Trends & Märkte
Beim Blick in die Zukunft gehen 80 Prozent
der Befragten davon aus, dass die Pandemie
zwar nicht zu disruptiven, jedoch zu relevanten
oder deutlichen Veränderungen in
der Ernährungsindustrie führen wird. Vor
allem vier Trends werden die Branche nach
Meinung der Experten – teilweise unabhängig
von der aktuellen Situation – in naher
Zukunft prägen. An erster Stelle steht dabei
der Preis- und Margendruck, von dem 84
Prozent der Branchenexperten annehmen,
dass er sich fortsetzen wird. Als größte Herausforderung
wird in diesem Zusammenhang
die Durchsetzung von Mehrkosten –
beispielsweise durch Verbesserung des
Tierwohls – genannt. Sie müsste durch die
Kommunikation von Vorzügen, Produktinnovationen
und nachvollziehbarem Mehr
wert ergänzt werden. Hoch bewerten die
Befragten auch den Komplex „New Work“,
worunter der Rückgang von Dienstreisen
sowie die Zunahme von flexiblen Arbeitsformen
und Home Office zusammengefasst
werden. Darüber hinaus werden Nachhaltigkeit
und Digitalisierung als branchenübergreifende
Trends das weitere Handeln
im Ernährungssektor bestimmen.
„Corona wirkt in vielen Unternehmen
wie ein Zeitraffer. Es mag an der einen oder
anderen Stelle der Eindruck entstehen,
dass sich die Welt weiterdreht wie zuvor.
Aber der Wandel ist da – und er ist nicht
aufzuhalten“, fasst Christoph Havermann,
Partner bei Ebner Stolz, die Entwicklungen
zusammen.
In seinem Trend-Report setzt sich das
Marktforschungsunternehmen Mintel mit
drei großen Tendenzen auseinander, welche
die weltweite Lebensmittel-, Getränke- und
Gastronomiebranche erheblich beeinflussen
werden. Hinter dem Trend „Nahrung für den
Geist“ verbirgt sich die Annahme, dass innovative
Lebensmittel und Getränke das mentale
und emotionale Wohlbefinden fördern
können und die Grundlage einer gesunden
Ernährung sein werden. „Die Covid-19-Pandemie
hat vielen Verbrauchern vor Augen
geführt, dass unser Wohlbefinden ein hohes
Gut ist. In den nächsten Jahren werden sich
Verbraucher deswegen verstärkt Produkte
und Dienstleistungen wünschen, die ihnen
mentale und emotionale Vorteile bieten“, erläutert
Alex Beckett, Associate Director, Mintel
Food & Drink.
Neue Definition von Qualität
Weiter geht Mintel davon aus, dass Unternehmen
sich mit „neuen Definitionen von
Qualität“, Vertrauen, und dem, was wirklich
lebensnotwendig ist, auseinandersetzen
werden. Unternehmen und Einzelhändler
würden vermehrt auf Produkte mit ethischem
oder ökologischem Anspruch setzen,
die sie zu einem angemessenen Preis
verkaufen, lautet die Prognose.
Den dritten wichtigen Trend nennt Mintel
„Vereint durch Ernährung“. Er basiert auf
der Beobachtung, dass Verbraucher durch
die Pandemie gemerkt haben, wie wichtig es
ist, sich verbunden zu fühlen und andere zu
unterstützen. „Deswegen werden sie sich in
Zukunft noch stärker in Gemeinschaften von
Gleichgesinnten organisieren und mehr sozialen
Kontakt und Freundschaften suchen.
Die Lebensmittel-, Getränke- und Gastronomiebranche
kann sich ihre Position zunutze
machen und Verbraucher mittels gemeinsamer
Interessen zusammenbringen. Verbunden
durch ihre Leidenschaft für ein bestimmtes
Produkt oder eine Marke werden
Menschen ihr soziales Umfeld erweitern
und gemeinsam Wege finden, etwas zu verändern“,
erklärt Beckett.
Die Zukunft der Arbeitswelt hat die Studie
„Future of Work Report 2021“ im Blick,
die der Marktforscher Appinio in Zusammenarbeit
mit dem Job-Vermittler Indeed
erstellt hat. Dafür wurden – nach Alter und
Geschlecht repräsentativ – 2000 Deutsche,
die in Teil- oder Vollzeit beschäftigt sind,
nach ihrem beruflichen Alltag in Zeiten der
Corona-Pandemie befragt. Dabei ergab
sich, dass 67 Prozent der Befragten, die
derzeit im Home-Office arbeiten, sich nach
der Pandemie einen „Hybrid-Job“ wünschen.
Interessant ist auch, dass sich ein
Drittel derjenigen, für die kein Home-Office
möglich ist, einen Jobwechsel vorstellen
können. Eine Frage der Untersuchung behandelte
das Verhältnis zum Vorgesetzten,
das sich bei 23 Prozent der Arbeitnehmer
durch Corona verändert hat – für die große
Mehrheit positiv. 29 Prozent der Arbeitnehmer
gaben an, dass ihre Arbeit seit der Pandemie
mehr wertgeschätzt wird.
Einig sind sich die Experten, dass
die Digitalisierung als branchenübergreifender
Trend das weitere
Handeln im Ernährungssektor
bestimmen wird.
Foto: Emma
3/2021 Fleisch-Marketing 13