Fünf Jahre lang hat Mexikos größter Schwei-nefleischverarbeiter
GCM mit Branchenex-perten
aus Europa an einem neuen Werk
gearbeitet, das Frischfleisch für die 20 Millionen
Einwohner von Mexiko-Stadt produzieren soll.
Seit 2019 läuft der 32.000 Quadratmeter große
Betrieb, der in den Augen vieler Marktkenner
eine Revolution in der lateinamerikanischen
Fleischbranche bedeutet. Denn in Mexiko wie
auch in anderen Ländern auf dem amerikani-schen
Kontinent werden Fleischprodukte üb-licherweise
direkt nach der Herstellung palet-tenweise
tiefgefroren und ausgeliefert. Mit der
Strategie, fast ausschließlich Frischfleisch zu pro-duzieren,
geht GCM einen ganz anderen Weg.
Prozesskette digital abbilden
Helfen soll dabei die günstige Lage des neuen
Werks. Die Region rund um die Stadt Oriental im
Bundesstaat Puebla verfügt über eine sehr gute
Infrastruktur zu den 18 eigenen Schweinezucht-betrieben
und der GCM-Futtermittelfabrik. Die
Wasserqualität ist hoch, es gibt viele Arbeitskräf-te
und die technischen Bedingungen in Bezug
auf Datenkommunikation wie Glasfaser und
Telefonleitungen sind hervorragend.
„Die wichtigste Komponente für den Erfolg sind
die Technologien. Erst durch Digitalisierung und
Automatisierung können wir die ambitionierten
Leistungsziele unserer Frischeproduktion errei-chen.
Wir wollen die gesamte Prozesskette digi-tal
abbilden“, sagt Pressesprecher Tito Tablada.
Ein Blick auf die Zahlen: Pro Jahr sollen rund 1,3
Millionen Schweine geschlachtet, zerlegt und
verarbeitet werden – alles unter einem Dach. Das
entspricht einer Schlachtleistung von etwa 600
Schweinen pro Stunde bzw. etwa 5.000 zerleg-ten
Tieren pro Tag.
Wer solche Mengen erreichen will, braucht eine
gut funktionierende Kombination aus Soft-waresystemen,
Maschinen und Anlagen. GCM
hat sich bei der Planung des Werks für europäi-sche
Marktführer entschieden. Damit alle Berei-che
effizient arbeiten können, braucht es zudem
eine Unternehmenssoftware, die den ganzen
Betrieb managen kann. Hier fiel die Wahl auf
das Factory ERP von CSB. Ausschlaggebend war,
dass diese über Standardschnittstellen sowohl
mit dem Group ERP als auch mit den Anlagen
und Maschinen kommunizieren kann. Außerdem
konnte die Erfahrung des Softwarespezialisten
mit vielen erfolgreichen Neubauprojekten in
Europa, Russland, Amerika und Asien überzeu-gen.
Komplexe Prozesse planen und steuern
Als zentrales Nervensystem des Fleischwerks
übernimmt die Software die komplette Daten-haltung
sowie alle wesentlichen Planungs- und
Steuerungsfunktionen. Mit allen daran ge-knüpften
Vorteilen für den operativen Betrieb:
eine einheitliche Datenbasis für die Mitarbeiter,
ein reibungsloser Informationsfluss zwischen
Schlachtung, Zerlegung, Verarbeitung und Logis-tik
sowie eine weitgehend papierlose Steuerung
der Prozesse.
So liefern die mit dem System erstellten Simulati-onen
den Managern Echtzeitinformationen über
die Produktionsnachfrage, die Kundenaufträge,
Lagerbestände und Kapazitäten. Das Resultat:
eine bessere Produktionsplanung, weniger Um-rüstungen
und Stillstandszeiten, ein maximaler
Lagerumschlag und eine optimale Nutzung von
Ressourcen und Kapazitäten.
In der Zerlegung ermöglicht die Software eine
vollautomatische Erfassung und Dokumentati-on
der Gewichte der Grobzerlegung und der
Zerlegeeingänge. Mehr noch: Um den Materi-alfluss
nicht unnötig zu unterbrechen, sorgen
softwaregestützte Informationspunkte (I-Punk-te)
im Zerlegeausgang dafür, dass die richtigen
Teilstücke in der richtigen Reihenfolge an den
richtigen Ziellinien zur Verfügung stehen. Diese
Verteilung übernimmt das System automatisch
auf Basis der Produktionsplanung und unter Be-rücksichtigung
der Kapazitäten an den einzelnen
Zielen. Für wirtschaftliche Transparenz sorgt am
Ende die Ausbeutekontrolle, die den theoreti-schen
mit dem Ist-Ertrag vergleicht.
Überall am mobilen Drücker
Zum Technologiekonzept des Fleischwerks ge-hört
auch die mobile Betriebsdatenerfassung,
mit der die Mitarbeiter bei ihrer Arbeit bestmög-lich
unterstützt werden sollen. Etikettierte Artikel
werden am Produktionsausgang mit Scannern
erfasst, kommissioniert wird mit mobilen Daten-erfassungsgeräten
und auch die Inventurdaten
werden auf den Endgeräten vorgeblendet: Durch
die Digitalisierung eröffnen sich in Bereichen, wo
früher Laufzettel existierten, neue Chancen auf
mehr Effizienz und eine bessere Dokumentation
der Prozesse. Weitere Highlights der mobilen Be-triebsdatenerfassung
im Werk von GCM:
■ Lagerbewegungen mit integrierter Lagerplatz-verwaltung
■ Palettenbau inklusive Etikettendruck (SSCC)
■ Auftragsabwicklung bei Schweinehälften und
frischen Produkten
■ Retourenmanagement
■ Echtzeit-Inventarisierung
SMARTE FABRIK
SMART FACTORY
5 / 2021 33
Fotos: CSB System/Granjas Carroll de México (GCM)