Situation“
Wir selbst merken die starke Nachfrage
auch an den regen Besuchen in unserem
Customer Experience Center in Berlin, die
sich kaum auf nur wenige dieser Handelssegmente
festlegen lassen.
? Hat es für Sie entscheidende Verän-
derungen aufgrund der praktischen
Erfahrungen Ihrer Kunden gegeben?
LAI: Jedes Projekt birgt neue Fragen und
Herausforderungen, die beantwortet
werden möchten. Diese können mal größer,
mal kleiner sein. Was für uns bei der
Entwicklung unserer Systeme wie der DN
Series EASY schon von enormer Bedeutung
war, ist das Feedback unserer Kunden,
die uns im Customer Experience
Center in Berlin besuchten. Dort wurden
bereits etliche Fragen diskutiert – beispielsweise
wo idealerweise welches Kabel
und wo welcher Adapter angebracht
werden sollen. Das, wie auch die hohe
Modularität und Technologieoffenheit
unserer Hard- und Softwarelösungen,
hilft uns in der Praxis enorm, auf verschiedene
Anforderungen reagieren zu
können. Im Feld sind es dann oftmals operative
Aspekte des passenden Set-ups
und Checkout-Mixes vor Ort, die wir vorher
gemeinsam mit dem Kunden anhand
seiner Daten geplant haben. Hier lernen
wir täglich dazu, etwa wie sich Kundenströme
entwickeln oder für neue Optionen
begeistern lassen, wie die Rolle des
Personals dabei ausgestaltet werden sollte
und wie das dazu passende Managed
Services Angebot aussieht.
? Altersbeschränkungen sind ein
neuralgischer Punkt. Welche Lösungen
haben Sie für dieses Problem?
LAI: Den Kauf von altersbeschränkten Waren
beschleunigen wir mit unserem neuen
„Vynamic Smart Vision I Age Verification“-
Angebot. Hierbei scannt einer über dem
SCO-System befindliche Kamera die jeweilige
Person und gleicht ihre Gesichtsparameter
mit einer Datenbank ab. Entscheidet
das System, dass diese Person älter als
ein vorab festgelegter Schwellenwert ist,
beispielsweise 25 Jahre, darf sie ihre Waren
am SCO bezahlen und das Geschäft
verlassen, ohne auf das Personal warten
zu müssen. Das System basiert auf maschinellem
Lernen und bedarf keinerlei
Registrierung, es werden auch keine Bilder
der Personen gespeichert.
? Und wie sieht es mit der
Diebstahlvermeidung aus?
LAI: Für die Vermeidung von Diebstahl gibt
es im Gegensatz dazu jedoch nicht diesen
einen goldenen Schlüssel. Die Lösung setzt
sich aus verschiedenen Komponenten zusammen.
Dazu gehören das Personal, das
den SCO-Checkout-Bereich betreut sowie
Waagen oder Kameras an den Systemen
und Abstellflächen, die den Weg der Waren
während des Checkout-Prozesses verfolgen.
Grundsätzlich haben Studien gezeigt,
dass SCO gegenüber traditionellen
Kassen nicht automatisch mehr Warenschwund
bedeuten – die Zahlen halten
sich aktuell auf einem ähnlichen Niveau
und die Tendenz geht mit zunehmender
Digitalisierung sogar eher in die andere
Richtung. Dazu beitragen können auch
neue Entwicklungen wie „Vynamic Smart
Vision I Fresh Produce Recognition“ zur
automatischen Erkennung von Obst, Gemüse
und Frischwaren. Was einerseits
mehr Komfort für die Kunden bedeutet, da
diese in den Abteilungen nicht mehr selbst
Setzt auf das Feedback seiner Kunden: Stefano Lai.
wiegen müssen, hilft auch bei der Vermeidung
von Diebstahl, wenn etwa bewusst
falsche Obstsorten oder Stückzahlen eingegeben
werden sollten.
? Wie sehen Sie die Zukunft und die technischen
Möglichkeiten in diesen Bereich?
LAI: Warum in die Ferne schweifen, wenn
die Zukunft ist ganz nah, sage ich gerne an
dieser Stelle. Schon heute sehen wir eine
wahre Vielfalt an Lösungsmöglichkeiten
auf der Fläche und im Checkout-Bereich.
Die Kunden möchten ihre Customer Journey
selbst gestalten und erwarten von den
Händlern, dass diese sie dabei unterstützen
beziehungsweise verschiedene Optionen
anbieten. Globus macht es da genau
richtig – zum SCO-Angebot gesellen sich
mobile Self-Scanning-Optionen mit dem
eigenen Smartphone oder mit bereitgestellten
Scannern. Die Kunden können frei
entscheiden. Bezahlt wird dann direkt
über die App oder mittels QR-Code-Übertragung
am SCO. Mobile Lösungen bringen
somit neue Flexibilität ins Spiel. So wird es
zukünftig hier und da auch kleinere Kassenzonen
geben, da verstärkt auf der Fläche
bezahlt werden kann, etwa über das
mit Mobilgeräten ausgestattete Personal.
Im Fashion-Bereich gibt es erste Vorreiter,
die beispielsweise komplett auf eine Kassenzone
verzichten. Durch die starke Vernetzung
der In-Store-Infrastruktur mit den
Backend-Systemen setzt hier eher die Fantasie
die Grenzen, weniger die Technologie.
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