Unternehmen & Konzepte
Hundertprozentige antibiotikafreie
Aufzucht, tierwohlgerechtere
Offenstallhaltung sowie die
Zusammenarbeit mit Partnern
aus der Region – mit diesem
weiterentwickelten Konzept der
Marke „Reinert Herzenssache“
wird The Family Butchers (TFB)
Anfang 2021 an den Start gehen.
Hans-Ewald Reinert, geschäftsführender
TFB-Gesellschafter,
erläutert die Gründe für die Veränderungen
und zieht eine erste
Bilanz der Fusion von Reinert und
Kemper, die sich im November
2019 zu „The Family Butchers“
zusammenschlossen.
FLEISCH-MARKETING: Herr Reinert,
Sie gehen mit dem weiterentwickelten
Konzept „Herzenssache 2.0“ Anfang 2021
an den Start. Warum wurde das Konzept
verändert? Ist das Verkaufsargument
„garantiert 100 Prozent antibiotika-
freien Aufzucht“ nicht ausreichend?
REINERT: Wir sind seit Mitte 2018 mit
„Reinert Herzenssache“ auf dem Markt und
haben damit ein Pilotprojekt in Hinblick
auf die erste Wurstlinie aus 100 Prozent
antibiotikafreier Aufzucht in Deutschland
umgesetzt. Unsere Vision war und ist es
nach wie vor, ein Umdenken hin zu einer
nachhaltigeren Aufzucht voranzubringen.
Die Ausbildung multiresistenter Keime, die
laut Weltgesundheitsorganisation unter anderem
durch den massiven Einsatz von
Antibiotika in der Nutztierhaltung entstehen,
ist mehr denn je ein brisantes, aber
auch gleichzeitig sehr komplexes Thema.
Brisant und
sehr komplex
Hans-Ewald Reinert, geschäftsführende TFB-Gesellschafter, sieht in der Ausbildung multiresistenter
Keime ein brisantes, aber auch sehr komplexes Thema. Deshalb ist ihm die antibiotikafreie Aufzucht
eine Herzenssache.
Die Herausforderung ist daher, kommunikativ
zu vermitteln, warum es so wichtig ist,
dass wir hier aktiv werden.
Darüber hinaus war von Anfang an geplant,
das Konzept schrittweise zu erweitern, sobald
die notwendigen Bedingungen dafür
geschaffen sind. Die Zusammenarbeit mit
Landwirten aus der Region in Verbindung
mit einer tierwohlgerechteren Haltung im
Offenstall ist daher der nächste Schritt in
diese Richtung, mit dem wir die Geschichte
unserer Herzenssache Anfang 2021 fortsetzen.
Als Familienunternehmen ist uns
sehr daran gelegen, die Landwirte aus der
Region zu unterstützen und auf eine
partnerschaftliche Zusammenarbeit zu setzen.
Aus dieser Grundhaltung heraus haben
wir „Reinerts Genuss-Genossenschaft“ ins
Leben gerufen – ein symbolischer Zusammenschluss,
in dem wir mit Landwirten
aus der Region und dem Schlachthof Brand
unsere Grundwerte in Form eines Manifests
festgehalten haben. Um die Landwirte bei
der Umsetzung einer tierwohlgerechteren
Offenstallhaltung und 100 Prozent antibiotikafreien
Aufzucht zu unterstützen, haben
wir zudem eine Art Ausfall-Vereinbarung
geschaffen. Diese sorgt dafür, dass die
Landwirte eine Ausgleichszahlung erhalten,
sollte der Fall eintreten, dass die antibiotikafreie
Aufzucht bei einigen Tieren nicht
gelingt und diese konventionell vermarktet
werden müssen. So stellen wir sicher, dass
keiner der Landwirte ein finanzielles Risiko
eingehen muss, um Teil unseres Programms
zu sein.
FLEISCH-MARKETING: Hat die
Corona-Pandemie die Weiterent-
wicklungen beeinflusst?
REINERT: Die Pandemie hatte bisher zum
Glück keine Auswirkungen auf unseren
laufenden Produktionsbetrieb und auch die
28 12/2020 Fleisch-Marketing