweile 17 Prozent,
heißt es bei dem Schweizer Unternehmen.
Grundsätzlich habe sich der Markt für Geflügelprodukte
in Österreich und Deutschland
gut entwickelt. Ein überdurchschnittliches
Die Grafik zeigt das Wachstum der
unterschiedlichen Produktgruppen in
Bio-Qualität. Auffallend sind nicht nur
die großen Unterschiede bei den verschiedenen
Artikeln, sondern auch
zwischen Ausgaben und Menge. Während
private Haushalte beispielsweise
für Fleisch 22,3 Prozent mehr bezahl-
ten als im Vorjahr, wuchs die Menge
nur um 18,9, was auf die Preissteige-
rungen zurückzuführen ist.
Wachstum erzielten dabei Produkte
mit nachhaltigem Mehrwert. Das gelte
insbesondere für Deutschland, wo große
Retailer zunehmend auf Tierwohl als Verkaufsargument
setzten. Mit der strategischen
Positionierung als Biogeflügel-Produzent
habe man sich eine gute
Ausgangslage geschaffen. Der bereits
hohe Anteil an Produkten mit nachhaltigem
Mehrwert sei nochmal signifikant
ausgebaut worden. Entsprechend positiv
habe sich die Absatzsituation entwickelt,
schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung.
Wachsende Akzeptanz
Auch die Leserwahl „Innovationen des
Jahres“ von Fleisch-Marketing unterstreicht
die wachsende Akzeptanz von
Bio-Erzeugnissen. Denn noch nie in der
Geschichte dieses alljährlich durchgeführten
Wettbewerbes, in dem die Artikel, die
im Vorjahr eingeführt oder vorgestellt
wurden, zur Wahl gestellt werden, gab es
so viele Neuprodukte in Bio-Qualität.
Triple für die Kornblume
Die besten Bio-Läden Deutschlands wurden in diesem Jahr auf einer Online-Gala
gekürt. Fast 59.000 Stimmen wurden bei der traditionellen Schrot&Korn-Leserwahl
abgegeben, um die Sieger in den vier Ladenkategorien auszuwählen. Bewertet
wurden Frische, Vielfalt, Beratung, Preis-Leistung und Atmosphäre. Zusätzlich
gab es dieses Mal auch Punkte für die Auswahl an innovativen Produkten. Bei
den Bio-Fachgeschäften setzte sich Val Verde Naturkost aus dem baden-württembergischen
Bammental durch, das auch mit Produkten überzeugte, die eine
regionale Landmetzgerei einmal in der Woche liefert. Gold-Gewinner in der Kategorie
„Bester Bio-Hofladen Deutschlands“ ist der Herbst-Hof im sächsischen
Oschatz. Zu den Besonderheiten gehört die Schlachtung, denn sechs Mal im Jahr
bringt Bertreiber Axel Heinze eines seiner Hereford-Rinder persönlich zum
Schlachter und legt Hand an, wenn das Tier zerlegt wird. Trotz hoher Preise sei
die Nachfrage bei diesem besonderen Fleisch sehr stark, erklärt er. Der Gold-
Gesamt-Gewinner bei den kleinen Bio-Läden kommt ebenfalls aus Baden-Württemberg:
das vitamin-b aus Dettenhausen. In der Kategorie „Bester Bio-Supermarkt“
platzierte sich die Kornblume im niedersächsischen Lingen zum dritten
Mal in Folge an der Spitze. Begleitet wird der Verkauf mittlerweile von einem gut
laufenden Webshop, der während der Pandemie aufgebaut wurde.
3/2022 Fleisch-Marketing 13