BIO • TOP-THEMA
Laut BNN ist die positive Marktentwicklung
durch ein gesteigertes Verbraucher-
Bewusstsein für nachhaltige und gesunde
Lebensmittel geprägt, das die Corona-
Pandemie deutlich verstärkt hat. So folgte
die Entwicklung der Umsätze im Jahresverlauf
der Dynamik der Pandemie. In den
Lockdown-Phasen im Frühjahr und am
Ende des Jahres lagen die Umsätze teils 20
bis 30 Prozent über dem Vorjahr.
„Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit
und gesunde Ernährung ist durch die Erfahrung
der Pandemie noch einmal deutlich
gestiegen. Ebenso die Bedeutung von
regionalen Produkten aus resilienten Lieferketten.
Durch den Wegfall der Außer-
Haus-Verpflegung mussten die Menschen
2020 verstärkt selber kochen und haben
sich daher intensiver mit der Herkunft
und der Qualität ihrer Lebensmittel beschäftigt.
Das hat sie vermehrt in den Bio-
Fachhandel geführt“, erklärt Jäckel den
Zuwachs.
Ökologie und Regionalität
Die Pandemie hat das Einkaufsverhalten
auch auf andere Art geprägt. Um das Ansteckungsrisiko
zu minimieren, haben die
Verbraucher die Zahl der Einkäufe im Naturkostfachhandel
reduziert, aber dafür
deutlich mehr Geld ausgegeben. Im Gesamtjahr
ging die Zahl der Kaufvorgänge
um mehr als zehn Prozent zurück, während
die durchschnittliche Summe pro
Bon um zirka 25 Prozent zunahm. Damit
ging im Naturkostfachhandel der Trend
deutlich zum One-Stop-Shopping.
Auch laut aktuellem Öko-Barometer, das
jährlich vom Bundesministerium für Ernährung
und Landwirtschaft in Auftrag gegeben
wird, haben die Begleitumstände der
Pandemie dazu geführt, ökologischer zu
konsumieren. Besondere Motive dafür sind
Umwelt- und Klimaschutz sowie artgerechte
Tierhaltung. Auch die Bedeutung von Regionalität
und ökologischer Produktion ist
bei den Verbrauchern dem Öko-Barometer
zufolge erheblich gestiegen.
Fleisch aus der hauseigenen Schlachterei
Die besten Bio-Läden Deutschlands
wurden in diesem Jahr
anders gekürt als gewohnt. Die
Gewinner in den vier Kategorien
der Schrot&Korn-Leserwahl
erhielten die begehrten Ähren
diesmal nicht auf der Nürnberger
Messe Biofach, sondern visuell
auf einer Online-Gala.
Bei den kleinen Bio-Läden setzte sich
der Naturkostladen Hollerbirl aus dem
oberpfälzischen Neustadt an der Waldnaab
durch. Inhaberin Monika Baeck beschäftigt
mit ihrem Mann auf einer kleinen Fläche
von 70 Quadratmeter 15 Mitarbeiter, weil
sie viel Wert auf Service legt, was sich auch
an der gut sortierten Wurst- und Fleischtheke
widerspiegelt. Einen weiteren Eckpfeiler
des Erfolgs bilden die regionalen
Produkte im Sortiment. Nachhaltigkeit
spielt ebenfalls eine Rolle. So werden Kunden
durch ein E-Auto CO2-neutral beliefert.
Corona hat den kleinen Laden zunächst vor
große Herausforderungen gestellt, doch
auch einige neue Kunden in das Geschäft
gespült.
Ebenfalls von der Pandemie profitiert
hat die Kornblume in Lingen. Der erneut
Beim Naturkostladen Hollerbirl wird viel Wert auf Service legt, das macht sich im Fleisch- und Wurstangebot
bemerkbar.
als bester Bio-Supermarkt ausgezeichnete
Familienbetrieb reagierte schnell auf die
veränderten Anforderungen und führte
beispielsweise Weinproben digital durch.
Positiv machte sich auch bemerkbar, dass
die Restaurants teilweise geschlossen waren.
Stattdessen sei man in die Kornblume
gegangen und habe hochwertige Dinge
gekauft, um besonders lecker zu kochen.
Die Kunden seien zwar seltener gekommen,
hätten dann aber mehr mitgenommen,
berichten die Inhaber Hanni und
Ralf Brinker.
Zum besten Hofladen wurde der Ma-
rienhof aus Gerlfangen an der französischluxemburgischen
Grenze gekürt. Das Ge-
heimnis der Beliebtheit des Familien-
betriebs von Stefan und Karin Zenner sowie
ihren Töchtern ist offenkundig:
Vieles wird selbst produziert. So stammen
Fleisch- und Wurstprodukte vom Rind,
Kalb und Schwein aus der hauseige-
nen Schlachterei. Alle zwei Wochen wird
auf dem Marienhof geschlachtet. Dabei
wird alles vom Tier verwendet – „from
nose to tail“. Geöffnet hat der Marienhof
für seine Kunden nur an zwei Tagen, was
der Frequenz aber keinen Abbruch tut.
Den Titel als Gold-Gewinner im Gesamteindruck
bei den Fachgeschäften sicher
te sich Bogner’s Bio in Waldkirchen. Die
etwas abgelegene, umgebaute historische
Mühle erhielt die Ähre bereits zum drit-
ten Mal.
3/2021 Fleisch-Marketing 15