Trends & Märkte
Deutliche
Veränderungen
Wie sich die Corona-Pandemie
bisher ausgewirkt hat und welche
Prognosen sich aus dieser
Betrachtung für die nahe
und fernere Zukunft der Lebensmittelbranche
herleiten lassen,
haben einige Studien untersucht,
die zu Beginn des Jahres
veröffentlicht wurden.
Durch die Corona-Krise hat sich unser
Verständnis von Food, Konsum und
Genuss nachhaltig verändert, lautet
ein Ergebnis aus dem „We are Food – Zukunftsreport
2021“, der von dem digitalen
Kochbuch Foodboom initiiert und von der
Hamburger Agentur Red Rabbit unterstützt
wurde. Eingeflossen sind in den Report Gespräche
mit 55 Experten der Food- und Medienbranche,
darunter Trend- und Zukunftsforscherin
Corinna Mühlhausen, Christine
Nieland, Chief Commercial Officer der Food-
Plattform Chefkoch, Jürg Knoll vom Lebensmittel
Unternehmen Followfood und Heinz
Grüne vom Rheingold Institut.
Ausgangspunkt aller pandemie-bedingten
Veränderungen ist laut Report ein „neuer“
Werte-Kodex: Corona und Lockdown
haben Ideale wie Vertrauen, Sicherheit und
Authentizität in den Fokus der Menschen
gerückt. Gewinner der Krise sind daher
Markenprodukte, die entsprechende Werte
glaubhaft verkörpern. „Social Cocooning“
hat außerdem dazu geführt, dass zunehmend
Produkte und Dienstleistungen nachgefragt
werden, die den Komfort und das
Erlebnis in den eigenen vier Wänden erhöhen.
Die Einschränkung des Bewegungsradius
hat zudem deutlich die Wertschätzung
für lokale und regionale Produzenten und
Verkaufsorte gesteigert. Deshalb ist es nicht
Foto: Colourbox.de/#821
Corona hat – laut einer Studie – dazu geführt, dass zunehmend Produkte und Dienstleistungen der Ernährungsbranche
gewünscht werden, die den Komfort und das Erlebnis in den eigenen vier Wänden erhöhen.
verwunderlich, dass zahlreiche Marken mit
einem Bio- und Nachhaltigkeitshintergrund
einen Boom erlebt haben. Darüber
hinaus fungiert Corona als „Digitalisierungsturbo“
– und die wachsende Akzeptanz
dieser Technologien wird sich zukünftig
fortsetzen, sind die Autoren überzeugt.
Essen als Quelle des Vergnügens
Der Zukunftsreport definiert fünf Konsumtypen,
die in den kommenden Jahren die Entwicklung
neuer Produkte beeinflussen werden.
Der „Balance Seeker“, der oftmals durch
einen geschäftigen Lebensstil überfordert
ist, sucht Produkte, die seine Gesundheit und
sein Wohlbefinden unterstützen. Der „Mindful
Hedonist“ hat hingegen den vorrangigen
Wunsch, sich gut zu fühlen. Er betrachtet Essen
in erster Linie als Quelle des Vergnügens.
Die Überzeugung der „Techno Optimists“ ist
es, den Schlüssel der Lebensmittelzukunft in
Wissenschaft und Technologie zu suchen.
„Cultivators“ sind Selbstversorger mit viel
Einfallsreichtum – von Hühnerställen im
Garten bis zu Bienenstöcke im Hinterhof. Der
„Empowered Localist“ ist auf der Suche nach
einem gerechten Nahrungsmittelsystem, das
auf regionalen und lokalen Lebensmitteln
basiert. Er legt Wert auf „vergessene“ Zutaten,
die in der Region beheimatet sind.
Dass die Corona-Pandemie den Wandel
im Ernährungssektor beschleunigt, ist die
zentrale These der Studie „Alles anders?“.
Die Untersuchung der Bundesvereinigung
der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE),
der Arbeitgebervereinigung Nahrung und
Genuss e.V. (ANG) sowie der Mittelstandsberater
von Ebner Stolz basiert auf einer
Befragung von Experten aus über 180 Unternehmen
der Ernährungs- und Genussmittelindustrie.
Der Blick der Branche auf
die Zukunft ist optimistisch: Obwohl 60 Prozent
von teilweise deutlichen Umsatzrückgängen
im Jahr 2020 sprechen, gehen 57
Prozent der Unternehmen davon aus, dass
sich die allgemeine Geschäftslage verbessert.
Knapp vier Fünftel der befragten Top-
Entscheider glauben, dass spätestens 2022
wieder die Umsatzniveaus der Vorkrisenzeit
erreicht werden. „Das Bild ist hier allerdings
uneinheitlich“, erklärt BVE-Hauptgeschäftsführer
Christoph Minhoff.
12 3/2021 F leisch-Marketing