Messen & Veranstaltungen
die Kunden vor Ort im LEH auch von der
Arbeit im QS-System erfahren? Wie sollen sie
erfahren, unter welchen Bedingungen ihre
Lebensmittel hergestellt wurden?
DR. NIENHOFF: Eine ganz wichtige Informa-
tionsquelle sind die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter im Lebensmitteleinzelhandel. Daher
sind sie für uns eine ganz wichtige Zielgruppe
in der Kommunikation. Die Systempartner
im LEH sind aufgefordert, zuständige
Personen in den Märkten über QS zu informieren.
Darüber hinaus werden die Fachkräfte
im LEH regelmäßig durch QS-Kollegen geschult.
Wir bieten auch eine Reihe von wei-
teren Möglichkeiten der Wissensvermittlung.
Das reicht vom E-Learning über das Wissens-
portal www.qs-prüfzeichen.de/wissensportal
bis zu Publikationen mit integrierten Selbsttests
und besonderen Programmen für die
Auszubildenden. Mit Apps, die wir dem LEH
zur Verfügung stellen, und weiteren Kooperationen
und Veranstaltungen wenden wir uns
vor allem an junge und angehende Fachkräfte.
FLEISCH-MARKETING: Seit einigen
Monaten ist die Kennzeichnung der
Haltungsform ein Thema, das auch von
Kunden immer wieder angesprochen wird.
DR. NIENHOFF: Die Verbraucher wollen, dass
es den Tieren gut geht, bevor das Fleisch auf
Die Kassenzonenbefragung der Hochschule Osnabrück aus dem Jahr 2018 zeigt, dass 76 Prozent
der Verbraucher eine artgerechte Tierhaltung fordern.
DR. NIENHOFF: Fakt ist, dass wir jetzt die vom
Handel initiierte 4-stufige Haltungsform-
Kennzeichnung haben. Damit erfolgt die von
Verbrauchern, Politikern und Interessenverbänden
gewünschte Transparenz über die
tiative Tierwohl engagieren sich gerade
4230 schweinehaltende und 2440 geflügelhaltende
Betriebe und setzen mehr Tierwohl
im Rahmen ihrer Arbeit um. Das alles wird
vom Lebensmitteleinzelhandel finanziert.
Dazu werden zwischen 2014 und 2020 in
Summe etwa 650 Millionen Euro investiert
– umgesetzt von Tierhaltern, verlässlich, belegbar
und kontrolliert – und finanziert vom
Lebensmitteleinzelhandel. Das ist schon ein
großer Erfolg und verdeutlicht den Wandel
im Verständnis von Produzenten und im
Handel hin zu mehr Tierwohl. Die Branche
wird das aktiv vorantreiben.
FLEISCH-MARKETING: Was hat die
Branche von QS auf der Anuga zu erwarten?
DR. NIENHOFF: Wir wollen den Austausch
nutzen, um die richtigen Entscheidungen zu
treffen, Vertrauen zu festigen und gemeinsam
für alle mehr zu erreichen. Unsere Branche
steht im Spannungsfeld zwischen günstigen
Fleischpreisen bei hohem Tierwohl und bester
Tiergesundheit. Diese Themen bestimmen
sowohl die öffentliche Wahrnehmung
als auch die fachliche Diskussion. Auf der
Anuga möchten wir mit unseren Partnern
über diese und andere wichtige Themen
sprechen – und diskutieren, wie QS gemeinsam
mit allen Akteuren der Branche die zuverlässige
Qualitätssicherung noch weiter
verbessern und fortentwickeln kann. Und
selbstverständlich sind auf unserem Messestand
auch Experten der Initiative Tierwohl
und Haltungsform.de vertreten.
„JETZT KANN DER KUNDE AUF
DEN ERSTEN BLICK ERKENNEN,
WIE DAS TIER GEHALTEN WURDE“
dem Teller landet. Das hat auch eine Kassenzonenbefragung
der Hochschule Osnabrück
ergeben: Danach fordern 76 Prozent der Verbraucher
eine artgerechte Tierhaltung. Die
Studie „SocialLab – Nutztierhaltung im Spiegel
der Gesellschaft“ zeigt aber, dass 70 Prozent
der Verbraucher keinerlei Kenntnisse
von der Tierhaltung haben. Über die neue
Haltungsform-Kennzeichnung erhalten sie
nun zumindest eine Einstufung in überschaubarer
Form. Bei vertieftem Interesse können
die Kriterien im Internet eingesehen werden.
Zwar wird es Zeit brauchen, bis sich die Kennzeichnung
in den Köpfen der Konsumenten
etabliert hat, wir sind jedoch zuversichtlich,
dass der Verbraucher diese Deklaration
schon bald als selbstverständlich ansieht.
FLEISCH-MARKETING: Also doch eine Versöhnung
zwischen Tierwohl und Preissensibilität?
Bedingungen, unter denen Rinder, Schweine
sowie Hähnchen und Puten gehalten werden.
Jetzt kann der Kunde also auf den ersten Blick
erkennen, wie das Tier, von dem das Fleisch
stammt, gehalten wurde und auch seine Kaufentscheidung
bewusst treffen. Den Wunsch
nach einer Auswahl im Kühlregal und die Bereitschaft,
für mehr Tierwohl mehr Geld zu
zahlen, wird ja immer laut vorgetragen. Aber
klar ist auch: Es ist noch mehr Aufklärung und
Marketing erforderlich und sinnvoll, um den
Konsumenten bei der Entwicklung hin zu
mehr Tierwohl mitzunehmen.
Es ist mir wichtig zu betonen, dass die Initiative
Tierwohl, die vor fünf Jahren aus dem
QS-System erwachsen ist, sich nicht nur um
die Kennzeichnung bemüht. Ihr eigentlicher
Zweck ist die breite Förderung von mehr
Tierwohl. Über die wirtschaftsgetragene Ini
9/2019 Fleisch-Marketing 19