TOP-THEMA • BIO
Rasante Entwicklung
Die Nachfrage der
Verbraucher nach Bio-Fleisch
– insbesondere nach Rind und
Geflügel – wächst in Deutschland
kontinuierlich. Enorm
Fahrt aufgenommen hat die
Entwicklung im vergangenen
Jahr, was natürlich auch mit
der Pandemie und ihren Aus-
wirkungen zu tun hatte.
„
Bio“ boomt: Ob Schwein, Rind oder Geflügel
– der Markt für biologische
Fleischprodukte wächst rasant. Über
alle Fleischsorten hinweg machte der Bio-
Fleischabsatz im Lebensmitteleinzelhandel
2020 einen Sprung um 55,5 Prozent auf
49.049 Tonnen und erreichte einen Marktanteil
von 2,9 Prozent. Allein im Segment
Schweinefleisch stieg laut der Gesellschaft
für Konsumforschung der Absatz in Deutschland,
der 2018 noch bei 7408 Tonnen lag, im
Jahr 2020 um 48,9 Prozent auf 11.534 Tonnen.
Damit erreichte Bio-Schweinefleisch
hierzulande erstmals einen Marktanteil von
2 Prozent. Im Bereich Rindfleisch stieg der
LEH-Absatz zwischen 2018 und 2020 von
8644 auf 16.071 Tonnen. Noch größer war in
diesem Zeitraum das Wachstum von Bio-Geflügelfleisch
– von 6910 auf 13.295 Tonnen.
Und die Entwicklung wird wahrscheinlich
weitergehen, denn laut Vion Consumer Monitor
erklären heute 40 Prozent der Kunden im
Lebensmitteleinzelhandel: „Wenn ich beim
Einkauf die Wahl habe, bevorzuge ich Bio-
Fleisch“. Auch die Auswahlmöglichkeiten
werden immer bedeutsamer. Nannte es 2015
etwa ein Drittel der Käufer ein wichtiges Einkaufskriterium,
waren es im vergangenen
Jahr bereits 44 Prozent. Man gehe davon aus,
Die Grafik zeigt, wie sich der deutsche Biofleisch-Markt in den vergangenen zwei Jahren entwickelt
hat. Während die Nachfrage bei Geflügel und Rind bereits 2019 stark zugenommen hat, wuchs sie
bei Schwein vor allem im von der Corona-Pandemie geprägten Vorjahr.
dass das Verbraucherinteresse an ökologischer
Tierhaltung besonders unter dem Aspekt
des Tierwohls und der Nachhaltigkeit
fortschreitet und erwarte, dass sich die Verbraucherwünsche
und der Markt für Bio-
Fleisch über alle Sorten hinweg stabil weiterentwickeln
werde, heißt es daher bei Vion.
Auch die Studie „Es geht um die Wurst“
von The Family Butchers hat sich mit Bio auseinandergesetzt:
„Die Ergebnisse sprechen
für sich: 93 Prozent aller Verbraucher kennen
und 53 Prozent verwenden Bio-Produkte.
Immerhin 30 Prozent wollen dies in Zukunft
mehr tun“, heißt es in der Untersuchung.
Wandelnde Wünsche
Dass Bio immer mehr aus der Nische rückt
und „definitiv die Zukunft“ ist, glaubt Helga
Juffinger, Prokuristin der gleichnamigen österreichischen
Bio Metzgerei. Den Menschen
sei es nicht mehr egal, was sie zu sich nehmen.
Vielen werde verstärkt bewusst, dass
das Stück Fleisch auch einmal gelebt hat. Die
Konsumenten wollten zunehmend wissen,
wo und wie das Tier gelebt hat und unter welchen
Umständen es zu Tode kam, erklärt sie.
Deshalb habe man im vergangenen Jahr trotz
der corona-bedingten größten Wirtschaftskrise
seit Firmengründung rund 3,5 Millionen
sowohl in nachhaltige Verpackungs- und
Kühlräume als auch in neue Stallungen – also
weitere Verbesserungen in Sachen Tierwohl
– investiert, ergänzt ihr Ehemann und Geschäftsführer
Anton Juffinger.
Das Unternehmen, das regelmäßig auf der
Biofach ausstellt, wollte diesmal in den Nürnberger
Messehallen seine neuen Bio-Lamm-
und Rindersaftschinken in der umweltfreundlichen
Prepack-Verpackung sowie
einen Bio-Lammschinken für die Theke präsentieren.
Darüber hinaus arbeite man derzeit
an einem Sous-Vide Programm, dass in
Zusammenarbeit mit den Partner-Köchen
erstellt wird, erklärt Helga Juffinger.
„Wir leben in einer Gesellschaft, die sich
zunehmend bewusst ernährt und die Wert
auf hochwertige, nachhaltige Lebensmittel
legt. Bio erfüllt dieses Bedürfnis, es steht für
Tierwohl, Naturbelassenheit und Umwelt-
beziehungsweise Klimaschutz im weitesten
Sinne“, sagt Dr. Ingmar Ingold. Der Geschäftsführer
von Wiltmann geht daher davon aus,
dass das Segment weiter wächst, aber aufgrund
der nicht unerheblichen Preisdifferenzen
zum konventionellen Bereich vorerst
eine Nische bleibt. Diese will das Versmolder
Unternehmen, das seit 2010 bio-zertifiziert
ist und im zweiten Quartal 2021 weitere Bio-
18 3/2021 F leisch-Marketing